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Handys, GPS-Geräte, Funkgeräte und ähnliches begleiten uns auch auf Skitour, beim Variantenfahren oder bei Bergrettungseinsätzen. Die Sicherheitsforschung des Deutschen Alpenvereins hat erfasst, wo es Probleme in Verbindung mit LVS-Geräten geben kann und wie sich diese weitestgehend vermeiden lassen.

Sophia Steinmülller und Florian Hellberg, DAV (Bergeerleben 5/22)

Alle elektronischen Geräte wie beispielsweise Handys, Kameras, Funkgeräte, Heizhandschuhe, beheizte Einlagesohlen, GPS-Geräte und Herzschrittmacher (!) erzeugen elektromagnetische Felder, die das von LVS-Geräten ausgesandte elektromagnetische Signal beeinflussen können. Ebenso schirmen metallische Objekte wie Lawinenschaufel, Sonde, Magnetknöpfe, Trinkflaschen und sogar die Alu-Verpackung eines Müsliriegels oder einer Zigarettenschachtel elektromagnetische Felder ab und sind somit ebenfalls potentielle Störquellen.
Das Ziel muss sein, eine Beeinflussung von LVS-Geräten durch Störquellen zu vermeiden, um eine effektive Rettung durchführen zu können.

Die Hersteller Arva, Mammut und Ortovox reduzieren (bei einem Teil ihrer Geräte) die empfohlene Suchstreifenbreite, wenn sich eine Störquelle zu nahe am suchenden Gerät befindet.

Abstände sind entscheidend

Generell gilt: Der Einfluss von Störquellen ist vom Abstand zum LVS-Gerät abhängig. Deshalb sollten im Sendebetrieb alle elektronischen Geräte sowie metallischen Objekte mindestens 20 cm Abstand zum LVS-Gerät haben. Das Handy oder der Flachmann sollten beispielsweise im Rucksack oder in der Gesäßtasche verstaut werden und sich nicht in unmittelbarer Nähe des LVS-Geräts befinden. Eine Reduzierung der Sendereichweite oder gar ein unbeabsichtigtes Ausschalten des Geräts sind sonst möglich.
Im Suchmodus ist die Störempfindlichkeit nochmal höher als im Sendebetrieb. Deshalb sollten beim Suchen elektronische Geräte und metallische Gegenstände mindestens 50 cm entfernt sein bzw. optimaler Weise ausgeschaltet werden. Dieser halbe Meter ist dabei allerdings wirklich als Mindestabstand anzusehen – je größer dieser beim Suchen (!) gewählt wird, desto sicherer kann der Einfluss verschiedener Störquellen ausgeschlossen werden.
In mehreren Beiträgen beim ISSW (u.a. Barkhausen, 2012; Meister & Genswein 2014; Forrer et al. 2018) hat sich gezeigt, dass die Empfangsreichweite eines LVS-Geräts verringert wird, wenn sich elektronische Geräte wie iPod, Kamera und GPS-Geräte im Umkreis von 50 cm befinden. Die vergleichsweisen stärksten Störungen wurden dabei von einem iPod verursacht.
Auch bei den Versuchen der DAV-Sicherheitsforschung hat sich der Einfluss von  elektronischen Geräten bestätigt. Neben der Reichweitenreduzierung haben wir durch ein Handy erzeugte falsche und irreführende Signale auf dem LVS-Gerät festgestellt.

LVS (c) AVS
© AVS-Archiv
LVS-Gerät (c) AVS
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Elektronische Geräte ausschalten

Um jegliche Störeinflüsse auszuschließen, muss der Suchende alle elektronischen Geräte, die er mit sich führt, ausschalten. Das bedeutet auch für alle GoPro Heros, dass sie spätestens bei der Kameradenrettung ihre Liveaufzeichnung beenden sollten! Handytelefonate mit der Bergrettung werden in mindestens 25 Meter Entfernung von den Suchenden geführt. Macht es die Rettungssituation notwendig, bei der Suche gleichzeitig erreichbar zu sein, weil man beispielsweise der einzige Suchende ist, ist es ein Kompromiss das Handy in der Rucksackdeckeltasche oder Gesäßtasche (Abstand größer als 50 cm) auf die Suche mitzunehmen.

Abstand zu Metallgegenständen

Auch metallische Gegenstände beeinflussen ein suchendes LVS-Gerät negativ. Deshalb sollten Skistöcke oder Sonden bei der Suche nicht in derselben Hand getragen werden wie das LVS-Gerät. Das Verwenden von Skistöcken oder einer metallischen Sonde zum Einkreuzen beeinflusst das suchende LVS-Gerät nur  geringfügig und ist noch als akzeptabel einzustufen.
Natürlich können auch externe Störquellen die LVS-Suche beeinträchtigen. In der Nähe von Sendeanlagen, Hochspannungsleitungen oder Liftanlagen wird die Leistung von LVS-Geräten dramatisch beeinflusst (v. a. der digitale Modus). Hier hilft nur noch eine analoge Suche mit sehr schmalen Suchstreifen.
Diese Empfehlungen basieren auf den Angaben der Hersteller, den Ergebnissen der angegebenen Studien und sind mit eigenen Versuchen abgeglichen. Endgültige Aussagen über den Einfluss elektronisch ausgelöster Airbag-Systeme können erst nach umfassenden Untersuchungen getroffen werden. Als Standardmaßnahme kann aber bereits vorab der empfohlene Mindestabstand beim Suchen bzw. Senden wie oben erläutert empfohlen werden.
Siehe auch: DAV-Mitgliederzeitschrift Panorama 1/2016.

Beiträge rund ums AVS-Magazin „Berge erleben“