Pflege Friends © AVS

So kümmerst du dich um deine Friends

Stefan Steinegger, Mitarbeiter im Referat Bergsport (Bergeerleben 3/2022)

Mit Friends fürs Alpinklettern ist es ein bisschen wie mit einer Freundschaft zwischen Menschen. Auch sie brauchen Pflege und Aufmerksamkeit. Auch sie durchleben mit uns Höhen und Tiefen und teilen unvergessliche Erinnerungen. Erinnerst du dich an den großen Abflug mit einem kleinen 0,5er-Friend als Sicherungspunkt? Angst, Sturz, ein Schrei – dann der sanfte Fangstoß und du findest dich im Seil hängend wieder. Was für unglaubliche Emotionen!

Damit solche Erlebnisse nicht in einem Unglück enden, sollte jeder Alpinist seine persönliche Ausrüstung regelmäßig überprüfen und pflegen – sowie seine Freunde dazu animieren, ihre Ausrüstung immer wieder sorgfältig zu checken.

Über die Pflege von Friends haben wir mit Stefan Leitner, Vertriebskoordinator bei Wild Country in Bozen, gesprochen.

 

Wann sollten Friends überprüft und gereinigt werden?

Grundsätzlich sollte man Friends nach jedem Gebrauch reinigen, überprüfen und schmieren. Natürlich ist diese „große Inspektion“ nach jeder Klettereinheit ziemlich zeitaufwändig, aber wir empfehlen, die Friends zumindest regelmäßig zu reinigen und zu überprüfen.

Ein verschmutztes Klemmgerät mit schwer beweglichen oder steifen Klemmsegmenten funktioniert nicht so gut wie ein leichtgängiger Friend. Man sollte sich vergewissern, dass der Federmechanismus und die Klemmsegmente sofort und vollständig in die entspannte Position zurückkehren, ­sobald der Trigger (der Griff zum ­Setzen des Friends) aus irgendeiner Position losgelassen wird.

Klettert man in salzhaltiger Luft (Meeresklippen, Küste), ist es besonders wichtig, die Friends gründlich und wirklich sofort danach zu reinigen. Das Salz kann Korrosion extrem beschleunigen.

Nach einem heftigeren Sturz in ­einen Friend sollte man sofort überprüfen, ob der Trigger noch funktioniert, ob es Risse oder Verformungen an den Klemmsegmenten oder den Achsen gibt, oder ob der Schaft verbogen bzw. beschädigt ist.

Wie Friends richtig gereinigt werden

Wild Country empfiehlt zur Reinigung Wasser (ca. 40 °C) mit einem Spritzer milden Geschirrspülmittel. Dabei sollte man achten, dass die eingenähten Schlingen möglichst nicht nass werden. Zum Entfernen von Staub und Schmutz von den Federn, Achsen und Klemmsegmenten eignet sich eine alte Zahnbürste. Anschließend unter Wasser den Federmechanismus einige Male bewegen und den Friend mit sauberem Wasser abspülen. Überschüssiges Wasser sollte man sorg­fältig mit einem sauberen Lappen abtrocknen. Vor dem Schmieren sollte man den Friend gründlich und fern von direkter Hitze auf sauberem Zeitungspapier oder Karton trocknen lassen.

Überprüfung Friends © AVS

Wie alt ist der Friend?

Allgemein gilt: Metallteile halten theoretisch „ewig“, aber das hängt natürlich immer von der Verwendung ab. Bei Kunststoffteilen – also auch bei dem Gurtband der Schlinge – beträgt die maximale Lebensdauer 10 Jahre. Das gilt auch dann, wenn kein einziges Mal damit geklettert wurde!

Die Lebensdauer hängt immer von der individuellen Nutzung ab! Die Schlinge kann auch durch eine peitschenartige, plötzliche Belastung beschädigt werden.

Das Alter der persönlichen Schutzausrüstung – und somit auch der eigenen Friends – sollte jeder kennen. Das Herstellungsjahr ist auf der Chargennummer auf den inneren Klemmsegmenten und auf dem Etikett auf dem Gurtband aufgedruckt.

Überprüfung der wichtigsten Funktionen

Als Erstes sollt überprüft werden, dass sich die Klemmsegmente frei bewegen. Wird der Trigger angezogen und losgelassen, sollten die Klemmsegmente sofort in die entspannte 90°-Position zurückschnappen. Trigger und Trigger-Drähte sind nicht verdreht. ­Keine Risse oder Verformungen.

Überprüfung der Klemmsegmente

Die Klemmsegmente sollten gerade und ohne Verformung sein. Es sollten keine Dellen oder abgeflachte Bereiche auf den Auflageflächen der Klemmsegmente sein, weil dies den Auflagewinkel verändern könnte. Solche Dellen oder abgeflachte Bereiche entstehen manchmal nach großen Stürzen. Ebenso dürfen die Segmente keine Risse und keine Anzeichen von Korrosion haben. Achtung auf scharfe Kanten, die die Schlinge beschädigen könnten!

Nach den Klemmsegmenten werden die Verbindungen der Achsen und Klemmsegmente überprüft. Dabei achtet man neben Korrosion auf übermäßiges Spiel und ausgeschlagene Lager, verbogene Achsen und Abdeckplatten.

Pflege Friends
Überprüfung Friends © AVS

Prüfung des Triggers des Friends

Nachdem überprüft wurde, dass es keine Anzeichen von Korrosion oder feine Risse gibt, sollte kontrolliert werden, ob die Trigger-Drähte sicher am Trigger befestigt sind und die Ver­pressungen zwischen Draht und Stahlkabel fest sind. Die Drähte bzw. die Stahl­kabel sollten gerade und frei von Verformungen sein. Leicht verbogene Drähte kann man ganz vorsichtig wieder zurückbiegen.

Prüfung des Schafts

Der Schaft sollte keine scharfen Kanten und keine dauerhafte Verformung aufweisen. Leicht verbogene Schäfte können durch sanftes Biegen nach­justiert werden. Beim Übergang zwischen dem Kunststoffteil des Schafts (Tube Cover) und der Metallverpressung sollte kein großer Spalt sein. Das Kunststoffteil (Tube Cover) des Schafts sollte nicht beschädigt sein und keine Schnitte haben.

Überprüfung des Bandmaterials (Schlinge)

Bei den eingenähten Schlingen wird kontrolliert, ob alle Riegelnähte in Ordnung sind und es keine losen, offenen Nähfäden gibt. Das Bandmaterial selbst wird auf Schnitte oder Abrieb überprüft. Wenn ein Friend in einem guten Zustand, aber die Schlinge beschädigt ist, bieten einige Hersteller einen „Re-sling Service“ an. Der Service von Wild Country wird auf den nächsten Seiten beschrieben. Dabei wird professionell eine neue Schlinge eingenäht. Die Schlinge wird nur ersetzt, wenn die Klemmsegmente zu 100 Prozent Ok sind.

Schmieren der Friends

Zum Schmieren der Friends sollte ein Schmiermittel auf Teflon-, Silikon- oder Wachsbasis verwendet werden. Kein Fett oder Schmiermittel auf Ölbasis nehmen, da diese Mittel Schmutz leichter binden, was zu Fehlmechanismen führen könnte. Das Schmiermittel wird auf die Federn, Achsen und zwischen den Seitenplatten aufgetragen. Um das Schmiermittel entlang der Achse und in die Klemmsegmente zu verteilen, einige Male den Trigger ziehen. Man sollte darauf achten, dass kein Schmiermittel auf die eingenähte Schlinge gelangt. Um die Schlinge sauber zu halten, kann man sie während des Schmierens mit einer Plastiktüte abdecken. Überschüssiges Schmiermittel sorgfältig abwischen.

Beiträge rund ums AVS-Magazin „Berge erleben“