Alu-Rettungsdecke © AVS

Die Alu-Rettungsdecke ist Bestandteil einer jeden Erste-Hilfe-Tasche und hat vielseitige Anwendungsbereiche. Die Alu-Rettungsdecke kann zur Not sogar als Schutz gegen UV-Strahlung dienen oder für improvisierte Rettungstechniken am Berg angewendet werden.

Stefan Steinegger, Mitarbeiter des AVS-Referats Bergsport und HG (Bergeerleben 1/23)

Ein Produkt der Nasa

Entwickelt wurde die Rettungsdecke in den 1960er-Jahren von der Nasa für die Apollo-Kapseln. Beim Mondanflug wurden die Raumkapseln zu heiß und man suchte nach einem Material, um die Sonne zu reflektieren. 1978 kam die Alu-Rettungsdecke das erste Mal auf der Erde zum Einsatz. Beim New-York-­Marathon reichte man sie den Ankommenden im Ziel zum Wärmeerhalt. Reflexion und Wärmeerhalt sind auch im Notfall die beiden Hauptfunktionen der Rettungsdecke: Sie reflektiert bis zu 90 Prozent der menschlichen Strahlungswärme. Und diese Wärmestrahlung ist beachtlich: Im Sitzen strahlt man 120 Watt, in Bewegung bis zu 360 Watt aus. Besonders beim Bergsteigen kann Unterkühlung für den Verletzten und die Retter ein großes Problem werden. Der Wärmeerhalt muss bei jeder Erste-­Hilfe-Leistung gewährleistet bleiben, denn Kälte wirkt sich negativ auf das Blut aus, da es dadurch dünner wird.

Silber oder Gold – welche Seite?

Die Rettungsdecke hat eine silberne und eine goldene Seite. Laut neuesten Forschungen ist zum Kälteschutz bzw. Wärmeerhalt egal, ob man die silberne oder goldene Seite innen oder außen benutzt. In beiden Fällen reflektiert die Folie 90 Prozent der vom Menschen abgestrahlten Wärme.

Rettungsdecke über die innerste Kleidungsschicht legen

Das Problem der Alu-Rettungsfolie beim Bergsteigen ist, dass sie bei Sturm, Kälte, Schnee usw. leicht zerreißen kann. Es geht also darum, sie richtig anzuwenden bzw. anzulegen. Damit sie nicht zerreißen kann, darf der Verletzte nicht außen umhüllt werden. Direkt auf die Haut gelegt ist ebenfalls falsch, da die Rettungsdecke aus einer metallischen Legierung besteht und bei direktem Kontakt mit der Haut die Wärme ableitet – also genau das Gegenteil bewirken würde. Um die Strahlungswärme des Körpers effizient zu reflektieren, wird die Alu-Rettungsdecke über die unterste Bekleidungsschicht gelegt. Je mehr vom Körper umhüllt wird, umso angenehmer ist es für den Verletzten. Mit der vorgestellten Technik (siehe Bilder) hat man einen zusätzlichen Effekt: Die Decke ist fix umwickelt, muss nicht festgehalten werden und man ist weiterhin sehr mobil. Zudem besteht im Falle einer Hubschrauberbergung nicht die Gefahr, dass bei der Landung Fetzen der Rettungsfolie umherfliegen, was für den Rotor des Hubschraubers gefährlich sein kann.

Sonnenschutz (c) AVS | Miriam Federspiel
Die Alu-Rettungsdecke als Sonnenschutz © AVS
Verletztentransport (c) AVS | Miriam Federspiel- Miriam Federspiel
Transport eines Verletzten mit Hilfe der Alu-Rettungsdecke © AVS

Rettungsdecke als provisorische Sonnenbrille

Die Alu-Rettungsdecke ist durchsichtig! Sie lässt etwa 8 Prozent des sichtbaren Lichts durch, aber nur 1 Prozent der gerade im Gebirge sehr gefährlichen UV-Strahlung. Tests der Tiroler Bergrettung haben ergeben, dass Alu-Rettungsdecken dieselben UV-Schutzwerte haben wie hochwertige Gletscherbrillen. Eine Möglichkeit, sich behelfsmäßig zu schützen ist, die Rettungsdecke von hinten über den Kopf zu ziehen. Unter dem Kinn muss ein Spalt für die Luft frei bleiben. Ebenso kann man sich ein längliches Stück der Folie herunterreißen und als Binde vor die Augen geben.

Rettungsdecke hält bis zu 480 Kilogramm

Die Tiroler Bergrettung hat im Zuge ihrer Tests eine Rettungsdecke als zusammengewickelten Strang einer Zugprüfung unterworfen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Decken erst bei einem Zug von 270 bis 480 Kilogramm reißen. Bei Bergunfällen ist man aufgrund der Bedingungen im Gebirge oft auf Improvisation angewiesen. Dann kann die Alu-Rettungsdecke problemlos für den Transport von Patienten oder im Bereich der Ersten Hilfe verwendet werden. So können z. B. mit Hilfe einer Rettungsdecke und eines Karabiners stark blutende Extremitäten abgebunden werden. Es sollten aber möglichst neuwertige Rettungsdecken ohne Risse sein. Es gibt also genug gute Gründe, dass in jedem Rucksack eine Alu-Rettungsdecke mitgeführt wird. Sie ist günstig, leicht und vielseitig einsetzbar: Genau das kann man im Bergsport immer gut gebrauchen.

Beiträge rund ums AVS-Magazin „Berge erleben“