„Kaffee und Kuchen“, Dirupi di Larsec Gruppe, Rosengarten
Erstbegehung der Touren "Kaffee und Kuchen" © Johannes Egger, Stefan Plank, Stefan Reiner, Max Renner und Manuel Luterotti

Die Dirupi di Larsec sind eine Ansammlung mystischer Türmchen, die unerreichbar wirken und sich abheben vom Strom der Menschenmassen, die sich von Gardeccia in Richtung Vajolettürme mühen. Manchmal gewähren sie Einblicke und so wurden bei zwei Anläufen 2 tolle Alpine Touren geschaffen. Kaffee und Kuchen, fixer Bestandteil eines guten Starts in einen tollen Klettertag und Namensgeber für diese Abenteuer

Es ist Ende Mai, aber heuer liegt so viel Schnee, dass die langen Dolomitenrouten noch etwas warten müssen. Also gehen wir heute auf den Becco d’Aquila in der Dirupi di Larsec Gruppe, in meinem geliebten Rosengarten. Eine einfache Sportkletterroute, gut abgesichert und dementsprechend verirrt sich mein Blick immer wieder weg von der Route. Linkerhand ragt ein Turm in die Höhe, ein markantes Dach versperrt den direkten Weg zum Gipfel. Die Wand darunter leuchtet aber in den schönsten Dolomitenschattierungen und zieht mich in Ihren Bann, ein Riss zeigt die logische Linie auf. Der einsetzende Graupel veranlasst uns, den gemütlichen Gipfel zu verlassen. Einige Tage später zwingt uns der Schnee immer noch, unsere ambitionierten Ziele zu verschieben, aber nach einer gründlichen Recherche ist klar, dass wir uns den Turm aus der Nähe anschauen werden.

 Das Risiko, in Gardeccia eine Strafe zu zahlen, ist durch 4 geteilt im finanziellen Rahmen und so fahren wir mit dem Auto bis auf Anschlag. So müssen wir nur eine halbe Stunde die schweren Rucksäcke zum Einstieg schleppen. Max hat das Pech, den schwersten Rucksack abzubekommen und darf unser Bier raufschleppen. Es ist verdammt kalt und man könnte definitiv noch Skifahren, so viel Schnee liegt heuer noch. Wir sind zu viert und irgendwie ist die Motivation nicht hoch in der Kälte nur zu warten. Plank hat immer die besten Ideen und motiviert Manuel, gleich Links eine evidente Verschneidung zu probieren. Der arme Max hat von unserer Diskussion leider nichts mitbekommen und wird von Manuel gleich mal freundlich losgeschickt ein paar Nägel zu versenken. Ich darf auch starten und schnaufe schwerbehangen wie eine Diesellok los, die Kälte zwingt mich zu vielen Pausen, aber das Schlagen der ersten Nägel gibt mir etwas Wärme. Ich komme nicht wirklich in einen Kletterfluss, immer wieder schlage ich die Hände an die Wand, aber was im Winter normalerweise hilft, verschafft mir heute keinen Vorteil. Irgendwann gehen mir die Freunde aus, aber ich bin so weit oben und der Fels so steil, dass ich die letzten schweren Meter ohne Gewissensbisse durchziehe. An einem Köpfel und Baum beziehe ich Stand. Das Nachziehen des Haulbags verschafft mir endlich wirklich Wärme aber leider auch ein paar Blasen. Während Stefan nachkommt schaue ich Max und Manuel zu, wie sie elegant emporsteigen. Auch sie kommen recht schnell weiter.

Nach einiger Zeit kommt auch Plank am Stand an und schwärmt von der geilen Kletterei, wir sind uns einig, dass es einige der schönsten Klettermeter überhaupt sind. Die nächste Länge will sich Plank holen, es zieht in etwas nach rechts in eine schöne Verschneidung. Ich bin etwas enttäuscht; die geile Linie geht gerade nach oben. Nach einigen Metern kommt ein trauriges, „verdammt, da steckt schon ein Nagel“. Mit einem süffisanten Grinsen schicke ich Ihn auf den wahren Weg der Tugend. Nach 2 Nägeln ist auch diese Länge erledigt und eine leichte, lange Länge bringt uns auf eine Schulter und unter das Dach. Dort treffen wir auch wieder auf Max und Manuel, ein Blick auf die Uhr und in den Himmel entscheidet für uns. Max und Manuel gehen noch über die Hendrina auf den Gipfel, ich und Stefan starten in der Zwischenzeit wieder runter.

Erst Mitte August drehen sich die Gedanken wieder um das offene Projekt, diesmal kommt Stefan Rainer mit. Er und Manuel hatten beide eine Feier den Tag zuvor, aber die ersten Klettermeter sorgen für einen klaren Kopf und die Sonnenbrille verdeckt gekonnt die müden Augen. Bald stehen wir wieder auf der Schulter. Manuel und Max ziehen unter das markante Dach, mein Interesse ist von 2 dünnen, parallelen Rissen gefangen, die sich durch eine gelbe Wand ziehen, als hätte jemand oben versucht jene mit einer Axt zu spalten. Zum Glück ist der Fels recht Nagelfreundlich, unsere Stände sehr gut und so starte ich motiviert in das anspruchsvolle Gelände. Diesmal ist der Fels leider nicht mehr so gut, und so muss ich ziemlich viel putzen, es sind zum Glück nur Blöcke, welche rumliegen und der Fels darunter doch sehr stabil. So ist es eher eine nervige Arbeit, die vor allem in die Waden geht.  Mit meinem neuen Hammer dresche ich die Nägel in die Risse, dass es nur so Spaß macht. Nach dem schwierigen Teil folgen noch einige leichte Meter und ich finde einen gemütlichen Platz für den Stand. 2 Nägel und ein Freund und schon kommt Steve nach. Langsam ist der Rucksack doch um einige Nägel leichter, so kommt er schnell nach. Der Gipfel ist schon in Reichweite, aber er ist so nett, und macht noch extra einen Stand um mir die Freude zu lassen, die letzten Meter zum Gipfel machen zu dürfen. An einer riesen Haifischflosche hole ich Ihn nach, dann seilen wir auch schon wieder ab. Der arme Junge muss am Nachmittag schon wieder in Bruneck sein. Als wir am Boden sind und unser Material gerade zusammensuchen, kommen einige nette Grüße unserer Freunde, welche etwas nach uns auch erfolgreich den Gipfelerreicht hatten. Einer dieser imposanten Nettigkeiten erwischt mich an der Lippe, der BRD-Profi flickt mich aber schnell zusammen und ich einige mich mit Manuel darauf, dass wir jetzt wieder ausgeglichen sind, ich hatte ihm im Winter mal freundlicherweise bei einer Erstbegehung den Pickel in der Hand versenkt.

Text: Johannes Egger

Erstbegehung der Touren "Kaffee und Kuchen" © Johannes Egger, Stefan Plank, Stefan Reiner, Max Renner und Manuel Luterotti

Routeninformationen

„Kuchen“ (gelb)

Zustieg: 0,5h von Gardeccia, nach er Holzbrücke den sentiero delle Scalette nehmen und beim zweiten Schuttfeld den Steigspuren nach.

Ausrichtung: Ost/Südseitige Ausrichtung, ideal auch zu Saisonbeginn oder Ende, im Sommer eher bewölkte Tage ausnutzen.

Gebirge: Dolomiten

Gruppe: Rosengarten, Derupi di Larsec, Campanile Gardeccia

Erstbegeher: Johannes Egger, Stefan Plank, Stefan Reiner

Schwierigkeit: VII

Seillängen: 6

Zustieg: 0,5h von Gardeccia, nach er Holzbrücke den sentiero delle Scalette nehmen und beim zweiten Schuttfeld den Steigspuren nach.

Ausrichtung: Süd/Ost

Charakter: Schwierigkeiten bis VII (Stellen), alle Stände eingerichtet und bei Bedürfnis kann man sie super verstärken, die Absicherung ist großteils selbst zu gestalten.

Die Route wurde von unten onsight eröffnet, alle Haken wurden aus der Kletterposition geschlagen und belassen. 6 Seillängen, Schwierigkeiten bis VII (Stellen), alle Stände eingerichtet und bei Bedürfnis kann man sie super verstärken.  Fels bis auf die vorletzte Länge ausgezeichnet, in dieser noch etwas zu putzen, aber nicht gefährlich. Ideal zu Saisonbeginn oder Ende, im Sommer eher bewölkte Tage ausnutzen.

Ausrüstung: NAA, 60m Halbseile, 2 Sätze BD von Blau-Blau empfohlen, Nägel und Hammer.

Zeit: 3-4h

Routenbeschreibung:

  1. Start an gelber Mauer, dem Riss leicht nach rechts folgen, dann immer nach Oben. Stand an Köpfl und Baum (40m, 2 Haken, VII)
  2. Immer gerade nach Oben, dann leicht rechts ausholend nach links zum sichtbaren Baum. (V+, 20m, 2 Haken & 2 Sanduhren)
  3. Gerade Hoch, dann leicht rechts zu sichtbarer kleinen Verschneidung, Stand an 2 neuen Haken am Anfang des Bandes, einige Meter vor altem Stand. (IV+, 40m, 3 Haken & 1 SU)
  4. Verbindungslänge, dem Band entlang Richtung Schlucht, etwas links davor Stand an 2 Haken.
  5. Nach rechts queren, der Verschneidung im gelben Wandbereich nach oben folgen, bei den parallelen Rissen immer den leichtesten Weg suchen. Stand in der nähe von 2 großen Blöcken, einige Meter über der Dachkante. (VI, 35m, 6 Haken)
  6. Richtung Kante zielen, an altem Stand vorbeiklettern und dann Richtung Gipfel. Stand an riesiger Haifischflosse. (IV+, 40m)

Abstieg: dem Grat Richtung Norden folgen bis man zu 2 eigeklemmten Riesen Blöcken kommt. Dort gibt es eine eingerichtete Abseilpiste an Spit-Ständen. Welche einer Schlucht folgen. Ausgesetzte, aber leichte Kletterei.

„Diese Route wurde mit Haken des AVS-Alpinfonds erstbegangen“

Routeninformationen

„Kaffee“ (lila)

Zustieg: 0,5h von Gardeccia, nach er Holzbrücke den sentiero delle Scalette nehmen und beim zweiten Schuttfeld den Steigspuren nach.

Ausrichtung: Ost/Südseitige Ausrichtung, ideal auch zu Saisonbeginn oder Ende, im Sommer eher bewölkte Tage ausnutzen.

Gebirge: Dolomiten

Gruppe: Rosengarten, Derupi di Larsec, Campanile Gardeccia

Erstbegeher: Manuel Lutterotti und Max Renner

Schwierigkeit: VI

Seillängen: 8

Zustieg: 0,5h von Gardeccia, nach er Holzbrücke den sentiero delle Scalette nehmen und beim zweiten Schuttfeld den Steigspuren nach.

Ausrichtung: Süd/Ost

Ausrüstung: NAA, 60m Halbseile, Friends mittlere Größen doppelt, Nägel und Hammer.

Zeit: 3-4h

Routenbeschreibung:

  1. Start bei einer mit schwarzem Haken gekennzeichneten Verschneidung. Zuerst 20m (V) einige brüchige Stellen, dann (III) bis zum Stand. ( ca. 30m – Stand an 3 Haken)
  2. Der linken Verschneidung folgen (ein Haken), dann weiter zu einem gut absicherbaren Riss, diesem bis zum Stand folgen. (ca. 30m – Stand an 2 Haken) 
  3. Der rechten Verschneidung (V) folgen, weiter über eine leichte Rinne (III) ( ca. 30M – Stand an 2 Haken)
  4. Der Verschneidung (IV) bis zum Band folgen (ca. 40m – Stand an Block)
  5. Vom Block über das Band nach rechts queren. Dem Riss (V+) unterhalb des Daches über einen Haken bis zum Stand folgen. Einige brüchige Stellen (ab Block ca. 40m – ca. 30 Klettermeter. Stand an Nagel, Sanduhr und rotem BD-Friend) 
  6. Weiter hoch bis unters Dach. Unter dem Dach nach rechts über eine ausgesetzte Stelle weiter bis zum Stand auf einer kleinen Kanzel (V – VI?). Auf Seilreibung achten.  (ca. 15m – Stand an 2 Nägel)
  7. Gerade hoch Richtung Gipfel, stand an Haifischflosse. (ca.30m, IV)
  8. Weiter bis zum Gipfel ( anfangs V später IV) ( ca. 50m – Stand bei Köpfl)

Abstieg: dem Grat Richtung Norden folgen bis man zu 2 eigeklemmten Riesen Blöcken kommt. Dort gibt es eine eingerichtete Abseilpiste an Spit-Ständen. Welche einer Schlucht folgen. Ausgesetzte, aber leichte Kletterei.

„Diese Route wurde mit Haken des AVS-Alpinfonds erstbegangen“