„Hexentango (WI 4+, M 4+, 55°)“, Hochflachkofel, Rieserfernergruppe
Erstbegehung der Route "Hexentango" © Jakob Steinkasserer und Simon Gietl

Jakob Steinkasserer gelang am 30. April zusammen mit Simon Gietl, die Besteigung des Westgipfels des Hochflachkofels über eine neue Linie, die das Potenzial hat zu einem Klassiker des Winterbergsteigens zu werden.

Im Winter, bei einer Skitour über die Antholzerscharte zum Magerstein, fiel mir beim Aufstieg eine eindrucksvolle Linie auf. Nach dem Durchstöbern eines Führers der Riesenfernergruppe wurde mir klar, dass die besagte Linie noch unbestiegen war. Ich war dann hochmotiviert, diese Linie als Erster zu klettern. Doch es dauerte noch über einen Monat, bis sich die Gelegenheit bot, die Tour zu klettern. Nach einem kurzen sommerlichen Gruß Anfang/Mitte April dachte ich schon, ich müsste die Begehung auf das nächste Jahr verschieben. Doch nach einem erneuten Kälteeinbruch Ende April ergab sich die Gelegenheit, noch dieses Jahr einen Versuch zu starten. Der Kletterpartner für die Tour war schnell gefunden. Nach einem Telefonat mit Simon, bei dem ich ihm mein Vorhaben erklärte, war er von Anfang an begeistert und sofort dabei. Am 30. April war es dann so weit: Wir machten uns motiviert auf den Weg zur besagten Wand. Da die Schneeschmelze schon stark eingesetzt hatte, entschieden wir uns, auf die Ski zu verzichten und nur mit Bergschuhen zur Wand hochzusteigen. Nach einem kleinen Lokalaugenschein entschieden wir uns, einen Versuch zu wagen und einzusteigen. Die erste Seillänge erwies sich als ziemlich nass und felsig, doch wir ließen uns nicht aus der Ruhe bringen und meisterten die erste Länge. Nach einer 100 Meter langen, 60° steilen Firnflanke standen wir vor dem „Highlight“ der Tour, einem 40 Meter langen Wasserfall. Die Verhältnisse waren nicht ganz perfekt, aber dennoch machbar. Als wir den Wasserfall gemeistert hatten, ging es noch ca. 300 Meter weiter über 60° steile Firnflanken bis auf den Westgipfel des Hochflachkofels. Oben angekommen begrüßte uns ein kalter Ostwind, der es aber nicht schaffte, unsere Laune zu verderben. Nach einem „Berg Heil“ ging es glücklich und zufrieden zum Einstieg der Tour zurück, wo wir unsere Sachen zusammenpackten und zum Ausgangspunkt der Tour abstiegen. Dann gab es nur noch eine Sache zu erledigen: einen passenden Namen zu suchen. Simon schlug vor, da am Abend „Walpurgisnacht“ war, einen Namen mit dieser Bedeutung zu finden. Nach ein wenig Überlegung fanden wir den Namen „Hexentango“. Denn nach altem Volksglauben treffen sich in der Walpurgisnacht, zum 1. Mai, die Hexen mit dem Teufel zum Tanzen und Feiern.

Erstbegehung der Route "Hexentango" © Jakob Steinkasserer und Simon Gietl

Routeninformationen

„Hexentango“

Erstbegehung: Jakob Steinkassererr und Simon Gietl am 30.04.2024

Schwierigkeit: WI4+ M4+ 55°

Länge: ca. 500 m

Zeit: 3-4 Stunden

Material: komplettes Sortiment an Friends 0,1-2, 4 Eisschrauben, davon 2 kurze, 60 m Einfachseil und ein kleines Hakensortiment

Ausrichtung: West

Charakter: Begeisternde Gullykletterei, die das Zeug hat, bei hervorragenden Bedingungen ein Klassiker zu werden.

Absicherung: Alpin, die geschlagenen Haken wurden belassen.

Zustieg: Vom Parkplatz der Bergeralm entlang der Forststraße oder Abkürzung bis zur Abzweigung Rieserfernerhütte, dort weiter über den Sommerweg bis zur Abzweigung Antholzerscharte. Dann den Sommerweg bis zur Waldgrenze (Antholzerscharte) nehmen, dort den Sommerweg verlassen und an der rechten Seite des Tales bis zum Einstieg aufsteigen (ca. 2550 m). (2 bis 2,3 Stunden bis zum Einstieg) .

Abstieg: Vom Gipfel geht man über den Nordwestgrat zur Firnrinne zwischen Kasslernock und Hochflachkofel; von dort über die besagte Rinne zurück zum Einstieg der Tour (ca. 1 Stunde). Danach wieder der Aufstiegsspur entlang zum Ausgangspunkt.

Zufahrt: Von Brixen kommend weiter über das Pustertal nach Antholz Mittertal. In der Sportzone nach dem Ort links zum Parkplatz Bergeralm.