„Astapowo 1910 (VII+/VII obl.)“ Gottesfinger, Langkofel, Gröden
Erstbegehung der "Astapowo" © Ivo Rabanser, Stefan Comploi und Antonella De Biaso

Bei der »Astapowo 1910«, mitten durch die schmale Nordwand des Gottesfinger, handelt es sich um anspruchsvolle Kletterei mit eindrücklichen Passagen, erstbegangen von Ivo Rabanser, Stefan Comploi und Antonella De Biaso 04.07.2010

»Astapowo 1910« 

«Es ist ein kleiner schwarzer Punkt,
wo nie etwas passiert ist,
wo es schwer vorstellbar ist,
dass jemand jemals aus dem Zug gestiegen ist»
Vladimir Pozner

Astapowo ist ein Bahnknotenpunkt in Zentralrussland, wo am frühen Morgen des 20. November 1910, im Hause des Bahnhofvorstehers der Schriftsteller Lew Tolstoi verstarb – umlagert von der Weltpresse.

Erstbegehung der "Astapowo" © Ivo Rabanser, Stefan Comploi und Antonella De Biaso

Routeninformationen

Erste Begehung:  
Ivo Rabanser, Stefan Comploi und Antonella De Biasio, 4. Juli 2010

Schwierigkeit: 

VII+ (zwei Passagen), VII und VI+; im oberen Teil V+ und V (obligat VII)

Wandhöhe:
200m

Zeit:
4 Stunden

Seillängen:
6

Zustieg:
1/4 Stunde

Abstieg:
3/4 Stunde

Charakter 
Der Gottesfinger erhebt sich westlich über die Langkofelscharte als deutlich vorspringender Felsturm am Fuße der beliebten »Daumenkante«. Trotz der unmittelbarer Nähe zur Demetzhütte bzw. zur Talstation der Goldelbahn, von wo man die jeweiligen Einstiege überaus komfortabel in wenigen Minuten erreichen kann, werden die Routen an dieser kühnen Zinne kaum begangen, zumal sie unter dem Klettervolk noch weitgehend unbekannt sind. Bei der »Astapowo 1910«, mitten durch die schmale Nordwand, handelt es sich um einen anspruchsvollen Anstieg mit eindrücklichen Passagen. Die Hauptschwierigkeiten sind in den ersten drei Seillängen konzentriert und erfordern ein bedächtig-athletisches Steigen an sehr gutem sowie griffigem Fels. Im oberen Teil lassen die Schwierigkeiten nach – aber auch die Qualität des Gesteins, der noch kaum abgeklettert ist. Zu den vorhandenen Haken und den bereits gefädelte Sanduhren wird Eigeninitiative gefordert, zumal die Absicherung teilweise etwas dürftig ausfällt. Trotz der relativ geringen Länge sollte der Anstieg nicht unterschätzt werden.

Material:

Standplätze mit Haken eingerichtet und auch die meisten Zwischenhaken sind vorhanden. Zur weiteren Absicherung ist ein Satz Cams (bis Nr. 3) sowie Stopper erforderlich. Dazu sind ein paar Haken für Notfälle durchaus ratsam.

Anfahrt:

Brennerautobahn > Ausfahrt Klausen > Gröden > Sellajoch

Talorte

Wolkenstein in Gröden (1540 m) / Canazei im Fassatal (1465 m)

Parken

Gebührenpflichtiger Parkplatz am Sellajoch Mountain Resort

Beste Zeit

Juni bis September

Zustieg
Sellajoch mit der Gondelbahn zur Langkofelscharte (Betriebszeit vom 18. Juni bis 2. Oktober, täglich ab 8:17 bis 17 Uhr), oder zu Fuß auf markiertem Weg (1¼ Stunden).
Von der Demetz-Hütte (2685 m) entlang der Pfadspur die Schutthalde queren und durch die Geröllrinne hinab unter die schmale Nordwand hinab. Einstieg bei Standhaken (¼ Stunde).

Abstieg

Vom Gipfel über den luftigen Grat etwa 15 m abklettern, zu gebohrtem Ringhaken hinter den Gratturm (III). 1. AS: 20 m abseilen. Nun auf den zerklüfteten Grat in südlicher Richtung, wobei ein Gratturm westseitig über eine brüchige Rampe umgangen wird (II und III). Man erreicht die Scharte am Fuße der »Daumenkante« und steigt ostseitig über eine schräge Rinne und gestufte Felsen hinab zu einer Schuttrampe, die sich zuletzt zu ein schmales Band verengt, zu gebohrtem Ringhaken (II und I). 2. AS: 20 m zu weitem Ringhaken. 3. AS: 10 m zu Wandfuß abseilen. In wenigen Minuten zurück zur Demetzhütte bzw. zur Station der Gondelbahn (¾ Stunde).