Öffentliche Verkehrsmittel im Winter nutzen © Thomas Trienbacher

Wie gelangen Wintersportlerinnen und -sportler in die Skigebiete? Und was kann man tun, um sie für öffentliche Verkehrsmittel zu gewinnen? Diesen Fragen ist die Klimaschutzorganisation Protect Our Winters Italy (POW IT) in einer groß angelegten Umfrage nachgegangen, deren Ergebnisse nun mit Vertreterinnen und Vertretern der Skigebiete und der Landesabteilung Mobilität diskutiert wurden.

Bozen, 15. März 2024

Pressemitteilung von Alpenverein Südtirol und POW (Protect Our Winters)

Mehr als 1000 Wintersportlerinnen und -sportler haben sich an der Umfrage von POW IT beteiligt. Diese wurde gemeinsam mit der Freien Universität Bozen erarbeitet und von Skigebietsbetreibern, Land, Mobilitätskonsortium, AVS und dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz unterstützt. Die Befragung hat eine Datengrundlage geschaffen, um für Wintersportlerinnen und -sportler maßgeschneiderte Angebote im öffentlichen Nahverkehr zu entwickeln.

POW IT_© Thomas Trienbacher4
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Mehr als die Hälfte nutzen nur das Auto

Dass dabei noch sehr viel Luft nach oben besteht, zeigt die Tatsache, dass mit rund 53 Prozent nur knapp mehr als die Hälfte aller Befragten schon einmal versucht haben, mit den Öffis in ein Skigebiet zu gelangen, fast 47 Prozent sind bis dato nur im Privatauto angereist. „Vor allem die Altersklasse von 26 bis 55 Jahren bevorzugen vorwiegend das Auto“, erklärt Linda Schwarz von POW. Was sie allerdings zuversichtlich stimmt, ist die Tatsache, dass mehr als die Hälfte all jener, die noch keine Erfahrungen mit Öffis gemacht haben, bereit wären, die Anreise mit dem ÖPNV zumindest auszuprobieren. „Es ist dieses Potenzial, das wir ausschöpfen müssen“, so Schwarz.

Auch darüber, wie dies gelingen könnte, hat sich POW IT im Rahmen der Umfrage Gedanken gemacht. „Mit dem Südtirol Guest Pass können Reisende bequem und umweltfreundlich zu den Skigebieten gelangen, ohne das eigene Auto zu benutzen“, so Sophia Oberjakober und Andreas Dorfmann vom Mobilitätskonsortium.

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Fokus auf bessere Verbindungen legen

Ebenfalls gezeigt hat die Erhebung, bei welchen dieser Punkte der Hebel zuallererst anzusetzen ist: bei besseren Verbindungen. „Fast alle Befragten haben sich für häufigere, direktere und schnellere Verbindungen ausgesprochen“, sagt Umweltökonom Carlo Gallier von der Freien Universität Bozen. Für den Experten ist dabei interessant, dass dieser hohe Prozentsatz unabhängig davon ist, ob die Befragten den ÖPNV zuvor schon einmal für die Anreise in ein Wintersportgebiet genutzt hatten oder nicht. „Das Ergebnis zeigt, dass bessere Verbindungen ein großes Potenzial haben“, so Gallier, „sie sind zugleich aber auch nur schwer zu verwirklichen“.

Was dagegen den Servicebereich betrifft, so haben die Befragten vor allem ihre Sorgen über den Transport des Equipments geäußert – und damit den Wunsch, die öffentlichen Verkehrsmittel entsprechend auszustatten. Zudem wurde angeregt, Kombiangebote einzuführen, die Anreise und Skipass verbinden. Denkbar wären zudem Ermäßigungen auf den Skipass für all jene, die mit dem ÖPNV anreisen. So könnte das Argument des Sparens besser für die Öffis ins Feld geführt werden.

All die von der Umfrage gelieferten Erkenntnisse und Anregungen kamen beim Treffen der Initiatoren mit Vertreterinnen und Vertretern der Skigebiete von Speikboden, Obereggen, Ulten und Meran2000 und Vertretern der Landesabteilung Mobilität zur Sprache. Es wurden dabei nicht nur Herausforderungen diskutiert, sondern auch Lösungsansätze, die nun näher unter die Lupe genommen werden sollen, allen voran die Potenzierung für den Wintersport interessanter Linien und zum Beispiel die Ausstattung von Bussen mit Ski- und Biketrägern sowie die Potenzierung von kostengünstigen und sicheren Aufbewahrungsmöglichkeiten für das Ski-Equipment durch die Skigebiete, Informationsverbreitung und Sensibilisierung.

Das Ziel ist jedenfalls klar: „Im Klimaplan des Landes ist bis 2040 eine Reduzierung des Individualverkehrs um 30 Prozent vorgesehen“, so Linda Schwarz von POW. „Wenn wir Tourismus und Sport nicht möglichst bald in die Bemühungen zur Reduzierung des Verkehrs einbeziehen, wird dieses Ziel aber nicht zu erreichen sein.“

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