"Hons im Glück" Santnerspitze, Dolomiten
Erstbegehung der "Hons im Glück" © Manuel Jaider, Manuel Stuflesser, Patrick Baumgartner, Helmut Kostner und Viktor Rier

Durch die Nordwand der Santnerspitze
Seit Sommer 2019 gibt es eine neue Linie durch die Nordwand der Santnerspitze. Sie zeichnet sich durch einen logischen Verlauf auf durchwegs gutem Felsen auf. Den 5 Erstbegehern Manuel Jaider, Manuel Stuflesser, Patrick Baumgartner, Helmut Kostner und Viktor Rier gelang zwischen Herbst 2016 und Sommer 2019 der Durchstieg.

Alles begann bei einem Abendessen. Nach stundenlangem Philosophieren übers Klettern, die Berge und Routen war es nur mehr eine Frage Zeit, bis der Blick zum Hausberg schweift und man im kleineren Kreis die persönlichen Ideen für eine Erstbegehungen bespricht. Vielleicht war es Zufall, oder zu augenscheinlich, dass Manuel Jaider und ich dieselbe Linie für eine Begehung im Kopf hatten; mit dem einzigen Unterschied, dass er weiter rechts eingestiegen wäre.


Der Weg über das Saxophon

Am drauffolgenden Wochenende machten wir uns bereits auf zum Wandfuß. Ich konnte meinen Kletterpartner überzeugen, dass der Einstieg über den steilen Riss inmitten eines gelben Wandteils in Form eines Saxophons der logische Weg sei. Nach zwei leichten, aber leider grasigen Seillängen mussten wir unsere Köpfe weit nach hinten strecken, um den Weiterweg zu überblicken.

Die letzte Seillänge

Manuel Jaider nahm die Seillänge in Angriff. Nach einer kurzen Schleife nach links ging es über einen Riss hoch, in dem er die Friends platziert. Er richtete den Standplatz ein, verband die geschlagenen Nägel vorbildhaft und sicherte mich nach. Am Stand war ihm die Freude über die Begehung der Seillänge deutlich anzumerken. Ich hielt den Moment fotografisch fest und nach dem Materialtausch kletterte ich weiter. Ohne Manuel nachzusichern, seilte ich mich nach 30 Metern an zwei Nägeln und einem Friend wieder ab. Glücklich über die schönen Seillängen und mit der Zuversicht baldmöglichst wieder gemeinsam weiterzumachen, stiegen wir nach Seis ab. Zum neuerlich gemeinsamen Aufstieg kam es nicht mehr: Manuel Jaider verunglückte tödlich am Großglockner.

Die Route wird vollendet

Dass die Route fortgeführt wird, stand fest, nur nicht mit wem und in welcher Art. Bis zum Umkehrpunkt hatten wir nur Normalhaken und Friends eingesetzt. Wir hatten uns darauf geeinigt, wie wir die Route hinterlassen wollten und wir waren uns einig, dass sie eine Sicherung bekommen sollte, die zur Wiederholung einlädt und nicht abschreckt.
Mit wechselnden Kletterpartnern wurde die Route fortgesetzt und stetig näherten sich die Kletterer der objektiven zweiten Crux, ein gelber Abschnitt im zentralen Wandteil. Dort angekommen trafen sie auf einen Felsnagel der Route „Malfertheiner“, von Hannes Thomaseth und Bernhard Malfertheiner. Ihre Route verläuft im unteren Wandteil links in einer Rinne und quert an diesem Nagel nach links. Es ist anzunehmen, dass Hannes und Bernhard bereits im Jahre 1980 den oberen Wandteil über dieselbe Linie klettern wollten und damals an dieser Stelle den leichteren Weiterweg wählten und querten. 2019 gab es die Querung nicht mehr. Ein Pfeiler ist ausgebrochen und nun ist der überhängende Riss die leichtere Variante. Der steile, aber griffige Fels machte die Seillängen zu den einprägsamsten der Route.

Rotpunkt

Im Sommer 2019 gelang endlich der Durchstieg und nachdem mittlerweile an den Standplätzen und auch dazwischen Bohrhaken vorhanden sind, war die Rotpunktbegehung nur mehr Formsache. Am 3. August 2019 stiegen zwei Seilschaften in die Route ein. In sieben Stunden durchkletterten wir die 15 Seillängen und 1,5 Stunden später erreichten wir über die Wolf-von-Glanwell den Gipfel. Mit dem freien Durchstieg und der Routenbewertung endete das Projekt „Erstbegehung“. Das Gefühl der Freude und Erleichterung machte sich breit. Auf der Schlernbödelehütte war der Kopf endgültig gedankenfrei und gemeinsam mit Freunden feierten wir die Begehung bis spät in die Nacht.

Text:Manuel Stuflesser

Erstbegehung der "Hons im Glück" © Manuel Jaider, Manuel Stuflesser, Patrick Baumgartner, Helmut Kostner und Viktor Rier

Routeninformationen

Hons im Glück (VII)

Santerspitze-Nordwand

Erstbegeher:

Manuel Jaider und Manuel Stuflesser die ersten 4 Seillängen (Herbst 2016)
Patrick Baumgartner, Helmut Kostner und Viktor Rier (Sommer 2019)

Rotpunkt:

3. August 2019

Fels:

abwechslungsreiche Kletterei auf durchwegs gutem Fels

Ausrüstung:

Trotz Bohrhaken an Ständen und einigen Zwischensicherungen ist für die Wiederholung der Einsatz von Friends unerlässlich.