Kinder lassen sich begeistern © AVS
7 Tipps für gelungene Familienwanderungen
Katya Wiedernhofer, Mitarbeiterin im AVS-Referat Ausbildung (Bergeerleben 4/2022)
Tritt ein Kind in unser Leben, verändert sich vieles. Auch Paare, die gern lange Bergtouren mit vielen Höhenmetern unternehmen, müssen umdenken. Doch wenn man bereit ist, auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen, ist die Freizeit in den Bergen keineswegs vorbei. Wir wollen Anregungen geben, die Berge mit euren Kindern neu zu entdecken.
1. Die Schwierigkeit der Wanderung dem Alter des Kindes anpassen
Die motorischen Fähigkeiten und die Bedürfnisse hängen stark vom Alter der Kinder ab.
0–3 Jahre: Sobald Kinder selbstständig sitzen können, können wir sie in der Trage oder im bergtauglichen Kinderwagen gut mitnehmen. Später dann sind Waldwege ein toller Übungsplatz, um Geh- und Trittsicherheit zu üben.
3–6 Jahre: Im Kleinkinderalter gilt die Devise „Der Weg ist das Ziel“. Unterwegs gibt es viel gemeinsam zu entdecken. Kleinkinder in diesem Alter sind motorisch noch nicht voll entwickelt und so sollten die Wege nicht abschüssig oder zu anstrengend sein.
6–10 Jahre: Nun kommt der Ehrgeiz am Berg dazu und es können auch mal leicht fordernde Wanderungen oder Steige geplant werden, ohne die Kinder zu überfordern. Spaß und kleine Abenteuer stehen nach wie vor im Vordergrund.
10–13 Jahre: Kinder können Gefahren nun besser einschätzen und auch mal 1.000 Höhenmeter bewältigen. Auch die gemeinsame Tourenplanung motiviert.
13–17 Jahre: Im Teenageralter ist es sehr individuell. Es kann gut sein, dass Jugendliche gar keine Lust mehr haben, mitzukommen. Spaß und Abenteuer mit Freunden stehen in diesem Alter im Vordergrund. Sehr oft hängt es vom Freundeskreis ab, ob Bergtouren noch interessant sind.
2. Sich über die Wanderung ausführlich informieren und Bedingungen genau prüfen
Die Zeitangaben bei Wanderungen geben die Normalgehzeit für Erwachsene an. Diese Zeit multipliziert mit 1,5 ergibt die ungefähre Gehzeit mit Kindern. Auch müssen wir genügend Zeit für mehrere Pausen mit einplanen. Dazu sollen wir immer ungefährliche Plätze wählen, da die Kinder nach kurzer Zeit spielen wollen. Die Wetterbedingungen sollten von den Eltern bei der Planung und unterwegs stark berücksichtigt werden. Sollte ein Gewitter aufziehen, sind wir mit Kindern viel langsamer. Besonders im Frühjahr und Herbst sollten wir uns auch informieren, ob Hütten geöffnet sind, um nicht unterwegs eine böse Überraschung zu erleben.
3. Ausreichend Essen, Trinken und Motivationssnacks mitnehmen
Ein gemeinsames Picknick am Berg ist für Kinder und Erwachsene eine schöne und feine Sache. Zudem können wir die Ruhe in den Bergen umso mehr genießen. Noch besser schmeckt das mitgebrachte Essen, wenn wir es auf Tellern aus der Natur serviert, die wir gemeinsam mit unseren Kindern sammeln. Ganz wichtig ist genügend Wasser und wenig gesüßten Saft mitzunehmen. Auch Snacks für Zwischendurch wie geschnittenes Obst und Müsliriegel sollten nicht fehlen.
4. Kürzere Wanderungen wählen, um mehr Zeit für Entdeckungen zu haben
Für Kinder gibt es hinter jedem Baum, unter jedem Stein etwas zu entdecken. Jeder kleine Felsen muss erklommen, jedes Rinnsal gestaut werden. Plant man die nötige Zeit dafür ein, haben Kinder große Freude am Wandern und werden auch weiterhin gerne in die Berge gehen. Ein schmaler, wurzeliger Steig ist um ein Vielfaches interessanter als eine langweilige Forststraße.
5. Ziele motivieren
Immer wieder zum Weitergehen zu motivieren fällt leichter, wenn die Kinder ein Ziel vor Augen haben. Ein Wasserfall, eine Schutzhütte oder gar ein Berggipfel motiviert – und zieht an. Das Ziel kann aber auch der Weg selbst sein. Dafür eignen sich vor allem die zahlreichen Sagen- und Themenwege Südtirols.
6. Gemeinsam mit anderen Kindern wandert es sich gleich viel leichter
Sind andere Kinder mit dabei, sind Ausdauer und Motivation gleich doppelt so groß. Sich mit anderen Familien zum Wandern zu verabreden, macht den Kindern, aber auch Eltern mehr Spaß. Tipp für Familien mit Kleinkindern: Die Anschaffung einer Trage ist kostspielig und man weiß vorher nicht, ob es dem eigenen Kind auch gefällt. Es empfiehlt sich vor dem Kauf von Freunden oder Bekannten eine Trage zum Testen auszuleihen oder bei den Wanderungen mit anderen Familien die verschiedenen Modelle zu testen.
7. Spielerisch an die Wanderung herangehen
Das reine Gehen ist für die meisten Kinder schnell langweilig. Deshalb gilt es für uns Erwachsenen kreativ zu sein:
- Ein Versteckspiel entlang des Wanderweges macht allen gemeinsam Spaß, natürlich muss einer der Erwachsenen beim Kind bleiben.
- Eine Schnitzeljagd nach kleinen Tieren wie Ameisen, Schmetterlingen, Käfern sorgt für Unterhaltung und lässt euch und eure Kinder mit offenen Augen durch die Natur laufen.
- Mit Grundschulkindern kann der Naturkundeunterricht in die Praxis umgesetzt und Pflanzen, Sträucher und Bäume können bestimmt werden. Tipp: Es gibt mittlerweile auch viele hilfreiche Apps hierfür.
- Teleskopstöcke können auf die ideale Höhe für jedes Kind eingestellt werden und es macht den Kindern Spaß, damit zuwandern – auch wenn sie noch keine brauchen.
- Im Wald finden wir alles Nötige, um tolle Unterschlüpfe, Hütten oder kleine Bauernhöfe zu bauen. Das gefällt den Kindern besonders gut.
- Ein kleiner Bergbach bietet viele Möglichkeiten zum Spielen: Steinchen werfen, Dämme bauen oder selbstgebastelte Schiffchen aus Baumrinde, Stöcke und Blätter losfahren lassen.