Seilrucksack © AVS-Archiv

Es gehört zum Abschluss jeder Klettertour: das Aufnehmen und Verstauen des Kletterseiles. Mit der richtigen Technik beim Aufnehmen des Seils kann man unerwünschte Seilkrangel und Verknotungen vermeiden und hat sein Kletterseil rasch einsatzbereit. Dasselbe gilt, wenn während der Tour das Restseil aufgenommen werden muss. Mit diesem Bergsteigertipp wollen wir jeweils eine Methode fürs „Seil aufnehmen“ und fürs „Seil verkürzen“ vorstellen und beschreiben.

Tipp: Renato Botte, Helmut Gargitter und Hansjörg Hofer
Text: Stefan Steinegger (Bergeerleben 04/14)

Seil aufnehmen und Seilrucksack

Von der Seilmitte ausgehend beginnt man, das Kletterseil im Doppelstrang aufzunehmen. Das Seil darf nicht in Ringform aufgenommen werden, sondern in Schlaufen, um Seilkrangel zu verhindern. Die Schlaufen lässt man beim Aufnehmen abwechselnd links und rechts herunterhängen. Mit dem ein bis zwei Armlängen langen Seilrest wird das Bündel ein paarmal umwickelt. Zum Schluss zieht man eine Seilschlaufe durch das entstehende Auge, legt sie über den „Kopf“ der Seilpuppe und zieht alles fest an.
Lässt man vor dem Umwickeln des Seilbündels entsprechend mehr Restseil, kann man das aufgemachte Kletterseil wie einen Rucksack auf den Rücken binden.
Bei der nächsten Verwendung des Seiles schützt man sich vor „Seilsalat“, wenn man die Seilschlingen wieder einzeln ablegt und eventuell das Seil einmal komplett durchzieht.

Seilrucksack © Georg Sojer
Seil zu einem Seilrucksack aufnehmen © Georg Sojer

Seil verkürzen

Oft ist es sinnvoll, auf Tour das Seil zu verkürzen (z. B. am Gletscher). Das anfallende Restseil kann man entweder im Rucksack verstauen oder am Körper „versorgen“. Letzteres hat den Vorteil, dass man dieses Restseil jederzeit verfügbar hat und somit (längen)flexibel agieren kann. Wichtig: Die Belastung muss auf den Hüftgurt wirken und die Schlingen dürfen sich nicht um den Hals verkürzen bzw. zusammenziehen.

Seil aufnehmen am Gletscher © AVS Archiv
Restseil aufnehmen, z.B. am Gletscher © Georg Sojer

Vorgangsweise

  • Mit gestecktem Achterknoten direkt ins Seilende einbinden.
  • Restseil-Schlinge für Schlinge über den Körper aufnehmen. Als Richtwert für die Länge gilt die unterste Rippe.
  • Zum Abbinden wird eine Schlinge durch den Anseilknoten gesteckt und von hinten über das aufgenommene Seil herumgeführt. Diese Schlinge verknotet man mittels Spierenstich (einfacher Knoten), wobei sowohl der einlaufende als auch der (zum Partner) auslaufende Seilstrang mitgenommen werden.
  • Zum Schluss alles festziehen und nochmals kontrollieren, ob der Abbund auch richtig sitzt. Damit sich der Knoten nicht löst, sichert man die Schlinge mit einem HMS-Karabiner.

Ein so ausgeführter Abbund kann jederzeit „abgelegt“ werden, z. B. wenn man sich umziehen oder den Rucksack abnehmen möchte.
Zum Abnehmen wird das Seil Schlinge für Schlinge von der Schulter genommen, damit keine Krangel oder Knoten entstehen.