„Scharfe Helene (VIII-)“, Crep de Boe, Dolomiten
Erstbegehung der "Scharfe Helene" © Simon Gietl und Mark Oberlechner

Simon Gietl und Mark Oberlechner gelang im September 2013 diese neue Linie am Crep de Boe, 2.465 Meter.

Schon oft hab ich den schönen, markanten Pfeiler oberhalb von Corvara gesehen und mich gefragt, ob er noch jungfräulich ist …
Ein kurzes Telefonat mit dem sympathischen Bergführer Andrea Oberbacher, einem „Local“ dieses Gebietes, bestätigte mir das es noch keine Linie dort gibt. Wir trafen uns am 10. September in der Früh bei ihm zuhause, von wo aus man perfekt mein Projekt sieht. Andrea konnte mir gute Infos über die Routen, die es bereits gibt, geben. Da wir uns längere Zeit nicht mehr gesehen haben, plauderten wir, so dass ich schon fast vergessen hatte, warum ich überhaupt da bin.„… aber jetzt müssen wir …!“ Andrea brachte uns noch mit seinen Geländewagen etwas näher zur Wand hin, und so hatten wir die beim Plaudern verlorene Zeit wieder gut gemacht!
Ich fragte Mark Oberlechner, einen jungen talentierten Pusterer Kletterer, ob er Lust hätte, zusammen was Neues zu versuchen. So gingen wir beide mit unseren Rucksäcken Richtung Wand. Kurz sprachen wir uns ab, wo der Einstieg sein soll und fingen gleich an zu Klettern. Der Fels war am Anfang etwas mit Vorsicht zu genießen, aber mit jeder Seillänge wurde er besser und die Sanduhren zeigten uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Sch….! Der Wetterbericht hatte Recht! Langsam, aber sicher fing es an zu regnen und wir richteten noch im Regen den 6. Stand mit zwei haken ein, bevor wir zum Abseilen gezwungen waren.
Wir erreichten an diesem Tag zwar nicht den Gipfel, waren aber glücklich, die Tour bis dorthin geschafft zu haben.
Eine Kaltfront zog durch und es lag bis auf 2000 Meter Schnee. Erst am 26. September konnten wir erneut einsteigen. Die sechs Seillängen waren gleich geklettert und dementsprechend schnell waren wir wieder im Neuland unterwegs. Der gelbe Fels war besser wie wir es erwartet haben, jeder Meter war ein Traum! Kaum zu glauben, dass hier noch keiner geklettert ist. Das große Finale, ein überhängender Riss im VIII Schwierigkeitsgrad führte uns ins leichtere Gelände.

Wir konnten die Tour on sight erstbegehen und waren einfach nur glücklich, dieses Geschenk (Tour) zu (er)öffnen.

Simon Gietl

Erstbegehung der "Scharfe Helene" © Simon Gietl und Mark Oberlechner

Routeninformationen

Erstbegeher:
Simon Gietl und Mark Oberlechner
Wandhöhe:
320 Meter
Charakter:
Gemischte Wandkletterei, Schlüssellänge: Risskletterei
Schwierigkeit:
8- (ohne Bohrhaken)
Material:
Eine Serie Friends
Zustieg:
Über die Schotterstraße, später auf dem Steig Richtung Mittagstal und direkt zum gut sichtbaren Wandfuß links hinüber queren; 50 Minuten (Steigspuren)
Abstieg:
Abseilen