„Onda di Hokusai (WI5+/60°/M3)“, NO-Wand Innerer Molignon, Rosengarten
Erstbegehung der "Onda di Hokusai" © Philipp Angelo und Andreas Tonelli

Am 05. und 16.03.2013 haben Philipp Angelo und Andreas Tonelli eine sehr schöne und lange Eisketterroute auf dem Inneren Molignon (Rosengarten) erstbegangen. Bei der "Onda di Hokusai" (Hokusai's Welle) handelt sich um eine 750 m lange Route mit 12 Seillängen vorwiegend auf Eis und Schwierigkeiten bis WI5+. Eine einmalige Route, welche normalerweise nur in den Westalpen aufzufinden ist.

L’onda di Hokusai – Hokusais Welle

NO-Wand des Inneren Molignons 2.852m – Rosengarten – Dolomiten

Letzten März konnten Andreas Tonelli und Philipp Angelo eine der längsten Eislinien der Dolomiten erstbegehen: die „Onda di Hokusai“ (Hokusais Welle), ein Geschenk der Natur, das die beiden Südtiroler Alpinisten für sich entdecken duften. Die Route wurde in zwei Anläufen erstbegangen. Am 5 März konnten sie die Route bis auf die beiden letzten Seillängen klettern, mussten dann aber beim Einbruch der Dunkelheit wieder abseilen.
Am 16.März kletterten sie, diesmal in Begleitung der beiden jungen Alpinisten Thomas Gianola und Klaus Baumgartner, nochmals durch die Wand und vollendeten so die Route, welche sie dann den beiden heuer am Berg verstorbenen Bergfreunden Manuel Moroder und Giulio Longatti widmeten.
Unterer und mittlerer Abschnitt der Route L'Onda di Hokusai. Foto Andreas Tonelli
Unterer und mittlerer Abschnitt der Route L'Onda di Hokusai. Foto Andreas Tonelli

Der Molignon, ein aus drei Gipfeln bestehender Felskoloss, befindet sich in der Rosengartengruppe, am Südlichen Ausläufer der Seiser Alm. Über dem Durontal erhebt sich seine etwa 700 hohe Nordostwand, entlang welcher eine logische Eisspur rechts vom Gipfel des Inneren Molignons herabzieht. Diese Eislinie, einzigartig in den Dolomiten, kann mit seinen 750m Kletterlänge dem Vergleich mit langen Eisanstiegen in den Westalpen locker standhalten. Ein Eisabenteuer in einem wilden eindrucksvollen Ambiente, das im Gesamtanspruch nicht zu unterschätzen ist (750m Kletterlänge, Schwierigkeiten bis WI5+, 60° und M3). Der Mittelteil der Route verläuft hinter einer Felsschulter und dadurch ist der gesamte Aufstiegsweg vom Durontal und der Seiser Alm aus nicht leicht erkennbar. Das könnte mitunter ein Grund sein, weshalb diese Route so lange im Dornröschenschlaf gelegen ist.

Philipp Angelo kämpft mit einem Spindrift. Foto Andreas Tonelli.
Philipp Angelo kämpft mit einem Spindrift. Foto Andreas Tonelli.
Erstbegehung der "Onda di Hukosai" © Andreas Tonelli

Routeninformationen

Erstbegeher:
Andreas Tonelli und Philipp Angelo am 05. und 16.03.2013. Erste Wiederholung durch Thomas Gianola und Klaus Baumgartner.
Zufahrt:
Von Seis oder Kastelruth kommend den Hinweisschildern Richtung Seiser Alm folgen. Man fährt bis Kompatsch oder möglichst bis Saltria (Hotel Tirler).

Achtung: Auf der Seiser Alm Straße gilt von 9:00 – 17:00 ein Durchfahrtsverbot und die Zufahrt bis nach Saltria bzw. Hotel Tirler ist nur abends nach 17:00 erlaubt.

Zustieg:
Vom Hotel Tirler (1741m) folgt man den Wegweisern Richtung Mahlknechthütte. Man folgt dem Forstweg bzw. der Rodelbahn und nach ca. 200 hm (ca. 30 min Gehzeit) zweigt man bei einer Kehre nach links ab und folgt einer Spur Richtung Mahlknecht-Joch (Passo Duron). Nach etwa einer weiteren halben Stunde gelangt man zum Mahlknecht-Joch (2168m). Von hier aus ist die Wand gut sichtbar. Dei Route verläuft an deren linken Ende und endet auf einem langen Schneegrat rechts vom Gipfel des Inneren Molignons.
Der Einstieg der Route und die ersten beiden Eislängen sind von hier aus nicht erkennbar sowie auch der Mittelteil der Route, der von einer Felsschulter verdeckt wird. Vom Duronpass steigt man, meist auf schon vorhandenen Spuren ca. 100hm ab bis zur Docoldaura-Hütte (2046m). Bei der Hütte geht man nach rechts talaufwärts weiter, überquert an geeigneter Stelle den Bach und visiert einen Rinne auf der linken Talseite (orografisch rechts) an, welche zum Einsteig am Wandfuß führt. Gehzeit vom Duronpass: ca 1-1.5h. Man kann den Duronpass auch von der Mahlkechthütte (evtl. Übernachtungsmöglichkeit) aus erreichen. In diesem Fall ist die Gesamtzustiegszeit ca. 30 min höher. Gesamtzeit: 2.5-3 Stunden
Route:
Siehe Foto mit Routenskizze.
Abstieg:

Abseilen entlang der Aufstiegsroute. An den obersten 3 Stände wurden jeweils 2 Felshaken samt Schlingen hinterlassen. Die restlichen Stände sind nicht eingerichtet. Abseilen auf Abalakov. Mit ca. 10 Abseilern zu meist 50/60m (+Absteigen des unteren Schneefeldes) gelangt man zurück zum Wandfuß.

Empfohlenes Material:

Eisausrüstung, 10 Eisschrauben, Sortiment an Felshaken, Friends mittlerer Größe, genügend Schlingen für Abalakovs, zwei 60m-Seile.

Schwierigkeiten:

WI5+, 60°, M3, 750m Kletterlänge

Anmerkungen:

Kletterzeit ca. 6-9h. Die Route ist lang und anspruchsvoll! Für den Abstieg sind mindestens 2 Stunden nötig! Für diejenigen, die das Ganze ein wenig gemütlicher angehen wollen, empfiehlt es sich auf der Mahlknechthütte zu übernachten. Lawinengefahr entlang der Zustiegsrinne und auf den steilen Schneefeldern entlang der Route beachten.

Die Route ist dem jungen grödner Alpinisten Manuel Moroder, der am 3.Februar 2013 am Pitschberg bei einem Lawinenabgang ums Leben kam und dem Bozner Alpinisten Giulio Longatti, der am 16.März 2013 von einer Lawine an der Königspitze in den Tod gerissen wurde, gewidmet.