ALPINIST: Die dritte Exklusivaktion für Alpinistinnen

Alles begann so:

„Mir miesen a poor Klimmzüge mochen, dass mor fürs Eisklettern fit sein“

Und schon war eine Eiskletteraktion im Rahmen des Projekts Alpinistinnen entstanden. 5 eisbegeisterte Mädels ließen sich schnell finden: Franzi, Vroni, Lex, Hanna und Anna. Nicht zu vergessen sind die beiden Bergführer: Tom und Flor. Mit viel Motivation und Begeisterung trainierten wir den ganzen Winter auf die Aktion hin. Gegenseitig spornten wir uns an immer anspruchsvollere und steilere Eisfälle zu klettern, um die Aktion selbst schließlich best möglichst ausnutzen zu können.

Teil der Vorbereitung im Rahmen des vom Alpenverein organisierten Projekts war auch ein gemeinsamer Tag im Ahrntal (03.02.2024), wo wir Tipps und Tricks zu Seil- und Sicherungstechniken im Eis bekamen und uns in einer bisher noch unbekannten Disziplin ausprobieren durften: das Drytooling. Gecoacht wurden wir dabei von Angelika Rainer, die uns die Basics beibrachte und beim Probieren motivierte. Zu begeistern waren von dieser Sportart nicht alle von uns, einige entdeckten jedoch eine neue Leidenschaft. Das Klettern am Felsen mit Pickel und Steigeisen scheint den anderen Bergsportarten zwar ähnlich zu sein, aber trotzdem ist es mit keiner davon vergleichbar. Die Bewegungen und die Technik mussten wir erst von neuem erlernen und einstudieren.

Beim Drytoolen im T-Shirt in der Sonne konnten wir uns keineswegs vorstellen, einige Tage später in Cogne (Aosta) überhaupt Eis zu finden und schon gar nicht auf gutem Eis zu klettern. Hinzu kam die Schlechtwettervorhersage für das geplante Wochenende, welche unseren Tripp kurzzeitig in Frage stellte. Trotzdem entschieden wir uns dazu, die Zeit zu nutzen und das Beste daraus zu machen. Auch bezüglich der Eisqualität täuschten wir uns. 

Als wir am 08.02.2024 in Cogne ankamen (nach Kaffee und „Gipfele“ auf der Autobahn und einigen Stunden Fahrt), konnten wir bereits vom Parkplatz mit dem Fernglas Eisfälle voller Seilschaften beim Klettern beobachten. Zum Glück sind ein paar Eisfälle von den warmen Temperaturen verschont geblieben. Unsere gemeinsame Zeit konnte beginnen.

Die ersten Schritte und Schläge im Eis von Cogne fühlten sich gut an und motivierten uns um so mehr. Derartiges Eis konnten wir uns bei den Temperaturen der vorherigen Wochen nicht im Traum vorstellen. Nach einem ersten kürzeren Eisfall zum Ankommen und Eingewöhnen durchsuchten wir den Kletterführer nach spannenden Projekten und Zielen für die nächsten Tage. 

Nach unserem ersten kürzeren, aber lehrreichen Klettertag begaben wir uns in unser Appartment, wo wir vom Vermieter mit einer ausführlichen und langen Einführung in die Küchengeräte und technischen Details des Hauses begrüßt wurden. In seinem Redefluss merkte er gar nichts von unserem Hunger, der uns kaum noch zuhören ließ…

Da das Wetter am nächsten Tag noch einigermaßen stabil vorhergesagt war, entschieden wir uns für zwei Eisfälle mit längerem Zustieg im Valnontey. Voller Elan gings los, doch schon nach wenigen Minuten Gehzeit wurden wir von einer engagierten Försterin gestoppt. Wie wir von ihr erfuhren, müsse sie den Bartgeier bei seiner Brut schützen und würde dafür alle notwendigen Mittel in Bewegung setzten. Sie betonte mehrmals, dass das Klettern gewisser Eisfälle strafrechtliche Konsequenzen haben und sie persönlich die Kletterer von der Wand holen würde. Wie ernst ihre Ermahnung wirklich war, merkten wir erst als sie uns bis ins Talinnere folgte und an jedem zweiten Baum ein Hinweisschild hing. Ein Teil unserer Gruppe entschied sich somit für den letzten erlaubten Eisfall (Monday Money), während die anderen einen Eisfall weiter draußen im Tal kletterten (Patrì). Der leichte Schneefall kam uns dabei wahrscheinlich sogar zugute, da sich die Menschenmassen in Grenzen hielten (aber immer noch viel mehr Eiskletterer, als wir es von zu Hause gewöhnt waren). Die vielen Spuren anderer Kletterer im Eis gaben uns schnell zu verstehen, wie viele Eisbegeisterte hier normalerweise unterwegs sein müssen. 

Dank der milden Temperaturen ließ sich das Eis hervorragend klettern. Seillänge für Seillänge kämpften wir uns an den anderen Seilschaften vorbei nach oben und schon bald konnten wir unseren ersten richtigen Tourenerfolg in Cogne feiern. Gegen Tagesende machten wir uns wieder auf den Weg talauswärts, wo wir uns in der Bar wiederfanden. Müde, aber zufrieden ließen wir den Tag bei Spaghetti Carbonara und Bier ausklingen.

 

Die Wetterprognose für den dritten Tag war leider nicht so gut, was sich bald bestätigte, als wir um 7 Uhr morgens das Haus bei strömendem Regen verließen. Wir ließen uns nicht abschrecken und machten uns auf zum nächsten Abenteuer. In Cogne angekommen stellten wir bald fest, dass es nachtsüber mehr geschneit hatte, als erwartet. Ein Ende war nicht in Sicht. Wir entschieden uns dazu, die Eisfälle des vorigen Tages zu tauschen und machten uns wieder auf den Weg ins Valnontey. Beim Eisklettern wurden wir von Schneemassen, Spindrifts und nassen Klamotten auf die Probe gestellt. Einen Vorteil hatte der viele Schnee jedoch. Den steilen Zustieg zum Wasserfall konnten wir heimwärts in eine Rutschpartie verwandeln.

Am Abend hielten wir dann noch Ausschau nach der besten Handwerkerin unter uns. Es ging ums Feilen der Eisschrauben, Steigeisen und Pickel. Nach einer Einführung durften wir uns am ältesten und stumpfesten Material selbst ausprobieren. Verschlechtern konnte man bei manchen Eisschrauben sowieso nichts mehr …

Am letzten Tag bekamen wir dann endlich Aosta und den Mont Blanc zu sehen. Das schlechte Wetter ist pünktlich mit uns abgereist. Für den Sonntag suchten wir uns einen Eisfall mit wenig Zustieg, der jedoch etwas schwieriger und steiler zum Klettern war. Im Vor- und Nachstieg nutzten wir die letzten Stunden noch aus, bevor wir uns erschöpft auf die Heimreise machten.

Wie kräftezehrend das Eisklettern ist, merkten wir in diesen Tagen besonders. Am Ende der Tage war von unserem gewohnten Redefluss meistens nicht mehr viel übriggeblieben. Die Tipps und Tricks und die tägliche mehrstündige Praxis im Pickeln machten uns mit der Sportart jedoch viel umgänglicher und vertrauter. Unsere Leidenschaft zum Bergsport war auch von stürmischem Schneefall, nassen Klamotten und gepumpten Unterarmen nicht zu bremsen. Gefüllt mit neuen Erfahrungen und Erkenntnisse waren wir gedanklich bereits wieder auf Tour zum nächsten Abenteuer.

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