Ob modisch, sportlich, frech - hauptsache eine Brille mit UVA- und UVB-Schutz © Ingrid Beikircher

Eine Brille als Schutz für die Augen vor Sonne, Wind oder Schneereflexion gehört bei einer Wanderung oder Bergtour auf jede Nase. Wir sprachen mit der Augenärztin Dr. Ruth Leimegger, worauf dabei zu achten ist.

von Ingrid Beikircher (Bergeerleben 01/18)

Worauf ist beim Kauf einer Sonnenbrillen zu achten?
In den Bergen, im Schnee oder am Wasser ist UV-Schutz immer wichtig. Um die Augen vor der der gefährlichen ultravioletten Strahlung UVA und UVB zu schützen, ist also eine Brille mit einem UVA- und UVB-Schutz unabdingbar, vor allem bei Aufenthalt in großen Höhen oder auf dem Gletscher. Man sollte beim Kauf auf die Qualität der Gläser achten. „Brillen von der Stange“ haben meist keinen UV-Schutz, sind nicht verspiegelt, also nur getönt. Getönte Brillen ohne UV-Schutz sind gefährlicher als keine, da durch die dunkle Tönung die Pupille etwas weiter wird und dadurch mehr UV-Licht in das Augeninnere kommt. Brillen mit Verspiegelung vermeiden lästige Reflexe und Blendung, Eine Brille als Schutz für die Augen vor Sonne, Wind oder SchneeReflexion gehört bei einer Wanderung oder Bergtour auf jede Nase. Wir sprachen mit der Augenärztin Dr. Ruth Leimegger, worauf dabei zu achten ist. die unter Umständen im unwegsamen Gelände problematisch sein können.

Sind Menschen mit heller Iris mehr gefährdet?
Die eigene Linse bietet neben der Hornhaut bereits einen UV-Schutz für die Netzhaut. Menschen mit heller Iris sind prinzipiell empfindlicher als jene mit dunklen Augen, das hängt mit der Pigmentierung zusammen.

Wie relevant ist die Höhe, in der ich mich aufhalte?
Pro 1000 Höhenmeter nimmt die UV-Strahlung um circa zehn Prozent zu, bei leichtem Nebel noch mehr. Hinzu kommen Wind, Kälte, Schnee, trockene Luft und zunehmender Sauerstoffmangel, je weiter ich in die Höhe steige.

Thema Skitouren: Gletscher- oder Skibrille, was soll ich nehmen?
Beide benötigen UVA- und UVB Schutz sowie Seitenschutz, um vor Streustrahlung zu schützen. In der Regel sind Gletscher- und Skitourenbrillen kleiner und leichter, um übermäßiges Schwitzen zu vermeiden, Skibrillen sind größer, allermeist Masken, die ebenso, vollkommen vor UV-Strahlen und Wind schützen. Prinzipiell sollte es sich um geschliffene und verspiegelte Gläser handeln. Leider gibt es die Universalsonnenbrille für jede Aktivität im Freien noch nicht.

Wie wirkt sich Schneeblindheit aus?
Die Schneeblindheit entsteht durch eine Überdosis UV-Licht und schädigt die Horn- und Bindehaut des Auges. Sie ist wie eine Art „Sonnenbrand“ und extrem schmerzhaft. Man ist lichtempfindlich und nicht mehr imstande, die Augen offen zu halten. Schnee und Wasser, aber auch Nebel und diffuses Licht erhöhen das Risiko bei ungeschütztem Aufenthalt, weil die Reflexion des Lichts vervielfacht wird. Bei Schneeblindheit sollte man am besten die nächste Hütte aufsuchen und sich in einen abgedunkelten Raum legen – mit beidseitigem Augenverband und Bepanthen-Augensalbe oder ähnlichem.

Ist Augenschutz auch schon für Kinder wichtig?
Unbedingt! Kinder sollten schon sehr früh einen Augenschutz tragen. Sie haben besonders empfindliche Augen, durch die weitere Pupille dringt auch mehr Licht in das Augeninnere.

Senioren haben oft Probleme durch vermindertes Hellsehen, eine Sonnenbrille bringt aber noch mehr Abdunkelung. Was kann man dagegen tun?
Wichtig ist das Erkennen der Kontraste. Diese können mit Polarisationsoder Kantenfilter deutlich verbessert werden. Das macht die Brillen allerdings ziemlich teuer.

Was müssen Menschen mit einer Staroperation beachten?
Bei der Staroperation werden künstliche Linsen in das Auge eingesetzt, die über einen sogenannten Blaufilter und auch über UV-Schutz verfügen. Staroperierte Patienten sind etwas lichtempfindlicher, das macht die Sonnenbrille umso wichtiger.

Benötigen auch Hunde einen Augenschutz?
Ja, auch Hunde, welche ihr Herrchen auf Skitour oder am Gletscher begleiten, benötigen einen Augenschutz. Es gibt für die Vierbeiner Brillen mit UV-Schutz, um ihnen die Schneeblindheit zu ersparen. Häufige Sonnen exposition im Schnee kann zur gefährlichen „Schäferkeratitis“ führen, die ein Eintrüben der Hornhaut und somit die Erblindung des Hundes zur Folge hat.

Wann genügt eine Brille ohne UV-Schutz?
Prinzipiell bei Wind. Aber auch da ist ein Augenschutz wichtig, denn der Wind kann das Auge schneller austrocknen oder Fremdkörper wie Staub oder Schneekristalle in die Augen blasen. Beim Spazierengehen im Tal in den schneefreien Monaten genügt unter Umständen eine Sonnenbrille ohne UV-Schutz. Ein Hut bietet zusätzlichen Schutz, ist allerdings alleine nicht ausreichend, eine breite Hutkrempe hilft auch gegen störendes Blenden von oben und von der Seite. Eine gute Brille mit UVA- und UVB-Schutz sollte aber jeder tragen, der in den Bergen unterwegs ist.

Ruth Leimegger

Ruth Leimegger ist seit 2001 Augenärztin in Bruneck und seit 2014 ärztliche Direktorin der Augenabteilung Bruneck (mit Brixen, Sterzing, Innichen). Seit 2001 ist sie aktives BRD-Mitglied der Bergrettungsstelle Bruneck sowie Lawinen- und Suchhundeführerin des Bezirkes Pustertal.