Seilkontrolle © Theodor Daum

Ob Salzwasser des letzten Meerurlaubes, Sand und Dreck des Waldbodens oder einfach Staub durch die ständige Benützung: Den ganzen Sommer lang waren unsere Seile bei Sonne und Regen draußen im Einsatz. Dabei haben sie so Einiges mitgemacht und mancher Dreck hat sich angeheftet. Die Lebensdauer und das Handling eines Seils sind auch abhängig von der Pflege. Deshalb empfehlen wir zu Beginn der Hallensaison, die Seile zu reinigen, und überprüfen.

von Stefan Steinegger (Bergeerleben 04/21)

Verschmutzung

Ein Seil sollte stets vor Verschmutzung geschützt werden, da der Schmutz in den Mantel kriecht, dort wie Schleifpapier wirkt und den Mantel zerstört. Daher Seile nicht ungeschützt auf den Boden legen, am besten immer am Seilsack bzw. in einem Seilkorb, wie sie in vielen Hallen leihweise zur Verfügung stehen, lagern.
Frischen, oberflächigen Schmutz entfernt man am leichtesten, indem man eine Seilpuppe mehrmals kräftig ausschlägt (z.B. gegen einen Baum).

Seile, die mit Salzwasser in Berührung gekommen sind, sollen mit klarem Wasser gespült werden, ansonsten bleiben Salzkristalle im Seil zurück, was ebenfalls die Lebensdauer reduziert.

Seilwaschen mit Hand © Theodor Daum
Seilwäsche von Hand © Theodor Daum
Seilwaschen mit Waschmaschine © Theodor Daum
Seilwäsche mit Waschmaschine © Theodor Daum

Reinigung

Das Kletterseil ist ein Textil und deshalb auch waschbar. Bei starker Verschmutzung macht das Reinigen sogar Sinn, da sich die Haltbarkeit erhöht und der Abrieb an Karabinern, Sicherungsgerät und Hakenmaterial am Fels vermindert wird. Zum Waschen verwendet man ein mildes Synthetik-Waschmittel aus dem Fachhandel. Am schonendsten ist die Handwäsche in lauwarmem Wasser in der Badewanne. Aber auch der Schonwaschgang bei niedrigster Drehzahl für Wolle in der Waschmaschine (30° C) ist in Ordnung. Dabei auf keinen Fall den Schleudergang nutzen, weil sich das Kletterseil sonst in einen unlösbaren Gordischen Knoten verwandelt. Zum Trocknen hängt man das Kletterseil keinesfalls auf oder legt es in die pralle Sonne. Direkte Sonneneinstrahlung auf das nasse Seil schadet diesem genauso, wie die hohen Temperauren im Trockner. Am besten wird es an einem kühlen, dunklen Platz locker und offen auf dem Boden ausgebreitet.

Seilbürste zum Reinigen

Für porentiefe Reinlichkeit gibt es im Bergsportfachhandel Seilbürsten. Die Arbeit ist anstrengend, aber auch erfüllend, weil man das Ergebnis schnell sieht. Die Selbürste einfach auf das Seil aufziehen und dann trocken oder im lauwarmen Wasser der Badewanne mehrmals über die ganze Länge des Kletterseils ziehen.

Seilbürste © AVS
Seilbürste © AVS
Seil überprüfen © Edelrid
Seil überprüfen © Edelrid

Regelmäßige Überprüfung

Jeder Einsatz hinterlässt Spuren. Deshalb sollte vor und nach jedem Gebrauch bzw. in regelmäßigen Abständen das Kletterseil auf eventuelle Beschädigungen untersucht werden. Neben der optischen Kontrolle ist es wichtig, das Kletterseil gleichmäßig durch die Hände laufen zu lassen. Nur so können nicht offensichtliche Verformungen und Beschädigungen ertastet werden. Bei schwerwiegenden Vorfällen (Sturzbelastung etc.) ist das Kletterseil mit besonderer Aufmerksamkeit zu überprüfen.

Ein „Leben“ nach dem Sport

Auch wenn Kletterseile gehegt und gepflegt werden, irgendwann kommt der Tag, an dem sie nicht mehr zum Klettern dienen. Doch ein Ende der aktiven Sportlaufbahn bedeutet nicht unbedingt, dass ein Seil entsorgt werden muss. Deshalb hat sich die Firma Edelrid Gedanken über sinnvolle und vor allem nachhaltige End-of-Life-Ideen für Seile gemacht.

Verwandle deine Seile in einen Seilteppich

Mantel Faserausstände © Theodor Daum
Seilmantelschaden © Theodor Daum
Seilmantelschäden © Theodor Daum

LEBENSDAUER EINES KLETTERSEILS

Bei der Angabe der Lebensdauer von Kletterseilen gilt es zwischen maximaler Lebensdauer ab Herstellungsdatum (ohne Benutzung, bei optimaler Lagerung) und maximaler Gebrauchsdauer zu unterscheiden. Abhängig von Nutzungshäufigkeit und – Intensität führen Abrieb, Verschmutzung, Sturzbelastungen, UV-Einwirkung usw. dazu, dass die Sicherheitsreserven eines Kletterseiles deutlich schneller reduziert werden.

Bei nur gelegentlicher Benutzung und guter Lagerung kann ein Kletterseil durchaus drei bis sechs Jahre gute Dienste leisten. Im Extremfall kann aber bereits eine einmalige Nutzung (Mantelbeschädigung) zur Aussonderung eines Kletterseiles führen. Im Normalfall wird aber störrisches Handling oder das abgenutzte Äußere dem sicherheitsbewussten Anwender signalisieren, dass ein Austausch fällig ist. Auf jeden Fall austauschen sollte man das Kletterseil nach extremen Belastungen oder Schädigungen:

  • Wenn der Mantel beschädigt ist und der Kern sichtbar wird
  • Bei starken axialen und/oder radialen Verformungen und Deformationen (z.B. Versteifungen, Knickstellen, auffallende Schwammigkeit)
  • Bei extremen Mantelverschiebungen
  • Wenn der Mantel extremen Verschleiß (Abrieb/ Pelzbildung) aufweist
  • Nach starker thermischer Belastung, Kontakt- oder Reibungshitze, so dass Verschmelzung oder Schmelzspuren sichtbar sind
  • Nach dem Kontakt mit Säuren usw.