© Walter Würtl

Obwohl das Verknüpfen von Seilen und Schnüren grundlegend ist, wie sonst nichts im Bergsport, verwundert es, dass 90% der Knoten, falsch oder zumindest nicht ganz richtig gemacht und somit die Ursache von schweren Unfällen sind.

von Walter Würtl, Peter Plattner (Bergeerleben 04/16)

Richtiger Knoten für die entsprechende Anwendung

Für das Anseilen verwenden wir grundsätzlich den Achterknoten. Natürlich kann man sich auch mit einem Sackstich anseilen, wofür es sogar ganz gute Argumente gibt, aber insgesamt gesehen überwiegen dessen Nachteile und deshalb sollte – vor allem im Ausbildungszusammenhang – bei der Empfehlung geblieben werden. Übrigens: Wenn man den richtigen Knoten verwendet, muss er auch nicht mit einem weiteren Knoten abgesichert werden, damit er nicht aufgeht. Sollte dies nämlich tatsächlich notwendig sein, wurde der falsche Knoten gewählt!

Knoten sauber schürzen

Knoten sauber schürzen Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass Knoten nicht verdreht sein dürfen. Nein – kein bisschen verdreht! Dies betrifft in erster Linie den Achterknoten beim Anseilen: Alle Stränge müssen parallel laufen! Verdrehte Knoten halten zwar nicht zwangsläufig viel weniger, doch sie ziehen sich bei Belastung oft dermaßen ungünstig zu, dass sie kaum mehr gelöst werden können. Auch lassen sich verdrehte Knoten beim Partnercheck nicht so leicht kontrollieren, da ihr Knotenbild nicht dem „gewohnten“ Anblick entspricht.

Knoten gut festziehen

Damit sich der Knoten nicht von selbst bzw. durch die normale Bewegung lockert und löst, ist es enorm wichtig, ihn ordentlich festzuziehen. Locker geknüpfte Knoten sind eine echte Gefahrenquelle und dürfen nicht akzeptiert werden! Damit dieses „Knotenfestziehen“ auch weniger kräftigen Personen gelingt, müssen die Stränge einzeln angezogen werden. Und solcher Stränge gibt es vier!

Falsch und richtig geknotete Achterschlinge

Der linke Achter ist verdreht, nicht ordentlich festgezogen, hat ein zu großes Auge und ein zu kurzes Seilende – er ist falsch ausgeführt.

Daneben von allen vier Seiten wie’s sein sollte: kleines Auge, nicht verdreht, fest zusammengezogen und korrekt langes Seilende.

Passende Länge der Seilenden

Bei starken Belastungen ziehen sich die Knoten nicht nur fest, sondern wandern immer ein Stück nach außen. Ein genügend langes Seilende erfüllt daher eine wichtige Funktion. Insbesondere beim Sackstich ist das unbedingt zu beachten. Zu lange Seilenden hingegen können z.B. beim Abseilen dazu verleiten, das falsche (aus dem Seilverbindungsknoten herausstehende) Seil ins Abseilgerät einzulegen. Als Anhaltspunkt für die Länge der Seilenden gilt: ca. 10-facher Seildurchmesser. D.h. beim Anseilen sollte das Seilende ca. 10 cm (oder eine Handbreite) lang sein. Ausnahme ist der Sackstich, wenn er als Verbindungsknoten beim Abseilen verwendet wird: hier sollten die Seilenden echte 30 – 40 cm überstehen.

Sauber gemachte Knoten sind die beste Visitenkarte eines Bergsteigers und nicht umsonst kennt jeder Alpinist, den Spruch: „Zeig mir Deinen Knoten und ich sage Dir, wer Du bist.

Aleister Crowley zu Guy Knowles, 1902 am K2