Altschneefelder © Karin Leichter

Für viele hat dieser Winter viel zu lange gedauert. Nun ist der Sommer endlich da! Vom Tal aus ist kaum noch Schnee in den Bergen zu sehen, dennoch gibt es v.a. nordseitig oder in engen Rinnen noch Schneereste, die dem Wanderer und Bergsteiger gefährlich werden können. Mit den richtigen Maßnahmen können Bergsteiger das Absturzrisiko auf den hart gefrorenen und oft steilen Schneeflächen vermindern.

Altschneefelder_1 (c) Karin Leichter

1. Touren gewissenhaft planen!

Vor Allem im Frühsommer sollte man sich vor jeder Tour sehr genau über die aktuellen Verhältnisse informieren. Wichtig ist es, zu bedenken, dass sich die Bedingungen je nach Hangausrichtung ändern können – etwa wenn ein Wanderweg von der Sonnenseite in nordseitige Hänge führt. Bereits bei der Planung sollte man sich darüber informieren, wie ausgesetzt die einzelnen Passagen sein können und ob Schneefelder in diesen Bereichen das Risiko erhöhen könnten. Besondere Vorsicht ist mit Kindern geboten: Nur bei mäßiger Neigung und einem sanften Auslauf, der keine Steine aufweist, sind Schneefelder ein geeigneter Spielplatz!

Altschneefelder_9 (c) Karin Leichter
16. Juni 2021: Blick unterhalb des Kreuzkofeljochs Richtung Medalges. Auf 2400 Metern muss man beim Dolomitenhöhenweg 2 nordost-seitig immer noch mit Altschneefeldern rechnen!

2. Schneefelder vermeiden!

In vielen Fällen lässt sich ein Schneefeld mit geringem Zeitaufwand umgehen. Auch wenn es am Rand noch weich ist, kann es fast schlagartig sehr hart und damit gefährlich werden. Ein hartes Schneefeld ist jedenfalls ein guter Grund, eine Tour abzubrechen.

 

3. Beste Route wählen!

Die ideale Ein- bzw. Ausstiegsstelle hat einen sanften Übergang und weist keine Einbruchgefahr auf. Achtung auf Hohlräume und verborgene Bachläufe!
Es ist wesentlich einfacher, ein Schneefeld leicht aufwärts zu queren. Eine Querung schräg oder steil nach unten ist am schwierigsten und sollte daher vermieden werden.

 

4. Gute Tritte machen!

Zum Queren eines Schneefelds sollten wenigstens die oberen zehn Zentimeter der Schneedecke aufgeweicht sein, damit man auch wirklich Tritte setzen kann. Beim Steigen sollte man sich konzentrieren und ohne Stress Schritt für Schritt machen. Mit dem Rand der Profilsohle fräst man dabei sichelförmig die Tritte in den Schnee. Die Trittstufen sind  zum Hang hin geneigt und bieten dem ganzen Fuß Platz. Nachfolgende Personen versuchen stets sauber zu steigen und die vorhandenen Tritte zu verbessern.

 

Altschneefelder (c) Karin Leichter

5. Richtige Ausrüstung verwenden!

Stabile, zuverlässige Bergstöcke unterstützen das Gleichgewicht. Aber Achtung: ein Abrutschen verhindern können sie nicht. Handschuhe und lange Ärmel schützen vor Abschürfungen und Leichtsteigeisen ermöglichen auch das Queren hart gefrorener Schneefelder (z.B. frühmorgens), sofern man die passenden Schuhe anhat. So genannte Grödel bzw. Spikes können auch auf Wanderschuhen montiert werden und geben einen recht guten Halt, Steigeisen können sie aber nicht ersetzen. Gute Bergschuhe sind hier natürlich eine absolute Voraussetzung. Ab einer gewissen Härte können Tritte nur noch mit einem Pickel gemacht werden. Deswegen sollte man immer einen Pickel dabei haben, wenn man harte Restschneefelder auf der Tour vermutet.

 

6. Richtig Bremsen!

Wenn es trotzdem zum Sturz auf einem Schneefeld kommt, kann rasches und entschlossenes Handeln Leben retten. Je nach Steilheit, Schneehärte und v.a. Auslauf kann ein Ausrutschen auf Firnfeldern fatal enden. Einzige Möglichkeit einen Sturz abzufangen, ist es sofort mit der „Liegestütztechnik“ (siehe Grafik) zu bremsen. Dabei ist es wichtig, sich sofort in die Bauchlage zu drehen und in der Liegestützposition mit Armen und Beinen zu bremsen – noch bevor die Geschwindigkeit so groß ist, dass man sie nicht mehr kontrollieren kann. Das muss jedenfalls zuvor, am besten unter Anleitung auf einem geeigneten Schneefeld, trainiert werden.

 

Altschneefelder_4 (c) Karin Leichter

Grundsätzlich sollten vor dem Betreten eines Schnee- oder Firnfeldes die Alarmglocken läuten. Ein Wanderweg, der in ein steiles Altschneefeld mündet, kann Grund genug sein, eine Tour abzubrechen.

AVS-Referat Bergsport & HG
Liegestütz-Technik (c) Georg Sojer

Liegestütztechnik

  • Grundstellung ist die Bauchlage mit gespreizten Armen und Beinen (X-Stellung).
  • Die Schuhspitzen werden in den Schnee gedrückt.
  • Die Arme drücken den Oberkörper, wie bei einer Liegestütze, von der Schneeoberfläche weg.
  • Bei Stürzen auf den Rücken oder mit dem Kopf voran muss der Körper in Etappen gedreht werden: zuerst aus der Rücken- in die Bauchlage, dann so, dass die Füße talwärts zeigen. Saltoähnliche Drehungen sollten dabei vermieden werden, da sie schnell unkontrollierbar werden.
Liegestütztechnik © Georg Sojer

Beinahe freie Fallgeschwindigkeit erreicht man bei einem Rutsch über einen 40 Grad steilen Firnhang schon nach wenigen Metern. Dass aber bereits flachere Hänge mit 30 Grad Neigung ein Risiko bergen, ist den wenigsten Wanderern bewusst.

Auf den eisigen Flächen kann man kaum mehr bremsen, auch wenn sie auf den ersten Blick gar nicht so steil wirken. Ein Ausrutscher auf einem Schneefeld, das in felsdurchsetztes Gelände oder gar in einen Steilabbruch übergeht, kann schwerwiegende Folgen haben.

Die Altschneefelder sind oft hart gefroren und bergen eine große Rutschgefahr. Und einmal gestolpert, geht es rasend schnell bergab!

AVS-Referat Bergsport & HG

Video Altschneefelder des ÖAV – Österreichischer Alpenverein

Achtung, rutschig! In seiner Reihe „Sicher am Berg“ hat der ÖAV dieses Video zum Altschneefeldern publiziert! Altschneefelder stellen ein häufig unterschätztes Absturzrisiko dar. Mit der richtigen Technik, vor allem aber mit dem richtigen Material begegnen wir dieser alpinen Gefahr allerdings gut vorbereitet.

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