ALPINIST © Manuel Baumgartner

Im Rahmen des Projekt „ALPINIST“ planten wir für den diesjährigen Winter einen Eisklettertrip nach Frankreich. Genauer gesagt führte die Reise nach Gavarnie in den Pyrenäen. So starteten die Eiskletterer, Hannes, Dennis, Markus R., Lukas, Markus N. und Bergführer Manuel am 19. Jänner um Mitternacht samt kompletter Eiskletter-und Skitourenausrüstung in das für sie relativ unbekannte französische Eisklettermekka.

Gegen 16 Uhr kamen wir nach einer nicht enden wollender Fahrt in Gavarnie an. Nachdem wir unsere bequeme Unterkunft bezogen hatten nutzen wir das letzte Tageslicht um die mächtigen Eisfälle im „Cirque de Gavarnie“ zu inspizieren, doch schlechtes Wetter und Nebel durchkreuzten unseren Plan. So fuhren wir, ohne neue Erkenntnisse in die nächst gelegene Ortschaft zum Abendessen. Doch Manuel hatte ein Ass im Ärmel, er kontaktierte einen heimischen Bergführer, welchen er durch etwas Zufall und Glück über Social Media etwas vorher kennenlernte. Gael, ein sehr netter Franzose bot uns seine Hilfe an und gab uns den Tipp am nächsten Tag einen Drytool Klettergarten ganz in der nähe zu besuchen. Diesen Tipp befolgten wir und wir staunten nicht schlecht als wir am nächsten Morgen nach kurzem Zustieg den Klettergarten erreichten, denn diese Drytool- Wand möchte sicherlich jeder einigermaßen ambitionierter Eiskletterer vor seiner Haustür haben. In den mega coolen, steilen und sehr „pumpigen“ Routen zeigten wir den auch anwesenden französischen Bergrettungskollegen dass wir „nicht auf der Brennsuppe dahergeschwummen sind.“;) Nachmittags konnten wir dann zusammen mit dem französischen Bergführer bei besserer Sicht einen Blick auf den Cirque werfen. Bei einen gemütlichen Bier in der Bergrettungsstelle ließen wir den Tag ausklingen. 

ALPINIST Gavarnie © Manuel Baumgartner
© Manuel Baumgartner

So stiegen wir am nächsten Morgen nach einem 1½ – stündingen, mit viel Spurarbeit versehenen Zustieg in den unteren Teil des Cirque de Gavarnie ein. In einer Dreier- und einer Zweier-Seilschaft kletterten wir bei sehr winterlichen Temperaturen, und nicht immer idealen Eisverhältnissen die 400!! Meter langen Eislinien im linken Teil der Felswand. Nachdem es über eine Abseilpiste zurück zum Rucksackdepot ging kehrten wir erschöpft durch die lange Kletterei, die frostigen Temperaturen und den eisigen Wind in unsere Unterkunft zurück.

ALPINIST Gavarnie © Lukas Daverda
© Lukas Daverda

Durch die ungünstigen Wetterprognosen planten wir für den kommenden Tag eine kurze Skitour, für welche wir als Ausgangspunkt das halbstündig entfernte Dorf Barèges nahmen. Den verbleibenden Nachmittag nutzen wir um den „Spaghetti“ Eisfall im Valèe de Hèas zu besichtigen welchen Lukas und Markus N. am darauf folgenden Tag auch gleich in Angriff nahmen. Markus R. und Manuel sowie Dennis und Hannes kletterten an diesem Tag trotz Nebel und Schneetreiben coole Linien im Cirque.

Am 5 Tag machten wir uns mit den Tourenski auf den Weg zum „Refuge des Sarradets“. Zunächst nutzten wir einen etwas in die Jahre gekommenen Sessellift um uns einige Höhenmeter mit den vollbepackten Rucksäcken zu ersparen. Nach etwa 2 Stunden erreichten wir den Winterraum der Schutzhütte, wo wir planten die Nacht zu verbringen. Doch zunächst entledigten wir uns dort unserer Eiskletter Ausrüstung um mit deutlich leichteren Rucksäcken zur Brèche de Roland, einer markanten Scharte welche auf beiden Seiten mit steilen Felswänden überragt wird zu gelangen. Nach einem ausgiebigen Raster in der Sonne kehrten wir zur Hütte zurück, wo wir die Nacht in unseren Schlafsäcken verbrachten. 

ALPINIST Gavarnie © Hannes Messner
© Hannes Messner

Noch bevor es hell wurde machten wir uns auf den Weg zu den Eisfällen im mittleren Sektor des Cirque, welche wir schon Tage vorher mit dem Fernglas beobachtet hatten. Die gute Qualität des Eis, die wir prognostiziert hatten bestätigte sich. Manuel, Lukas und Markus N. fanden im rechten Teil des Felsriegels eine schöne 4 Seillängen Eislinie, Dennis, Markus R und Hannes kletterten etwas weiter links einen Eisfall welcher als Highlight eine anspruchsvolle Säule zu bieten hatte. Nachdem wir über die Routen abgeseilt hatten ging es zurück zum Refuge des Sarradets und von dort aus zu unserem Ausgangspunkt bei der Talstation des Sessellifts.

ALPINIST Gavarnie © Manuel Baumgartner
© Manuel Baumgartner

Am letzten Tag unseres Eisklettertrips ging es für Lukas , Markus R. ,Manuel und Markus N. nochmals in den unteren Teil des Cirque de Gavarnie, Dennis und Hannes kletterten etwas westlicher davon eine interessant wirkende Route, die ihnen Tage zuvor aufgefallen war.

Zusammengefasst kann unsere Reise in die Pyrenäen als erfolgreich für alle 6 Teilnehmer bezeichnet werden, da wir trotz anfänglicher Skepsis bezüglich Eiskonditionen, widrigen Wetter- und Schneeverhältnissen imstande waren viele Eisfälle zu klettern und nebenbei eine gesellige und schöne Zeit miteinander verbringen durften. Außerdem muss man erwähnen, dass wir über die gesamte Zeit alle Routen für uns alleine hatten, was bei solchen Prachtstücken sicher nicht selbstverständlich ist. Auch kann man nur jedem Eiskletterer dieses Gebiet weiterempfehlen, und vielleicht sieht Gavarnie in Zukunft auch den Ein oder Anderen von uns 6 wieder, da Routen wie der „Overdose“ oder der „Alois“ schon Eindruck hinterlassen haben.

 

Text: Markus Neunhäuserer

ALPINIST Gavarnie © Lukas Daverda
© Lukas Daverda
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