„Agoge (VIII+)“, Cima Scotoni, Fanesgruppe
Erstbegehung der "Agoge" © Simon und Manuel Gietl

Am 26. Juni konnten die Brüder Simon und Manuel Gietl ihr Projekt an der Cima Scotoni nach mehrtägigen Anläufen abschließen. Plötzlich einsetzender Regen und Kälte verhinderten Ende Mai das Vorhaben.

Nach einer Schlechtwetterphase Mitte Juni gelang den beiden im rechten noch freien Wandteil schlussendlich dennoch diese bemerkenswerte Erstbegehung. Die Route trägt den Namen „Agoge“ und ebendieser Name drückt aus Sicht der Erstbegeher die Charakteristik der Linie am trefflichsten aus. Die spartanische Absicherung erfolgt ausschließlich mittels Normalhaken und mobilen Sicherungen. Die Routenfindung erfordert ein wachsames Auge und ein gutes Gespür für natürliche Gegebenheit der Linie. Das Klettern verlangt Mut und Entschlossenheit. Also all jene Tugenden, die die Knaben Spartas sich im Laufe ihrer Erziehung aneignen mussten. Die Route, deren Einstieg sich ca. 50 Meter rechts von der klassischen Lacedelli – Führe befindet, weist über 400 Klettermeter auf, wobei Schwierigkeiten bis zum oberen achten Grad gemeistert werden müssen. An der Stelle wo die Fachiri-Führe in einem 60 m Quergang nach links verläuft, zieht die „Agoge“ gerade nach oben. Obwohl in den schwierigeren Seillängen einige Schlaghaken stecken, müssen weite Strecken mit Friends und Klemmekeilen entschärft werden. Die Felsqualität soll sehr gut sein. Umso erstaunlicher ist es, dass sich nicht schon vorher jemand dieses „leckere“ Stück Kuchen von der „Scotoni-Torte“ schmecken ließ.

Erstbegehung der "Agoge" © Simon und Manuel Gietl

Routeninformationen

Route: „Agoge“, 400 m, 14 Sl., 8+
Erstbegeher: Simon und Manuel Gietl Mai/Juni 2012
Schwierigkeit: 8. Grad in 3 Seillängen, 7. Grad in 2 Seillängen, Rest 6 und 5
Zustieg: Von der Scotoni-Hütte ca. 40 Min.
Abstieg: Vom 2. Felsband hinausqueren ins Schotterkar und zurück zur Hütte
Charakter: Abwechslungsreiche Kletterei längs Rissen, Platten und Überhängen. Bis auf zwei kurze etwas splittrige Stellen im gelben Gestein ist der Fels meist sehr gut.
Absicherung: nur Normalhaken, an den Standplätzen stecken jeweils 2 oder 3 Haken
Verlauf: Einstieg ca. 50 m rechts der Lacedelli, 8. Sl. 20 m gemeinsam mit der Fachiri
Kletterzeit: 8-10 h
Material: 60m-Seile, kleines Hakensortiment, Serie Klemmkeile und Friends

Bewertung der Seillängen:

SL 1: IV+, 55m
SL 2: V, 35m
SL 3: VIII, 30m
SL 4: VIII/VIII+, 30m
SL 5: VII+, 35m
SL 6: VI-, 40m
SL 7: IV+, 55m
SL 8: V-, 20m
SL 9: VII, 35m
SL 10: VI-, 20m
SL 11: VIII-, 35m
SL 12: V+, 25m
SL 13: VI-, 35m
SL 14: V, 30m

„Agoge (VIII+)“, Cima Scotoni, Fanesgruppe
Erstbegehung der "Lebenslauf" © Manuel Gietl und Jakob Steinkasserer

Bei langanhaltenden stabilen Herbstwetter konnten Manuel Gietl und Jakob Steinkasserer die neue Route "Lebenslauf" in der steilen Wandflucht des "kleinen Hochgalls" eröffnen.

Die „Lebenslauf“ zieht parallel zum „Lebensstil“ linkshaltend durch die schuppige und Rissdurchzogene Wand, die insbesonders in der zweiten Hälfte recht luftig ist. Die Stände sind fix eingerichtet. Dazwischen sollte das Legen von mobilen Sicherungen beherrscht werden. Trotz einiger Zwischenhaken verspricht die Route abenteuerliches alpines Klettern auf größtenteils kompakten granitähnlichem Gestein.   

Erstbegehung der "Lebenslauf" © Manuel Gietl und Jakob Steinkasserer

Routeninformationen

Zustieg:
Von Antholz See kommend Richtung Riepenscharte (Weg Nr. 39), kurz unterhalb der Scharte westlich zum Einstieg. Dieser befindet sich ca.30 m links der Route „Lebensstil“ bei Knotenschlinge und Steinmann – ca. 1h 45min

Einstiegskoordinaten:
46.907640, 12.153955

Schwierigkeit:
max VII+ bis VIII- Grad, meistens zwischen VI. und VII. Grad

Länge:
ca. 270 Klettermeter

Seillängen:
10

Zeit:
4 Stunden

Fels:
sehr gut, Rieserferner Tonalit, stellenweise beeindruckende Risse und Schuppen, in den steileren Abschnitten auch etwas delikatere Blöcke und Schuppen (Insbesondere in der 8. und 10.Sl Vorsicht geboten) 

Ausrüstung:
NAA, 10 Express, 2 Set Friends und Keile, Schlingen, 60m Halbseile, eventuell Hammer und Haken

Absicherung:
R3/III, Stände fix eingerichtet, Zwischensicherungen Normalhaken und mobile Sicherungen

Charakter:
sehr lohnende alpine und streckenweise auch recht ernste Kletterei auf zum größtenteils kompakten Tonalit (granitähnlich) – abwechslungsreiche Kletterei entlang von Rissen, Schuppen und Verschneidungen, vereinzelt auch plattige Wandkletterei

Ausrichtung:
Süd

Abstieg:
Über Geröllrücken Richtung Norden und dann Richtung Osten zurück zur Riepenscharte und Weg Nr. 39 zurück zum Ausgangspunkt oder über die Route abseilen – ca. 2 h bis zum Ausgangspunkt (Antholzer See) 

Erstbegeher:
Manuel Gietl und Jakob Steinkasserer am 15., 21. und 22.11..2020