Wo geht die Reise hin? Die CO₂-Bilanzierung soll bei der Zustandsbestimmung helfen © Prisca Prugger

Im Bergsport sind An- und Abreise für die meisten klimaschädlichen Emissionen verantwortlich. Um dem entgegenzuwirken, braucht es zunächst Daten zu unserer CO₂-Bilanz. Mit der CO₂-Bilanzierungstabelle können wir feststellen, wo wir in Sachen Vermeidung von CO₂-Emissionen stehen.

Der Straßenverkehr ist in Südtirol für den Großteil der CO₂-Emissionen verantwortlich. Dazu gehören auch Schwergewichte wie der LKW-Transitverkehr, aber auch der Freizeitverkehr: Wer zum Berg fährt, trägt natürlich auch zu Emissionen, Verkehrsbelastung und Lärm bei. Die Mobilität ist daher der erste Hebel, bei dem wir ansetzen können, wenn wir unsere CO₂-Bilanz als Alpinist:innen und Wanderer:innen verbessern wollen.

Die Vereinstätigkeit des AVS ist mit Fahrten und Mobilität verbunden. Es gibt zwar Touren, die wir von unserer Haustür aus erreichen können (siehe dazu die Kampagne #MeinHausberg), wenn wir aber weiterhin ein reichhaltiges Tourenprogramm anbieten wollen, müssen wir mobil sein. Unser Ziel muss es also sein, die Emissionen bei An- und Abreise zur Tour so gering wie möglich zu halten. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Mit der Kampagne #1000 Schritte sammelt der Verein beispielsweise Ideen und Tourenvorschläge für Sektionen, Ortsstellen und private Touren.

Um feststellen zu können, wo wir stehen, wie weit wir mit unseren Bemühungen gekommen sind und wo wir noch ansetzen müssen, müssen wir erst einmal Daten sammeln. Dabei hilft die CO₂-Bilanzierungstabelle.

Die Tabelle als Excel-Datei zum Download findet ihr am Ende dieser Seite.

Wandern mit Bus I (c)Judith Egger I AVS
Mit dem ÖPNV-unterwegs © Judith Egger

Wie funktioniert die Tabelle?

Die CO₂-Bilanzierungstabelle wurde von Peter Warasin, Referatsleiter für Bergsport und HG und Mitglied der AG Klimaschutz im AVS, entwickelt. Sie beruht auf der Idee des CO₂-Fußabdruck-Rechners, mit dem Jede:r die individuell durch Konsum und Lebenstil erzeugten CO₂-Emissionen ausrechnen kann (z.B. mit dem Rechner der Agentur KlimaHaus). Zum Ausfüllen der AVS-Bilanzierungstabelle braucht man nur wenige Daten: die Anzahl der Teilnehmer, die zurückgelegten Kilometer und den ungefähren Fahrzeugtyp. Die Tabelle kann sowohl für Touren, als auch für Vereinssitzungen (zu denen Ehrenamtliche ja auch anreisen müssen) verwendet werden.

Die Tabelle besteht aus einer Excel-Datei mit mehreren Blättern. Auszufüllen sind in den Blätter 00_Infos, 10_Touren und 10_Sitzungen jeweils die hellblauen Felder. Im Blatt 20_Dokumentation wird die Funktion der Tabelle und ihrer Felder noch einmal genau erklärt. In den drei 50_Blättern (50_Report_Total; 50_Report_Touren; 50_Report_Sitzungen) findet man die Ergebnisse der eingegebenen Fahrten, jeweils für Touren, Sitzungen und insgesamt.

Auf dem ersten Blatt 00_Infos gibt man die allgemeinen Informationen ein: Jahr, Typ der Gruppe (Sektion, Ortsstelle, Jugend-, Familien- oder Seniorengruppe oder private Touren) und den Namen der Gruppe/Person. Die darunter angezeigten Diagramme werden automatisch aus den später eingegebenen Daten erstellt. Der Aufbau der Diagramme wird weiter unten noch einmal genau erklärt.

In den Blättern 10_Touren und 10_Sitzungen gibt man im oberen Feld die für das Jahr geplanten Touren, Sitzungen oder Veranstaltungen ein. Außerdem muss man ausfüllen, wie viele Veranstaltungen abgesagt wurden. Das hilft am Schluss, die Vollständigkeit der Daten zu überprüfen. Die Zahl der effektiv abgehaltenen Veranstaltungen wird automatisch vervollständigt.

Im Blatt 10_Touren wird für jede Tour eine oder mehrere Zeilen verwendet. Folgende Daten muss man hier pro Tour eingeben: Datum, Ziel und Leiter:in der Tour, die Anzahl der Teilnehmer:innen, die zurückgelegte Strecke und die dafür verwendeten Verkehrsmittel. In der aktuellen Version der Tabelle können bis zu 5 Verkehrsmittel angegeben werden. Sollten mehr verwendet werden, muss die Veranstaltung auf zwei Zeilen aufgeteilt werden. Wenn zwischen Verkehrsmitteln gewechselt wird, oder ein Teil der Teilnehmer:innen mit einer anderen Fortbewegungsart kommen, dann muss dafür eine neue Zeile verwendet werden.

Zum Beispiel: 5 Teilnehmer kommen mit zwei PKWs, andere 3 mit dem Linienbus, dann müssen diese zwei Gruppen getrennt eingetragen werden. Leider ist es mit einer einfachen Excel Tabelle derzeit nicht möglich, die Daten anders einzutragen.

Fahrzeuge müssen in verschiedenen Klassen eingetragen werden. Welches Fahrzeug in welche Kategorie fällt wird weiter unten erklärt. Falls ein Flugzeug für die Tour verwendet wurde, müssen die ausgestoßenen CO₂-Äquivalente über einen online verfügbaren CO₂-Rechner (es gibt mittlerweile eine größere Auswahl) berechnet und unter dem Feld „Individuelle Menge CO2e [kg]“ angegeben werden. Wer den CO₂-Ausstoß des eigenen Fahrzeuges genau kennt, kann diesen Wert ebenfalls in diesem Feld angeben.

Außerdem kann noch die Menge der kompensierten CO₂-Äquivalente angegeben werden. Da die CO₂-Kompensation ein umstrittenes und kompliziertes Thema ist, gibt es dazu keine offizielle Vorgabe des Vereins. Wenn keine CO₂-Äquivalente kompensiert wurden, wird in diesem Feld 0 eingetragen.

Im Blatt 10_Sitzungen werden ähnliche Daten für die Sitzungsteilnahme und für nur eine Person pro Zeile eingetragen. Auf diesem Blatt muss man außerdem angeben, ob es sich um eine Online-Sitzung handelt und wie lange die Sitzung gedauert hat. Das Feld „Multiplikator“ ermöglicht es, mehrere Teilnehmer:innen mit der gleichen Anreise in einer Zeile einzutragen (zum Beispiel, wenn eine Online-Sitzung fünf Teilnehmer:innen hatte, können alle fünf in einer Zeile eingetragen werden).

Am Schluss werden aus den eingetragenen Daten mehrere Diagramme erstellt. Sie zeigen einmal an, wie vollständig die Tabelle ausgefüllt wurde, wie viele CO₂-Äquivalente auf den „Worst Case“ eingespart wurden, und wie hoch das Einsparungspotenzial noch ist.

Dieselben Diagramme werden auch auf dem ersten Blatt 00_Infos angezeigt.

„Worst Case“?

Die Tabelle erstellt mehrere Diagramme, um die CO₂-Bilanz der ausfüllenden Sektion oder Person zu veranschaulichen. Dabei wird die aktuelle Situation immer mit dem Worst Case verglichen. Für den denkbar schlechtesten Fall geht man davon aus, dass alle Teilnehmer:innen in PKWs der Kategorie „Oberklasse“ anreisen, wobei in jedem Fahrzeug nur zwei Personen sitzen. (Anmerkung: Im Alltagsverkehr sitzen durchschnittlich sogar noch weniger Menschen pro Fahrt in einem PKW, allerdings sind die meisten Menschen auf ihren Bergtouren mindestens zu zweit unterwegs. Daher nimmt man diesen Wert für den „Bergsteigerverkehr“ an.)

Als „Best-Case“ wird angenommen, das alle Fahrten mit dem ÖPNV oder mit voll belegten PKWs der Klasse „Hybrid“ durchgeführt werden. Rein rechnerisch wäre die Fahrzeugklasse „0 Fahrrad, Elektro, H2“ natürlich noch emissionssparender, allerdings können nicht alle Ziele mit dem Fahrrad erreicht werden. Elektro- und Wasserstofffahrzeuge sind zudem nicht für alle zugänglich.

Fahrzeugkategorien

  • ÖPNV: Öffentlicher Personen Nahverkehr (Linienbus, Zug etc. …)
  • BUS 60: Ein Reisebus mit 60 Sitzplätzen. Unabhängig davon, ob die Plätze voll besetzt sind oder nicht, wird immer gleich viel CO₂ berechnet.
  • BUS 20: Ein Reisebus mit 20 Sitzplätzen. Unabhängig davon, ob die Plätze voll besetzt sind oder nicht, wird immer gleich viel CO₂ berechnet.
  • BUS 9: Ein Kleinbus mit 9 Sitzplätzen. Unabhängig davon, ob die Plätze voll besetzt sind oder nicht, wird immer gleich viel CO₂ berechnet.
  • VW Bus: Private Kleinbusse (Van) wie z.B. Ford Transit, VW California, Multivan, etc.); Referenz: Vans klein, Vans groß, Nfz, Wohnmobile
  • PKW Oberklasse: Referenz: Obere Mittelklasse, Oberklasse, SUV, Geländewagen, Sportwagen
  • PKW Mittelklasse: Mittelklasse
  • PKW Kleinwagen: Kompaktklasse, Kleinwagen, Minis
  • PKW Hybrid: Alle Fahrzeuge der oben genannten Referenzen, die mit einem Elektroantrieb UND einem anderen Verbrennungsmotor funktionieren.
  • 0 Fahrrad, Elektro, H2: Fahrrad, Elektroantrieb mit Akku ohne Verbrennungsmotor, Elektroantrieb mit Wasserstoff-Brennstoffzelle. Unter „Annahmen“ ist beschrieben, warum diese Fahrzeuge in die Klasse 0 CO₂ fallen.
  • Flug: Flugzeuge jeglicher Größe. Die CO₂-Emissionen müssen mittels eines CO₂-Rechner eigens berechnet werden und im Feld „Individuelle Menge“ angegeben werden.
  • Individuell: In diesem Feld können selbst berechnete individuelle CO₂-Werte angegeben werden. Beispiel: im Falle von Flugreisen oder wenn man den CO₂-Emissionswert der Fahrzeuge genau kennt (siehe Fahrzeugbüchlein oder vom Hersteller angegebene Werte). In diesem Fall muss das Feld „Individuelle Menge CO₂“ ausgefüllt werden.

Nicht mit dem Finger zeigen

Die Tabelle ist vorerst nur auf die Straßenmobilität ausgelegt, da dies der erste Punkt ist, bei dem wir als Verein ansetzen können. Natürlich sind alle Werte nur approximativ. Für den genauen CO2-Ausstoß spielen sehr viele Faktoren eine Rolle, die sich nicht in einer einfachen Tabelle zusammenfassen lassen und die Eingabe viel komplizierter machen würden.

Die Tabelle ist darauf ausgelegt, dass Sektionen, Ortsstellen und Gruppen des Vereines ihre Mobilitätsdaten sammeln. So können wir feststellen, wo wir stehen. Es geht nicht darum, mit dem Finger auf Einzelne zu zeigen, die weniger einsparen als andere, sondern grundsätzlich Daten zu sammeln, die wir analysieren können. Der Alpenverein Südtirol ist auch Naturschutzverein und ist daher daran interessiert, dass der Emissionsausstoß gesenkt und die Verschmutzung durch den Verkehr verringert wird. Daher wollen wir zuerst bei uns selbst aktiv werden: Daten sammeln, analysieren und dann handeln. So können auch wir unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten.