„Via Martha“, Wasserkopf OW, Geislergruppe
Erstbegehung der "Via Martha" © Georg Fink und Andreas Gschleier

Georg Fink und Andreas Gschleier berichten über ihre erste gemeinsame Neutour ...

Schon im Sommer 2008 ist mir diese versteckte Wand in den Villnösser Geislern aufgefallen. Nach einigen Recherchen war klar, dass die Chancen gut stünden, eine neue Linie durch diesen unberührten Teil des Berges zu finden. Satte Wasserstreifen im unteren Teil der Wand ließen auf guten Fels schließen. Im Janner 2009 überraschten mich meine Freunde mit einer Geburtstagsparty auf der Medalgesalm. Mit einer ausgedehnten Skitour lockte mich Martin auf die bewirtete Alm. Als Geburtstagsgeschenk einen Sack voll Nägel, mit der Bedingung, sie in dieser Wand zu verwenden.
Nach einer alpinen Durststrecke sollte es bis in den Sommer 2012 dauern, konkrete Pläne zu schmieden. Andi Gschleier entpuppte sich als geschickter Alpinist, mit dem mir einige interessante Wiederholungen gelangen. Dass sich zu Andi in relativ kurzer Zeit auch eine gute Freundschaft entwickelte, bekräftigte natürlich mein Vorhaben, die Wand anzugehen. Im Juli war dann kurzerhand ein gemeinsamer freier Tag gefunden. In 7 Stunden Kletterzeit, mit leichtem Niesel aus der Villnösser Seite und voller Freude über die schöne und gelungene Kletterei erreichten wir den Ausstieg. Nun konnte nicht mehr viel passieren, da der Abstieg ins Tal zwar lang, aber ungefährlich ist.
Die Vorfreude auf die Knödel (und das Bier…) trieben uns ins Tal. Andi legte noch einmal einen Endspurt ein, und so erreichten wir mit geplätteten Füssen gegen Abend die Dusel Alm, wo uns Martha die Knödel und a Schnapsl spendierte. Das entschädigte natürlich für den Umweg, aber den mussten wir ja in Kauf nehmen, zog Andi doch mehr auf die Dusel – Alm als nur Knödel und Bier…
Erstbegehung der "Via Martha" © Georg Fink und Andreas Gschleier

Routeninformationen

Zustieg:
Bei der Zanser-Alm-Hütte (1680m) parken. Von dort über die Tschantschenon-Alm (1928m) bis aufs Kreuzjoch. Nun dem Weg Richtung Roascharte folgen (Markierung 3). Am Anfang absteigend und eben, bis der Weg nach ca. 10 Gehminuten wieder anzusteigen beginnt. Dort zieht sich eine Schuttrinne vom Wasserkofel herunter. Dieser Schuttrinne an ihrer linken Begrenzung, weglos bis unter den Vorbau folgen. Unmittelbar unter der Wand nun rechts über schrofiges Gelände hochsteigen bis man auf Steinmänner trifft. Auf ungefähr halber Höhe des schrofigen Vorbaus befindet sich nun linkerhand der Einstieg auf einem Band. Steinmann und rosa Schlinge. Ca. 2 h

 

Route:
Die Route verläuft die ersten 3 Seillängen über Platten und Risse, immer leicht linkshaltend hoch bis man auf ein Band trifft das von einer senkrecht bis bauchigen Platte abgegrenzt wird. Auf dem überdachten Band quert man nach links um den Bauch am linken Ende zu überklettern. Danach 2 Seillängen über leichtere Risse bis auf ein Schuttband unter der markanten Verschneidung die schon vom Tal aus gut zu sehen ist. Nun über die Verschneidung ohne Orientierungsprobleme in schöner Riss- und Kaminkletterei zum Ausstieg. 2924 m ca. 5 h

 

Charakter:
Alpine klassisch abzusichernde Route in sehr gutem Fels. Logische Linie. Die ersten 2 Stände sind mit Nägeln und Schlingen eingerichtet. Am dritten Stand ist noch ein Nagel und in der 4. Seillänge ein Haken als Zwischensicherung. Danach ist die Route clean. Mit Klemmkeilen und Friends gut absicherbar. Relativ langer Zugang und Abstieg, dafür darf man mit Ruhe und Einsamkeit rechnen.

 

Abstieg:

Vom Ausstieg das Gipfelschuttfeld ohne nennenswerten Höhenverlust queren bis an das westliche Ende. Nun über Rinnen und Felsrippen (Stellen II-III nicht ausgesetzt) hinunter ins Val Mont dall’Ega. Dort auf Steig bis unter die Wasserscharte. Ca. 80 Hm in die Wasserscharte (2640 m)aufsteigen und hinten hinab um wieder auf den Steig mit der Markierung Nr. 3 zu treffen und unter der Wand aufs Kreuzjoch. Zurück zum Parkplatz ca. 2 h.

Viel Spass den Wiederholern!

Georg Fink