Gebetsfahnen © Buddhi Maya Sherpa

Mit diesem Projekt fördert der AVS die Schulausbildung von Sherpa-Kindern und trägt damit zu deren Existenzsicherung bei. Jährlich werden bis zu zehn Kinder – vorzugsweise Mädchen – über unsere Gewährsperson in Nepal, Buddhi Maya Sherpa, unterstützt.

Schulausbildung für Sherpa-Mädchen

In Nepal gibt es keine Schulpflicht. Viele Familien können es sich nicht leisten, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Im Normalfall reicht das Geld höchstens für die Schulausbildung der Söhne. In den Bergregionen verschärft sich die Situation für die Familien, denn die Verdienstmöglichkeiten sind dort geringer als im städtischen Raum. An letzter Stelle wird deshalb meist in die Schulausbildung der Töchter investiert.
Mit diesem Projekt versuchen wir insbesondere den Sherpa-Mädchen zu helfen und ihnen den Besuch einer Schule zu ermöglichen.

Der zentrale Einsatz unserer Patenschaftsmittel fließt in die Schulausbildung. Diese besteht in Nepal aus einer 7 Jahre dauernden Grundstufe, der eine 3-jährige Mittelstufe und – im Ausnahmefall – eine mehrjährige Hochschule folgen können.
Selbstverständlich zählt aber auch das allgemeine Wohlergehen der Familien zum Inhalt unseres Spendeneinsatzes, worauf  wir im Rechenschaftsbericht gegebenenfalls speziell hinweisen.
Die Übergabe der Geldmittel erfolgt durch Buddhi Maya direkt an die Eltern bzw. an die Erziehungsberechtigten.

Eine Schulausbildung ist der Grundstein für eine sichere und unabhängige Zukunft "unserer" Patenkinder in Nepal. Um dieses Ziel zu erreichen, benötigen wir die Mithilfe unserer Mitglieder.

Peter RighiReferatsleiter für Kultur

Wie kann man helfen?

Der AVS sorgt gemeinsam mit Buddhi Maya Sherpa für einen unbürokratischen und effizienten Einsatz eurer Mittel.

Unterstützen könnt ihr das Projekt entweder durch pauschale oder auch regelmäßige Patenschaftsbeiträge. Die Patenschaftsmittel werden nicht namentlich auf ein bestimmtes Sherpa-Kind, sondern nach Bedarf zugewiesen.

Über den Einsatz der Mittel und die ausgewählten Kinder berichten wir regelmäßig auf dieser Seite.

Die Bankverbindung:
„Schulausbildung für Sherpa-Mädchen“
Raiffeisenkasse Bozen, Filiale Rathausplatz
IBAN: IT70 B 08081 11600 000305003601
SWIFT-BIC: RZSBIT21003

Spendenbestätigungen werden nach Anfrage einmal jährlich und ab einem Mindestbetrag von 100,00 € pro Jahr ausgestellt.

Buddhi Maya

Buddhi Maya ist Tochter eines nepalesischen Bergführers und Sherpas (Sherpa bedeutet nicht „Träger“, wie viele glauben, sondern es ist der Name eines vor Jahrhunderten aus Tibet ausgewanderten Volksstammes und bedeutet „Volk aus dem Osten“).
Maya wurde 1969 geboren und wuchs in Zarok, unweit von Namche Bazar auf. Als kleines Mädchen hatte sie, im Gegensatz zu den meisten anderen Kindern ihres Dorfes, die Möglichkeit zum Besuch der Sir Edmund Hillary Grundschule, wobei sie jeden Tag einen 1,5 Stunden langen Marsch über einen 4000 m hohen Pass hin bewältigen musste! Rudi Postl, ein Höhenbergsteiger aus Österreich, der in den 70er Jahren (als Expeditionen für Europäer noch seltener und teurer waren) öfters in den Himalaja reiste und sich mit Mayas Vater anfreundete, lud Maya nach Österreich ein, um ihr dort eine Ausbildung zu ermöglichen und auf diese Weise der Familie zu helfen.
Maya kam im Alter von 17 Jahren zum ersten Mal nach Österreich. Dort absolvierte sie eine Ausbildung als Trekkingführerin und konnte sich bei ihrer Arbeit auf verschiedenen Schutzhütten das Grundwissen zur Führung eines eigenen Gastbetriebes aneignen.
Zurück in Nepal ging Maya daran, in Zarok selbst eine Gästeunterkunft zu erreichten – die „Sunshine-Lodge“. Gleichzeitig trat sie in die Fußstapfen ihres Vaters und wurde somit die erste nepalesische Trekkingführerin, was zu dieser Zeit noch sehr ungewöhnlich war.
Mittlerweile führt Maya ein Trekking-Unternehmen in Kathmandu, womit es ihr gelingt, die Bevölkerung ihres Heimatdorfes und dessen Umgebung mit Arbeit zu versorgen und somit am Unterhalt eines ganzen Gebietes beizutragen. Jährlich verbringt sie einige Monate in Österreich, den Rest des Jahres lebt sie in Nepal.

Buddhi Maya | Buddhi Maya Sherpa

Kontakt

A-9020 Klagenfurt, Schumanngasse 14A
Festnetz: +43 4632 203 10 | Mobil: +43 664 333 1273
E-Mail: maya.sherpa@aon.at

Übrigens: Maya ist euch auch bei der Organisation einer Trekkingtour in Nepal behilflich.

Buddhi Maya Sherpa ist durch ihre persönliche Entwicklung und als ehemaliges Patenkind für uns eine Garantin, dass die Geldmittel direkt und unbürokratisch für den bestimmten Zweck eingesetzt werden.

Renate BreitenbergerProjektberichterstatterin
Schulkinder 2019 | Buddhi Maya Sherpa
Maya inmitten einiger ihrer/unserer Schulkinder (2019) © Buddhi Maya Sherpa
Schulkinder 2019 | Buddhi Maya Sherpa

Die AVS-Patenkinder

Nachstehend findet ihr ein Kurzporträt unserer aktuell neun Patenkinder (3 Jungen, 6 Mädchen). Die Namen der Kinder werden hier aus Datenschutzgründen anonymisiert dargestellt.

Eine Kuriosität nebenbei: Sherpas werden nach dem Wochentag benannt, an dem sie geboren sind. Der Wochentag ist gleichzeitig der Name einer Gottheit, die mit einem Himmelskörper assoziiert wird. Der bzw. die Namensträger:in soll unter dem Schutz dieser Gottheit stehen, der Schutz wird bei jedem Gebrauch des Namens erneuert. Keiner dieser Namen hat eine geschlechtsspezifische Form. Es ist also nicht möglich, aus dem Namen das Geschlecht der Person abzulesen. Sonntag = Nyima (Sonne), Montag = Dawa (Mond), Dienstag = Mingma (Mars), Mittwoch = Lhakpa (Merkur), Donnerstag = Phurba (Jupiter), Freitag = Pasang (Venus), Samstag = Pemba (Saturn).
Übrigens: Die Europäer:innen leben im Jahr 2023, in Nepal ist heuer Kalenderjahr 2080. Die Nepales:innen feiern am 14. April den Beginn des neuen Jahres.

2023 ausgeschiedene Patenkinder

Im März 2023 wurden zwei Mädchen aus der Patenschaft entlassen, da sie die 12. Schulstufe abgeschlossen haben.

L. R. (*20/11/2004 ♀): L. stammt aus einer Gastarbeiterfamilie in Thamo. Ihr Vater war Küchengehilfe sowie Laufbursche beim Stromversorger KC Khumbu Bijuli Company. Die Familie wohnte in einem sehr armseligen Steinhaus, das aus einem einzigen Raum bestand. Als Maya 2012 mit einer Trekkingruppe vorbeikam und sah, in welchen Verhältnissen sie lebten, wollte sie ihnen helfen und nahm die älteste Tochter als Patenkind auf. Die vorherige Patin hat nur ein Jahr lang das Schulgeld bezahlt, danach hat sie sich nicht mehr gemeldet und war nicht mehr erreichbar. Maya weiß bis heute nicht warum. Sie hat das Mädchen weiter unterstützt und als AVS-Patenkind aufgenommen. Nach dem Erdbeben hat ein Mann aus Österreich für die Familie ein kleines Haus mit Blechdach gebaut, wo sie bis heute lebt. Der Vater verdient zu wenig, um die ganze Familie zu versorgen und die Kinder in die Schule zu schicken. Die Mutter ist zuhause und arbeitet gelegentlich auf den Feldern anderer Leute. L. hat im März 2023 das St. Lawrence College in Kathmandu abgeschlossen.

S. B. (*17/10/2004 ♀): S.s Vater ist 2017 bei Arbeiten am Haus vom Dach gestürzt und gestorben. Die Mutter konnte die Kinder nicht alleine erhalten. Obwohl die Mutter S. geraten hat, die Schule aufzugeben und sich eine Arbeit zu suchen, wollte das Mädchen unbedingt die Schule beenden. So bat die Familie Maya um Hilfe. S. war seit 2017 AVS-Patenkind und hat im März 2023 das T. Lawrence College in Kathmandu abgeschlossen. S.s älterer Bruder unterrichtet in der Primary School in Namche.

2023 bestätigte Patenkinder

C. M. L. (*04/04/2008 ): Der Junge aus dem Langtang-Gebiet ist durch AVS-Mitglied Herbert Frei vermittelt worden, der die Familie vor vielen Jahren bei einer Trekkingtour kennengelernt hat. Als er nach vielen Jahren wieder dort war, traf er zufällig C.s Vater. Sein Haus war durch das Erdbeben völlig zerstört worden. Herbert wollte helfen und C. eine Schulausbildung ermöglichen. So setzte ihn Maya auf die Patenschaftsliste des AVS. C., AVS-Patenkind seit 2018, besucht im aktuellen Schuljahr die Kathmandu Valley School in Kathmandu.

T. N. S. (*20/03/2007 ♂): Sein Vater Pasang stammt aus Zarok. Da eine Renovierung des Hauses in Zarok und das Leben in Namche zu teuer geworden wäre, zogen die Eltern mit den beiden Söhnen in eine Mietwohnung in Kathmandu, wo die Familie bis heute lebt. Seit 2018 ist T.s Vater Sherpa bei Achttausender-Expeditionen. Die Trekking- und Expeditionssaison dauert vier Monate im Jahr. Das Einkommen muss für den Rest des Jahres für Miete, Nahrungs- und Lebensmittel und andere Fixausgaben reichen. Als Pasang Maya über seine Schwierigkeiten erzählte, gab sie T. eine Patenschaft. T. ist seit 2017 AVS-Patenkind und besucht derzeit die Golden Peak High School in Kathmandu.

D. S. (*27/10/2008 ♀): D.s Mutter stammt aus Namche, der Vater aus Pangpoche. Da das Elternhaus jeweils die anderen Geschwister behalten hat, zog das Paar nach Kathmandu, wo es bis heute mit ihren beiden Kindern lebt. Sofern er Aufträge bekommt ist der Vater gelegentlich Trekking-Guide, die Mutter ist zuhause. Da das Paar große Schwierigkeiten hat, beiden Kindern eine Ausbildung zu finanzieren, hat D.s Mutter Maya gebeten, eines der Kinder zu unterstützen. Maya nahm die jüngere Tochter D. als Patenkind auf. Die Familie ist sehr dankbar für jede Hilfe. D. ist seit 2014 AVS-Patenkind und besucht derzeit die Progressive High School in Kathmandu.

T. L. L. (*17/11/2009 ♀): T.s Großeltern waren über den rund 6.000 Meter hohen Pass Nangpa La nach Namche gezogen und hatten sich im Dorf Thamo niedergelassen, wo auch Mayas Onkel wohnt. Maya kennt die Familie seit Jahrzehnten. Früher führten sie einen kleinen Tee-Shop am Wegrand und verkauften Souvenirs, bis das Haus abgerissen und neu errichtet wurde und die Besitzer selbst darin wohnten. So nahm die Familie eine Mietwohnung in Namche. T.s Vater muss als jüngster Sohn der Familie seinen Vater erhalten und hat zwei Kinder. Um ihm die finanzielle Situation zu erleichtern hat ihm Maya eine Patenschaft für das Mädchen zukommen lassen. T. ist seit 2015 AVS-Patenkind und besucht die Upper TCV School, India.

M. C. S. (*14/11/2005 ♀): Maya kennt M.s Mutter persönlich. Der Vater, gelernter Bauarbeiter, war auf der Suche nach Arbeit ins Khumbu-Tal gekommen und hat dort M.s Mutter kennengelernt. Die beiden haben zwei Kinder. Die Mutter betreibt im Sommer einen Kartoffelacker. Da nicht immer jemand ein Haus baut und Bauherren ihre Arbeiter oft selbst mitbringen hat M.s Vater nicht immer Arbeit. So begann er, als Trekking Guide zu arbeiten, zunächst in einer Begleitmannschaft. Da er aber nicht gut Englisch sprechen kann und Kunden nicht zufrieden sein könnten wurde er nicht mehr als Guide eingestellt. Maya hat der Familie eine Patenschaft für Tochter M. ermöglicht. M. ist seit 2019 AVS-Patenkind und besucht das Reliance College in Kathmandu.

D. P. (*27/10/2008 ♀): D.s Vater ist vor einigen Jahren gestorben, die Mutter hat keinen fixen Job, sie putzt und wäscht in Haushalten, verdient aber nur sehr wenig und kann dem Mädchen keine Ausbildung bezahlen. D., AVS-Patenkind seit 2020, besucht die Prabhat Higher Secondary School in Lalitpur, der drittgrößten Stadt in Nepal.

S. K. (*23/07/2012 ♂): Beim Erdbeben 2015 ist das Haus der Familie eingestürzt. Heute lebt sie in Kathmandu in einer Art Garage. Der Vater ist gelegentliche Hilfskraft, die Mutter ist zuhause, sie leidet an Epilepsie. Der Junge S. hat noch einen Bruder. Die Familie ist sehr arm. Maya war 2019 selbst dort und hat gesehen, in welch ärmlichen Verhältnissen sie leben. S., AVS-Patenkind seit 2020, besucht die Advance High School in Kathmandu.

2023 neu aufgenommene Patenkinder

T. J. S. (*23/09/2018 ♀): Der Vater von T. hat bei Maya angefragt, ob sie seiner Tochter ein Schulstipendium gewähren könnte, da die Familie finanzielle Probleme hat. Die Familie lebt in Thameteng (Khumbu Nepal). Derzeit besucht T. die Holy Academy in Kathmandu.

M. K. S. (*?/?/? ♀). Das Mädchen und seine Mutter leben in Paare, gegenüber von Thamo in Khumbu. Der Vater des Kindes hat die Mutter wegen einer anderen Frau verlassen und zahlt für das Kind keinen Unterhalt. Die Mutter ist somit Alleinerzieherin. Sie hat zwar eine kleine Landwirtschaft, kann aber derzeit nicht arbeiten und hat große finanzielle Schwierigkeiten, um sich selbst und das Kind zu ernähren, geschweige denn, ihm eine Schulausbildung zu ermöglichen. Deshalb bat sie Maya um Hilfe. M. besucht derzeit die 3. Klasse der Thame Basic School.

Aus dem Leben eines ehemaligen AVS-Patenkindes

Das ehemalige AVS-Patenmädchen P. Y. hat im Frühling ihr Bachelor-Studium abgeschlossen. P.s Vater führte früher einen kleinen Shop mit Landkarten, Postkarten und Guide-Bücher, ihre Mutter verkaufte neben dem Markt Tee und Jausen. Das Paar hatte große finanzielle Schwierigkeiten und es war ihnen kaum möglich, die Mieten zu bezahlen oder gar beide Kinder in die Schule zu schicken. So wurde P. als Patenkind des AVS aufgenommen. Sie besuchte die Volksschule in Namche, die Mittelschule und das College in Kathmandu. Nach dem Abschluss der 12. Schulstufe wurde sie aus der Patenschaft entlassen. Dank dem Tourismus lief das Geschäft ihrer Eltern gut und es konnte sogar vergrößert werden. So war die Familie in der Lage, das weiterführende Studium der Tochter selbst zu bezahlen. P. gab nebenbei anderen Kindern Nachhilfeunterricht. Sie ist stolz auf ihren Erfolg und ist ihren Eltern und dem AVS von Herzen dankbar.

Im ständigen Austausch mit Buddhi Maya ausgearbeitet und zusammengefasst von Renate Breitenberger.

Schulausbildung der Sherpakinder

Bericht von Renate Breitenberger

Normalerweise führt Buddhi Maya Sherpa jedes Jahr im Frühling und im Herbst Trekkingtouren in Nepal. Gleichzeitig organisiert und koordiniert sie vor Ort das AVS-Patenprojekt sowie andere Hilfsprojekte. Doch dieses Jahr ist alles anders.

Wie weltweit hat der Coronavirus auch in Nepal das Leben schlagartig verändert. Die Folgen sind gravierend. Kurz nachdem der zweite Corona-Fall bekannt wurde sind alle Grenzen (Luft- und Landwege) geschlossen worden. Es folgten sechs Monate Lockdown und damit Null Touristen in einem Land, das hauptsächlich von Tourismus lebt. Hunderte Sherpa-Guides, Sightseeing-Führer, Träger, Betreiber von Hotels, Lodges, Restaurants, Taxifahrer, Hubschrauberpiloten bis hin zu Souvenir-Verkäufer waren von heute auf morgen ohne Arbeit. Menschen, die schon vorher arm waren, verarmten noch mehr. „Es ist eine sehr schwere Zeit für die Bevölkerung in Nepal, es trifft sie schlimmer als das Erdbeben 2015“, so Maya.
Mingma, Mayas Schwester in Namche, erzählt von Familien, die einen Kredit für 10.000 bis 12.000 Rupien (ca. 100 Euro) aufgenommen haben, um Lebensmittel oder Kleider für ihre Kinder zu kaufen. Manche verkaufen ihren Schmuck und andere Gegenstände. Fixkosten wie Miete und Strom (sofern der Haushalt einen Anschluss hat) fallen trotz Lockdown an. Menschen, die bisher von ihrer Arbeit leben konnten, stehen nun an für eine warme Mahlzeit, die Private, Vereine oder NGOs organisieren. Wer auf dem Land lebt, baut Getreide und Gemüse an, hält ein paar Tiere, in höher gelegenen Gegenden wachsen nur Kartoffeln und Gemüse. Maya hat von Österreich aus versucht zu helfen und kontaktierte Mitarbeiter, Träger, Verwandten, Nachbarn und Bekannte in benachbarten Dörfern. Dank der Hilfe von Freunden, Trekkinggästen und Sponsoren konnte sie 20 der ärmsten Familien in Khumbu, 25 Familien im südlichen Kathmandu (KTM), 20 Familien in KTM und 40 Familien in Gumdel mit Nahrungsmitteln und finanzieller Unterstützung helfen.
Die Lage ist nach wie vor kritisch. Viele haben seit zehn Monaten weder Arbeit noch Einkommen, das Ersparte ist längst aufgebraucht. Mittlerweile sind weit mehr Menschen an Hunger, Depression und anderen Krankheiten gestorben als an Covid-19. Viele haben sich das Leben genommen, woraufhin die Regierung den Lockdown etwas gelockert hat. Touristen durften Mitte Oktober wieder ins Land reisen, mussten aber für sieben Tage in Quarantäne, was allerdings kaum jemand in Kauf nahm, da der Standard-Trekking-Tourist nur rund drei Wochen Zeit hat.
Auch die Schulen mussten wegen des Lockdowns schließen und alle Schulkinder sind in ihre Heimatdörfer zurückgekehrt. Wer es sich leisten konnte, lernte über Laptop und Smartphone. In Nepal haben viele Familien ein Smartphone, da die Ware aus China relativ günstig ist. Der Fernunterricht hat für eine große politische Debatte gesorgt. Eltern und Regierung waren der Meinung: Solange die Schulen geschlossen sind muss für den Schulbesuch nicht bezahlt werden. Schulen und Lehrer bestanden auf eine Weiterzahlung, denn nur so bleibe das Lehrpersonal erhalten und müsse nicht entlassen werden. Man einigte sich darauf, einen Teilweise-Unterricht und einen Teilweise-Fernunterricht abzuhalten und die Schulgebühren vorübergehend etwas zu senken. Derzeit sind die Schulen in KTM wegen Corona wieder geschlossen.

Aufbau & Organisation des Schulsystems
Üblicherweise beginnt in Nepal ein Schuljahr um den 20.-24. April und dauert bis Mitte März. Im Oktober sind je nach Schule 20 bis 30 Tage lang Ferien, da in diese Zeit die beiden Hindufeste Dashain und Diwali sowie weitere staatliche Feiertage fallen.
Im Kindergarten (class nursury) werden die Kinder drei (Schul)jahre lang von morgens bis abends betreut, verpflegt und auf die Schule vorbereitet. Bei Schuleintritt kann jedes Kind einfache Sätze lesen, schreiben und bis 100 zählen. Der Kindergarten in KTM kostet ca. 500 Euro/Jahr. Die Kindergartenspesen im Dorf sind etwas niedriger. Maya gibt auch diesen Familien 500 Euro, um sicherzustellen, dass jedes Kind gut versorgt ist und die Familie den Alltag leichter bewältigen kann, da meist mehrere Personen im Haushalt zu versorgen sind.
Die Grundschule (Primary School) und die Mittelschule (Secondary School) dauern jeweils fünf Jahre. Die Schule im Dorf beginnt um 10.00 Uhr, da viele Kinder lange Fußwege bis zur Schule zu bewältigen haben, und endet um 16.00 Uhr. Von 13.00 bis 13.30 Uhr ist Mittagspause. Unterrichtet wird von Sonntag bis Freitag. Freitagnachmittag und Samstag ist schulfrei.
Die Höhe der Schulgebühren richtet sich danach, ob das Patenkind ein Internat oder eine Tagesschule besucht und ob es eine staatliche oder eine private Struktur ist. Leben die Eltern in KTM und ihr Kind geht dort zur Tagesschule reichen 500 Euro Schulgeld für ein Schuljahr aus. Leben die Eltern im Dorf und müssen ihr Kind ins Internat nach KTM schicken, da die nächste Dorfschule zu weit entfernt ist, kostet ein Schuljahr bis zu 1.000 Euro. In diesem Fall ist das AVS-Patengeld als Unterstützung/Erleichterung zu verstehen. Für die Differenz kommt die Familie selbst auf.
In der 10. Klasse absolvieren die Schüler eine Abschlussprüfung. Bis das Prüfungsergebnis feststeht vergeht meistens ein Jahr. Einige Schüler besuchen in der Zwischenzeit – je nach Familiensituation – weiterbildende Kurse oder helfen zuhause mit. Wer die Abschlussprüfung besteht kann anschließend drei Jahre lang aufs College gehen. Nach dem College-Abschluss steigen die Schüler in das Berufsleben ein, erlernen einen Beruf oder studieren weiter. Mayas Anliegen ist, dass die Kinder mindestens die Mittelschule abschließen und wenn möglich das College in KTM besuchen.

Übergabe und Verwaltung des AVS-Schulgeldes
Bisher hat Maya bzw. ihre Schwester (Mingma) den Müttern das Geld persönlich übergeben, mit dem Auftrag, das Kind zur Schule zu schicken. Dass ausgerechnet die Mütter das Schulgeld verwalten hat gute Gründe: Manche Väter sind bei einer Expedition ums Leben gekommen und die Mütter müssen ihre Kinder alleine großziehen, einige Väter haben Alkoholprobleme, andere arbeiten zwar, bringen aber aus verschiedenen Gründen kein oder nur wenig Geld nach Hause. Es ist auch schon vorgekommen, dass Väter die Familie verlassen und das gesamte Ersparte mitgenommen haben.
Aufgrund des Einreiseverbotes (Corona) in Nepal kann Maya das Geld nicht persönlich bei den Müttern abgeben. Deshalb hat sie von allen Müttern/Familien die Kontonummer eingeholt, um das Geld überweisen zu können. Für Familien, die kein Bankkonto haben, wird eine andere Lösung gesucht.
Manche Kinder werden von klein auf über die Patenschaft unterstützt, andere werden mitten in der Schulausbildung aufgenommen, weil die Eltern die Schulausbildung nicht mehr finanzieren können und das Kind ohne Hilfe von Dritten die Schule abbrechen müsste. Die AVS-Patenkinder werden maximal zwölf Schuljahre lang unterstützt, sie erhalten also bis zu zwölf Mal eine Förderung. Diese dynamische Form wird beibehalten. Vorrangig werden Mädchen als Patenkinder aufgenommen, Jungen nur in begründeten Ausnahmefällen.

Alltagskultur & Werte
Die Sherpakultur wird in der Familie seit Generationen weitergegeben. Auch im Kindergarten und in der Schule wird den Kindern die Sherpa-Tradition vermittelt, Bräuche genauso wie die Alltagskultur. Kinder lernen u. a. auch mit Lebensmitteln hauszuhalten, damit bis zum Einkauf auf dem nächsten Samstagsmarkt ausreichend Essen im Haus ist. „Die Kinder aus den Dörfern sind schlau, sie wissen sich zu helfen“, so Buddhi Maya. „Du kannst einen Achtjährigen zu einem stundenlangen Fußmarsch losschicken, um bei einem Bauern ein Packung Milch zu holen. Stadtkinder sind da viel unbeholfener.“
Sich um alte und junge Menschen kümmern, sich gegenseitig respektieren, einander helfen und – unabhängig der religiösen Gesinnung – ein aufrichtiger, ehrlicher Mensch zu sein, der nicht stiehlt und niemandem weh tut. Das sind Werte, die den Sherpas wichtig sind. Die Ältesten werden respektiert und haben in den Familien das Sagen. Für jeden ist es selbstverständlich, auf Jüngere Acht zu geben und auf sie aufzupassen.
Im Dorf wird die Alltagskultur der Sherpa mehr gelebt als in den Städten. Als viele junge Familien von den Dörfern nach KTM abgewandert sind, ist die Sherpakultur mehr und mehr verloren gegangen. Auf den Bauernhöfen blieben nur noch die Alten zurück. Seit Corona hat sich das geändert. Viele sind aufs Land zurückgezogen, nach langer Zeit werden erstmals wieder die Felder bestellt.