„Pagu Toga“ Sardinien
Erstbegehung der „Pagu Toga“ © Hannes Hofer, Armin Rofner und Josef Hilpold

Im Oktober 2019 gelang Hannes Hofer, Armin Rofner und Josef Hilpold in Sardinien nördlich von Santa Maria eine neue Route. An der 300 Meter hohen Wand, die direkt vom Meer in die Höhe ragt konnten die drei Eisacktaler sich auf sardischem Boden verewigen. Bericht mit Video!

Im Oktober 2019 besuchten wir Sardinien, eine Insel die durch ihre Schönheit besticht und oft auch als italienische Karibik bezeichnet wird. Armin Rofner und ich kletterten in den besten Kletter-Spots dieser Insel. Es war ein Trip, der von Tag zu Tag besser wurde!
In den letzten 2 Tagen holten wir noch Josef Hilpolt (Hilti) ins Boot, der Sardinien kennt wie seine Westentasche und dadurch reichlich Ideen noch unbegangener Routen mitbrachte. Sein Sardischer Freund Mario fuhr uns mit einem Schlauchboot von Santa Maria die Küste in nördlicher Richtung entlang, bis wir zu einer Wand gelangten, die senkrecht 300 Meter aus dem Meer in den Himmel ragt. Hier wollten wir versuchen, uns auf Sardischem Boden zu verewigen. Mit reichlich Material geschultert sprangen wir vom Boot ans Festland.

In unmittelbarer Nähe sollte unsere Route beginnen, Hilti startete das Abenteuer und war bald außer Blickfelds, schnell erfreute uns das Geräusch seiner Bohrmaschine – Josef war am ersten Standplatz angelangt. In der nächsten Seillänge übernahm ich das Ruder, die Route führte mich in eine vertikale Höhle. Zwei Meter höher erblickte ich wieder das Tageslicht und daraufhin ein ideales Loch für den Stand. In Wechselführung arbeiteten wir uns nach oben, der Fels war optimal in senkrechter und anspruchsvoller Kletterei.

 

Pagu Toga © Hannes Hofer

 

Unser Ziel war es, die Route in nur zwei Tagen fertig zu stellen, denn schon am nächsten Abend ging unsere Fähre nach Hause. An den Ständen bohrten wir Haken, in den Zwischenlängen sicherten wir, wenn möglich mit mobilen Sicherungsgeräten und wenn nötig auch mit Bohrhaken ab. An Tag eins verging die Zeit wie im Fluge. Als es zu dämmern begann, war es an der Zeit den Rückzug anzutreten, denn unser Bootsmann Mario könnte schon in wenigen Minuten am Meereshorizont zu sehen sein.

Am nächsten Morgen trafen wir uns wieder am Hafen von Santa Maria, zunächst mit schlechten Nachrichten. Mario erklärte uns, dass wegen des hohen Wellengangs, die Bucht an unserer Route nicht erreichbar wäre. Nach einigen Espressos konnten wir ihn doch noch zu einem Versuch überzeugen. Eine reine Achterbahn war diese Bootsfahrt! An der Bucht angelangt war das optimale Timing für den Sprung an die Küste gefragt. Die Wellen donnerten an die Felsen, zerbrachen und spritzten 5 Meter in die Luft. Wir nutzten unsere Chance beim Rückgang der Wellen und sprangen mit viel Anlauf auf die Felsen. Bis zu den Unterhosen wurden wir vom Spritzwasser eingeweicht, doch das war uns egal, denn die Hoffnung war zurückgekehrt: Wir standen endlich in der Bucht unter unserer Route und nun tickte die Zeit.

Pagu Toga © Hannes Hofer

 

Am frühen Nachmittag waren wir dort angelangt, wo wir am Tag zuvor Feierabend gelassen hatten. Wieder mit vollem Akku startete ich in die 6. Seillänge und folgte der logischen Linie am Rande einer Schuppe, 35 Meter höher bohrte ich den Standplatz ein. In wenigen Minuten war Josef an meinem Hängestand angelangt, tauschte den Akku und machte sich in die letzte Seillänge. Es wurde zunehmend schwieriger und die Möglichkeit mit Friends abzusichern bot sich nicht. Immer wieder klatschten größere Felsbrocken ins Wasser, welche Armin unter mir und Josef über mir in die Tiefe stürzen ließen. Mir wurde die Steilheit der Wand dadurch erst richtig bewusst, da die Brocken nie die Wand streiften sonder in freiem Fall ins Meer tauchten. Nach 30 Metern machte der Akku der Bohrmaschine plötzlich schlapp, er war wohl nicht richtig aufgeladen worden. Kurz kam Unsicherheit auf. Josef schätzte die Entfernung zum Gipfel mit 15 Meter, dann checkte er sein Material am Gürtel und kletterte mit der Hoffnung, dass einer seiner Friends irgendwann passen könnte, dem Gipfel entgegen. Keiner der Friends passte, doch nach einigen bangen Minuten stieß er einen Freudenschrei aus und ließ uns so wissen, dass er es mit einem ziemlichen Runout-Finish geschafft hatte! Freude machte sich breit. Am Gipfel fielen wir uns in die Arme.

Nach einer Stunde Fußmarsch wartete Mario mit seinem Jeep und begrüßte uns in seiner Sardischen Sprache mit „Pagutoga“ was heißt „Sehr schön uns wieder zu treffen“. Wir luden ihn noch auf ein schnelles Bier ein und berichteten ihm von unserem erfolgreichen Abenteuer.

Hannes Hofer

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Erstbegehung der „Pagu Toga“ © Hannes Hofer, Armin Rofner und Josef Hilpold

Routeninformationen

 

Zustieg:
Mit dem Schlauchboot von Santa Maria für 20min nach Norden fahren.
Material:
NAA , 12 Expressschlingen und ein Satz Friends
Abstieg:
Über die Route abseilen.