Ausstellung in der AVS-Landesgeschäftsstelle © Theo Daum

Seit über 50 Jahren setzt sich das Referat für Natur und Umwelt im AVS für Südtirols Naturlandschaft ein. Den Besucherinnen und Besuchern der AVS-­Geschäftsstelle gewährt das Referat jetzt mit einer Ausstellung Einblick in seine Geschichte.

Betritt man in diesen Monaten die Landesgeschäftsstelle des AVS, so wird man von einer Litfaß­säule begrüßt, die mit Plakaten aus der Naturschutz-Geschichte des Alpen­vereins beklebt ist. Das Referat für Natur und Umwelt im AVS feierte im Jahr 2021 sein 50-jähriges Bestehen; die Naturschutz-Aktivität im Alpen­verein allgemein geht sogar auf die Zeit des Deutsch-Österreichischen Alpen­vereins im späten 19. Jahrhundert zurück. Zur Beleuchtung dieser Geschichte organisierte das Referat bereits im Herbst 2021 eine Jubiläumsfeier. Zur Jahresversammlung des Referates wurde schließlich am 1. April 2022 ein Ausstellungsbereich im Foyer der Landesgeschäftsstelle eröffnet, der von den Referaten Natur und ­Umwelt, Kultur und Kommunikation gemeinsam erstellt wurde.

Die Ausstellung rückt dabei 3 große Themen in den Fokus, die sich durch die Geschichte der Naturschutzarbeit im Alpenverein Südtirol und jener seiner Vorgänger ziehen.

Bewahren

Einer der ersten Impulse der Alpen­vereinsmitglieder im Hinblick auf die Natur war das Bewahren von Landschaft, Flora und Fauna. Diesem „Käse­glockennaturschutz“ (Werner Bätzing) lag kein tieferes Verständnis von Zusammenhängen im ökologischen System zugrunde. Stattdessen verschrieb man sich dem Schutz bestimmter Flaggschiffarten der Pflanzen- und Tierwelt – Arten, die man für charakteristisch für die alpine ­Landschaft hielt. Typischer Vertreter: das im Alpenverein allgegenwärtige Edelweiß. Gleichermaßen bemühte man sich um den Schutz typischer oder ästhe­tisch besonders ansprechender Landschaftsformen der Kultur­land­schaft und auch der Naturlandschaft. Welche Arten und welche Landschaftsformen der Alpenverein als schützenswert ansah, wurde nach rein ästhetischen Gesichtspunkten entschieden.

Diese Einstellung zum Naturschutz stammt noch aus der Zeit der ersten Naturschutzbewegungen im Deutsch-­Österreichischen Alpenverein im 19. Jahrhundert und blieb bis in die 1970er-Jahre auch für die Umweltschützer im AVS wichtig. Erst als öko­logische Themen in der breiteren Öffent­lichkeit immer stärker Fuß fassten, änderte sich auch beim Alpenverein Südtirol die entsprechende Einstellung.

Konsumieren, emittieren, kontami­nieren … Wie trägt unser eigenes ­Verhalten am Berg zur Umwelt­zerstörung bei? © Theo Daum

Sensibilisieren

Wie ging das Referat für Natur und Umwelt bei seiner Tätigkeit vor? Ein wichtiger Bereich der Naturschutz­aktivität im AVS war das Sensibilisieren der eigenen Mitglieder und der Öffentlichkeit für Umweltprobleme in Südtirols Bergen. Ein klassisches Thema dabei war die Müllverschmutzung in der Natur. Aktionen, die auf dieses Problem aufmerksam machten, reichten von Müllsammelaktionen wie der Aktion „Saubere Berge – Sauberes Land“ im Jahr 1977 bis hin zur Wanderausstellung „Neobiota“ 2014. Da das Referat den AVS aber nicht als „Müllsammlerverein“ abstempeln wollte, versuchte man auch mit anderen Aktio­nen und Kampagnen die Öffentlichkeit für die Gefährdung der Südtiroler Bergwelt zu sensibilisieren. Dazu gehören moderne Social-­Media-Kampagnen („Unsere Alpen“), aber auch klassische Wanderführer, die ­aufzeigen, wie „Wandern ohne Auto“ in Südtirol funktionieren kann.

Protestieren

Die Alpenvereine waren zunächst gutbürger­liche Vereine, die vor groß ­angelegten Protestaktionen eher zurück­schreckten. Erst im Laufe der 1980er-Jahre wurde sich das Referat für Naturschutz bewusst, dass man zwischendurch auch laut werden muss, um die Aufmerksamkeit der Öffent­lichkeit zu erregen und die Politik zum Handeln zu bewegen. Die größte ­Aktion in diesem Zusammenhang war der Protestmarsch auf die Confin­böden 1985, zu dem über 1.200 Personen mobilisiert werden konnten. Protestaktionen des Alpenvereins hielten sich seitdem in Grenzen, blieben aber spektakulär – z. B. als Mitglieder des Jugendreferates im Juni 1997 Papierflieger von der Besuchertribüne des Landtages warfen, um gegen den Ausbau des Flughafens Bozen zu protestieren, oder bei der Protestskitour ­gegen das Windkraftwerk am Brenner im Jahr 2011. Viele Aktionen, wie etwa diese Protestskitour oder die Kam­pagne „Wandern ohne Auto“, wurden ­dabei nicht vom Naturschutzreferat der Landes­leitung selbst initiiert, sondern von engagierten Mitgliedern in den AVS-Sektionen und Ortsstellen.

Hinterfragen

Das letzte Thema, dem sich die Ausstellung zuwendet, ist das Hinter­fragen der eigenen Umweltsünden. Schließlich ist der AVS nicht nur ein Verein für Naturschützer, sondern auch ein Verein für Naturnützer: Wir alle bewegen uns gern in Südtirols Bergen und müssen uns immer wieder die Frage stellen, inwiefern wir durch unser Freizeitverhalten diese Naturlandschaft in Gefahr bringen.

Wer mehr über die Geschichte des Naturschutzes im Alpenverein erfahren möchte: Die Ausstellung wird noch bis Ende des Jahres 2023 zu den Öffnungszeiten im ­Foyer der Landes­geschäfts­stelle in Bozen zu ­sehen sein.