Was im letzten Jahr aufgrund der Pandemie abgesagt werden musste, konnte heuer unter Einhaltung der Corona - Schutzmaßnahmen durchgeführt werden. Ein Hochtourenwochenende ausschließlich für Frauen. Der Andrang war sehr groß, leider musste sogar ziemlich einigen Frauen abgesagt werden, zumal die Plätze begrenzt waren. 2 Frauen unserer Hochtourengruppe (Dorothea Volgger und Andrea Wisthaler) waren zusammen mit Bergführerin Steffi Marcher die Tourenleiterinnen.

Wild & Spitze ©Andrea Wisthaler

Vent, hinterstes Ötztal, Dorf mit dem höchsten Alkoholkonsum pro Einwohner, Bergsteigerdorf, Ausgangspunkt unserer Tour, ziemlich früh morgends. 

18 Frauen, 25 die jüngste Junge – 67 die älteste Junge. Und wir starten wie die Raketen – BÄÄÄÄM – 3,5 Kilometer und 750 Höhenmeter und schon stehen wir  2.600 Meter über dem Meer – nach nur 20 Minuten –  so gar nicht „Vereinstour – like“. Und die Frauen – ich höre die Stimmen hinter mir wie auf einem Marktplatz – sie reden, ratschen, schnattern und tschatschen immer noch, keine außer Puste?? Ach ja, wir haben ja die Bahn genommen, upps.

Umso motiverter sind dann alle, wenn wir so früh schon so hoch sind. Ein kurzes „guitn Morgn – mir warn do Mädlstrupp fan Pustotol“ und „was nicht gebraucht wird lassen wir hier“ in der Breslauer Hütte – schnell ein Paar Steigeisen leihen (wenn 17/18 alles haben ist doch super?! ) und schon sind wir auf dem Mitterkarferner, wo wir in Gurt und Steigeisen schlüpfen.

Bergsee und 17 Mädels © Andrea Wisthaler

Increm et vogessn

Die Sonne brennt bestialisch, Steffi führt die Gruppe an, Thea ist irgendwo in der Mitte und ich mache Schlusslicht. Cooles Bild wie so viele Frauen brav im Gänsemarsch empor spazieren. Es wird immer steiler, was uns aber nicht stört – im Gegenteil! Mädels das jahrelange High-Heels tragen war nicht umsonst – Frontalzacken in den Schnee und auuufffi gehts! Wie Graziellen stapfen Sie hoch, edel und zügig – ich schaffe es kaum ein paar Bilder zu schießen.

Beim Klettersteig wird uns eine kurze Verschnaufpause gegönnt. Eine Seilschaft besteht darauf, zuerst abzusteigen bevor wir einsteigen. Da hätten doch beide Platz?! Egal, nicken, lächeln, kurz leise maulen und weitergehen.

Auf dem Mitterkarferner
Im Klettersteig kurz vor dem Taschachferner © Andrea Wisthaler

In eeeeiner Gletscherspalte…

Nach dem Klettersteig befinden wir uns jetzt auf dem Taschachferner, wo wir aufgeteilt in 3 Seilschaften weiterstolzieren. 2 Männer fratscheln natürlich sofort. Wo wir herkommen, wer wir sind, und ja sowas haben Sie ja noch nie gesehen.

Hä? Sind wir Frauen oder Außerirdische?!

Noch einmal kurz die Beine spalten um nicht am Boden der Spalte zu halten – und schon erreichen wir den aperen Südwestgrat von welchem es in kurzer Gratkletterei auf den Gipfel der Wildspitze auf 3.768m geht. Etwas Nebel ist aufgezogen, aber es scheinen ja wir.  🙂

Erneut Männer, welche anscheinend auch noch nie Frauen alleine am Berg gesehen haben. Wir haben die falsche Hütte ausgesucht, meinen Sie, eine ähnlich große Männergruppe wie unsere ist im Taschachhaus untergebracht, meinen Sie. Wir haben alles richtig gemacht, meinen wir…

Auf dem Taschachferner © Andrea Wisthaler

in 10 Minutn startwo!

Nach den obligatorischen 500 Gipfelfotos machen wir uns wieder an den Abstieg – die Spalte wo es vorhin noch gereicht hat die Beine breit zu machen ist nun nur mehr mit einem Sprung zu überwinden. Tapfer fackeln alle nicht lange. Ist es das kühle Getränk in der Hütte, das Sie bereits riechen?!

Zick zack bum bäm , jetzt wird nicht mehr getrödelt! Das steile Schneefeld nach dem Klettersteig seilen wir ein paar Damen ab – und schon sind wir wieder im Mitterkarferner und packen die Gurte und Material wieder in den Rucksack. Die Sonne scheint wieder – ich blicke in die Runde – Mann schaun die alle gut aus, auch die Mascara hält noch!

Gipfelselfie © Andrea Wisthaler

In der Hütte angekommen ernten wir wieder neugierige Blicke. JA, wir sind alles Frauen! Nein, kein Mann! Ein komplettes Lager haben wir für uns, welches wir gleich beziehen. Im hinteren Eck der Stube ist für uns reserviert, 3 große Tische. Wir suchen rasch aus was wir Essen möchten – der Hunger meldet sich nun langsam (eher schnell….) Das Essen schmeckt gut und so auch die Getränke. Bald meldet sich die erste Dame – sie geht schlafen. Waaas? Nicht ohne ein gute Nacht Lied! Die Gitarre kurz ausgeliehen, Gottseidank haben wir eine Dame dabei, welche die 3 „Kindergartenakkorde“ beherrscht und schon sind wir mittendrin: „Herrliche Berge, sonnige Höhen, Bergvagabunden sind wir, ja wir“.

Die Dame ist begeistert und beschließt nun noch noch etwas bei uns zu bleiben. Schlafen? Kann man ja sonst immer! Aus der gemütlichen Gitarrenbegleitung wird Ramba Zamba mit Steirischer Harmonika und Teufelsgeige – in der Mitte wird getanzt, super Stimmung und jede Menge Spaß, bis wir müde aber zufrieden die Betten beziehen – morgen ist ja auch noch ein Tag.

Schaug amo aussn es schneib!

– ein anderer Weckton, wie ich Ihn gewohnt bin. Neugierig werden einige Köpfe in die Höhe gesteckt. Ja, tatsächlich, es schneit! Den Wetterbericht haben wir gecheckt, deshalb auch das späte Frühstück. Im Laufe des Vormittags soll es besser werden. Und das wurde es auch! Eine Stimmung, ich würde sagen schöner als strahlend blauer Himmel.

Einige Mädels machen sich auf den Weg auf den Hausberg „den Urkundkolm“ mit 3.134m. Die andere Gruppe siedelt sich auf einem Schneefeld in Hüttennähe an und übt alles was man auf einem Gletscher braucht –  Von Knotenkunde über Seilhandhabung und Pickelverwendung bis hin zur losen Rolle – bis die Finger kalt wurden und sich nach einer warmen Schokolade gesehnt haben.

Wild & Spitze ©Andrea Wisthaler
Gletscherkurs © Andrea Wisthaler

Pärig wors!

Alles in allem ein super Wochenende, viel erlebt, viel gelernt, viel gelacht!
Bis zum nächsten Mal!

Facts – Wild & Spitze – Hochtourenwochenende nur für Frauen

Start: St. Lorenzen

Gipfel: Wildspitze

Teilnehmerinnen: 18

Durchschnittsalter: Jung

Mit freundlicher Unterstützung von
Alpenverein – Ortsstelle St. Lorenzen – Bildungsausschuss St. Lorenzen