Beim Biwakieren mit der AVS-Jugend © Johannes Pardeller
von Markus Ernst, VAUDE Produktionsmanager (Bergeerleben 03/20)

Anforderungen an den richtigen Schlafsack

Die Wahl deines Schlafsacks hängt vom Verwendungszweck ab. Je nach Einsatz und Aktivität gibt es unterschiedliche Anforderungen an Material und Verarbeitung, Schnitt, Füllmaterial und Temperaturbereich. Vor dem Kauf solltest du dir entsprechend Gedanken machen, wofür genau du den Schlafsack einsetzen möchtest. Bist du im (hoch-)alpinen Gelände unterwegs, brauchst du ein besonders leichtes Modell. Für Touren in der kalten Jahreszeit benötigst du eine hohe Wärmeleistung. Oder vielleicht sollte es doch die robuste und pflegeleichte Variante sein? Auch Platzbedarf und Gewicht sind wesentliche Entscheidungsfaktoren.

Temperaturangaben

Für die Wahl deines Schlafsacks spielt es eine wichtige Rolle, in welchen Klimazonen du dich bewegst. Diese können von feucht bis trocken und warm bis kalt variieren. Die europäische Norm EN 13537 sorgt für eine einheitliche Regelung der Temperaturangaben unter den Schlafsackherstellern in Europa, was den Vergleich unterschiedlicher Produkte erleichtert.
Folgende drei Temperaturbereiche werden unter normalen Einsatzbedingungen unterschieden – dabei ist vorgesehen, dass eine Person jeweils mit langer Funktionswäsche bekleidet im Schlafsack liegt.

  • Komfort: In diesem Temperaturbereich soll ein vollständig in den Schlafsack eingepackter Schläfer in entspannter Körperhaltung nicht frieren und komfortabel eine Nacht durchschlafen.
  • Limit: In diesem Temperaturbereich soll ein vollständig in den Schlafsack eingepackter Schläfer in zusammengerollter Haltung gerade noch nicht frieren.
  • Extrem: In diesem Temperaturbereich bietet der Schlafsack noch Schutz vor dem Erfrieren, es besteht aber das Risiko einer Unterkühlung (Hypothermie). Es wird davon ausgegangen, dass eine Frau, deren Größe und Gewicht durchschnittlich sind, in zusammengerollter Körperhaltung der Kältebelastung für sechs Stunden standhält.

Wärmehaushalt

Das thermische Gleichgewicht des Schläfers ist von verschiedenen physikalischen Einflussfaktoren abhängig, die bei der Wahl des Schlafsacks entsprechend zu berücksichtigen sind. Tipp: Schlafsack und Bekleidung stehen im engen Zusammenhang. Funktionelle Textilien wie eine Daunenjacke können die Wärmeleistung eines leichten Schlafsacks deutlich erhöhen und gleichzeitig das Gesamtgewicht der Ausrüstung geringhalten

Schlafsack Isomatte © AVS Jugend Tiers
© AVS-Jugend Tiers

Physiologie

Ein Schlafsack kann selbst keine Wärme erzeugen, sondern speichert die Körperwärme des Schläfers. Das Wärmeempfinden des Benutzers hängt daher stark von seinen individuellen körperlichen Eigenschaften ab. Wichtige Kennzahlen sind hier etwa das Körpergewicht und die Körpergröße, aber auch Geschlecht und Alter sowie der aktuelle körperliche Zustand.
Kräftige Menschen mit höherem Körperfettanteil bzw. viel Muskelmasse kühlen langsamer aus als schlanke Menschen. Durch die Isolationsschicht aus Fett bzw. die Wärme, die bei der Muskelaktivität entsteht, frieren sie seltener. Frauen frieren generell häufiger und schneller als Männer, da die Fettreserven unterschiedlich verteilt sind, der Blutdruck niedriger ist und in der Folge der Körper eine geringere Durchblutung hat. Zu beachten ist ferner, dass Stoffwechsel und Muskelmasse mit zunehmendem Alter sinken und somit weniger Wärme produziert wird. Trainierte Menschen, die sich viel im Freien aufhalten, sind außerdem besser an die Kälte gewöhnt. Und ein erholter Organismus produziert mehr Wärme als ein erschöpfter.

Jahreszeiten

Die Nutzung während der verschiedenen Jahreszeiten ist eines der wichtigsten Kriterien für die sinnvolle Wahl eines Schlafsacks.

  • Sommer: Sommerschlafsäcke sind für die wärmste Zeit des Jahres gedacht. Sie zeichnen sich durch optimale Atmungsaktivität aus. Als Füllmaterial werden sowohl Daunen als auch Kunstfasern verwendet, da diese jeweils die Feuchtigkeit des Körpers rasch abtransportieren.
  • 3-Saison: Schlafsäcke dieser Kategorie sind für die Zeiträume Frühling, Sommer und Herbst geeignet und bieten auch während der kühlen Nächte in der Übergangszeit hohen Wärmekomfort. Sowohl Daunen als auch Kunstfasern kommen in diesen Produkten zum Einsatz.
  • Winter: Für den Einsatz während der kalten Jahreszeit werden verstärkt Daunen für die Füllung verwendet, da diese die höchste Wärmeleistung bei geringerem Gewicht (Stichwort: Wärme-Gewichts-Verhältnis) bieten. So befindet man sich auch bei Minusgraden noch in der Komfortzone.
  • Wärmeleitung: Der größte Wärmeverlust im Schlafsack erfolgt durch Abgabe der Körperwärme in den Boden. Der Schläfer komprimiert durch sein eigenes Körpergewicht die Wattierung auf der Unterseite des Schlafsacks und vermindert so die Wärmeleistung. Daher ist eine gut isolierende Matte unentbehrlich.
Schlafsäcke © AVS Jugend Salurn
Die AVS-Jugend Salurn bei einer Übernachtung in einem Stall © AVS-Jugend Salurn

Anforderungen an die richtige Isomatte

Größe, Gewicht, Material oder Konstruktion sind nur einige Punkte, in denen sich hochwertige Isoliermatten unterscheiden. Du solltest dir vorab Gedanken machen, wo die Isomatte zum Einsatz kommen wird. Die Bedingungen beim Campingurlaub stellen andere Anforderungen an Funktionen und Eigenschaften als bei Touren im hochalpinen Gelände.
Isomatten für die Freizeit bieten mehr Schlafkomfort, sind aber schwerer und benötigen mehr Platz im Gepäck. Im Vergleich dazu sind Performance-Matten leichter, kompakter zu verstauen und haben einen besseren Isolationswert, eignen sich somit für Abenteuer im Gebirge oder in kälteren Regionen.

Jahreszeiten

Eines der wichtigsten Kriterien für die sinnvolle Wahl einer Isoliermatte ist die Nutzung während der verschiedenen Jahreszeiten. Der sogenannte R-Wert einer Isomatte grenzt deren Eignung ein. Das spielt eine besondere Rolle, wenn man eine Matte speziell für einen bestimmten Einsatz nutzen möchte, bspw. nur für Sommerausflüge oder für harte Winterbiwaks im hochalpinen Gelände.

R-Wert

Übliche R-Werte liegen zwischen 1 und 8. Je höher der R-Wert, desto besser ist die Isolationseigenschaft einer Isomatte. Bei frostigen Temperaturen sollte eine Matte mit R-Wert 4 und höher gewählt werden, um nicht frierend wach zu liegen. Der R-Wert hängt neben der Mattendicke auch von der Beschaffenheit des Materials, der Füllung, dem Luftdruck in der Matte und weiteren Faktoren wie der Oberfläche und dem Aufbau der Luftkammern ab.