ALPINIST Team: Abschlussreise Aladağlar

Hannes Niederwolfsgruber berichtet über die Abschlussreise des ALPINIST Teams, mit ihren gelungenen Erstbegehungen von noch unbestiegenen Gipfeln im Aladağlar Gebirge.

Nach fast 2 Jahren Alpinist-Team stand nun endlich die lang ersehnte Abschlussexpedition auf dem Programm. Bei den einzelnen Aktionen sind wir bereits viel umher gekommen. Wir konnten in dieser Zeit sowohl unsere Heimatberge besser kennen lernen, aber auch neue Gebiete in der Schweiz und in Frankreich entdecken und somit unseren Horizont der möglichen Ziele weiter ausbauen. Doch welches Ziel sollten wir nun für die krönende Abschlussreise festlegen? Jordanien, China, Kanada, Himalaya… die Liste der möglichen Ziele für unser Vorhaben war schier unendlich. Es sollte ein unerschlossenes Gebiet sein. Wild musste es sein. Abenteuerlich. Bei einer Vorbesprechung zur Reise kam dann unser Mentor Martin mit einer absurden Idee auf: Fahren wir in die Türkei! Türkei? Das Land, das man eigentlich nur mit Sommer, Sonne und Meer assoziiert? In diesem Land sollen wir auf unbestiegene Gipfel unsere Erstbegehungen erschließen können? Gibt es dort überhaupt Felsen, geschweige denn ein Gebirge? 

Doch nach einiger Recherchearbeit stellte sich heraus, dass im Zentrum der Türkei ein Gebiet namens Aladağlar existiert, das sich wie ein steinernes Monument aus dem kargen und trockenen Landesinneren gen Himmel streckt. Das Gebirge scheint recht unerschlossen zu sein, es sind lediglich einige Alpintouren am Rande des Gebiets dokumentiert. Zudem gibt es in der Nähe der kleinen Stadt Camardi einen Campingplatz, den bereits einige Kletterer als Basecamp für ihre Abenteuer genutzt hatten. Somit die ideale Destination für unsere Abschlussreise! 

Gefühlt kurze Zeit später, standen wir auch schon am Ausgang des Flughafens Adana und versuchten mit Händen und Füßen, unsere beiden Mietautos für die Reise zu organisieren. Nach 2 Stunden Autofahrt Richtung Landesinneren waren wir auch schon am Camping von Recep und seiner Frau Zeynep angekommen. Die beiden stammen ursprünglich aus dem lauten und hektischen Istanbul, sind dann aber 2002 in die Aladağlar Region gezogen, um sich dort ganz ihrer Lieblingsbeschäftigung zu widmen: dem Klettern. Nebenbei betreiben sie einen Camping mit mehreren Bungalows, in die wir uns für die Zeit unserer Reise einquartierten. 

Für uns waren die Bungalows der ideale Ausgangpunkt für unsere Touren und Erstbegehungen, da man von dort in einer knappen halben Stunde bereits bei den ersten Felswänden des Gebirges war. Die ersten Tage verbrachten wir in den von Recep und Zeynep eingebohrten Klettergärten, bei denen wir erstmals mit dem rauen Kalkstein auf Tuchfühlung gehen konnten. Nach einem ganzen Tag Anreise per Flieger und Auto war dies natürlich eine willkommende Abwechslung für uns alle. 

Doch wir sind ja nicht fürs Sportklettern ins Aladağlar Gebirge gekommen! Also standen wir ein paar Tage später auch schon am Einstieg unserer ersten Alpintouren, die u.a. auch von Recep Ince eröffnet wurden. Der Fels war in erstaunlich guter Qualität, was uns sehr optimistisch für eventuelle Erstbegehungen machte. Um uns ein genaueres Bild der potenziellen Linien zu machen, sind wir gegen Ende der ersten Woche in das Innere des Gebirges vorgedrungen, um bereits bestehende Routen am Parmakaya zu klettern. Dieser Felsturm erinnert ein wenig an den Salamiturm bei uns, ähnlich genial sind die Routen, die durch diese steile Wand führen.  

Bei jeder Alpintour hielten wir mit großen Augen Ausschau nach freikletterbaren Linien, die sich auf den unzähligen Wänden und Türmen Richtung Himmel schlängelten. Da einige von uns bereits Erfahrungen mit Erstbegehungen machen konnten, manche aber noch nie in den Genuss dieses Abenteuers gekommen sind, haben uns Martin und Manuel eine Einführung in diese spannende Thematik gegeben. Dazu suchten wir uns die vielversprechendsten Linien aus, die wir dann ausgerüstet mit Hammer und Haken in Angriff nahmen. Herausgekommen sind u.a. „Halo Lisi“ am Yeniceri und „No Woman no cry und „Rainbow in the Desert am Kazilin Basi. 

Nach diesen erfolgreichen Erstbegehungen haben wir endgültig alle Blut geleckt und waren bei jeder Gelegenheit dabei, neue, interessantere und anspruchsvollere Linien zu finden, die wir probieren konnten. Und so dauerte es nicht lange, bis einige von uns einen laut Recep noch unbestiegenen Turm in der Nähe des Yelatan-Felsriegels ausmachten und diesen kurzerhand den Namen „Southtyrolean tower“ gaben. Franz, Markus und Samuel versuchten auf einer Seite des Turms mit Bohrmaschine ausgerüstet, eine Spit-Linie zu erschließen, die schlussendlich zur Route „Cliffhanger“ (7B/+) wurde. Im gleichen Zeitraum eröffneten auch Jona, Judith und Manuel auf demselben Turm die Route „HappyWifeHappyLife“ (VIII-) im Alpinstil. Moritz, Martin und ich starteten einen Versuch auf den auch noch unbestiegenen Elisabeth Tower, die zu einem rundum alpinistischen Abenteuer wurde und wir mit dem Namen „Wish you where here“ (VI+) benannten. 

Diese alpinistischen Leistungen wurden natürlich noch am gleichen Abend ausgiebig in unseren Bungalows gefeiert. Leider waren jedoch die zwei Wochen der Abschlussexpedition allzu schnell vorbei. Dennoch können wir auf jeden Fall auf eine spannende und erfolgreiche Zeit zurückblicken. Die Erwartungen, die wir an das Gebiet, den Fels und allgemein das Land hatten, wurden weitaus übertroffen! Keiner von uns würde zweifeln, wieder an diesem so unbeschreiblichen Ort zurückzukehren und die nächste Erstbegehung oder das nächste alpine Abenteuer anzugehen. 

 Text: Hannes Niederwolfsgruber

Fotos: Martin Dejori

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