Kulinarische Kletterreise in das sagenumwobene Weihrauchland Oman, ein Bericht von Sarah Graf

Anfang Februar machten sich 10 junge und junggebliebene Alpinisten auf den Weg in das legendäre Weihrauchland, dem Sultanat von Oman. Oman liegt im Osten der arabischen Halbinsel und lässt aufgrund seiner beeindruckenden Wände und schier unendlich erscheinenden Klettermöglichkeiten jedes Kletterherz höher schlagen.

Da die Schneeverhältnisse Anfang Februar eher suboptimal waren, fiel es uns leicht die Skischuhe gegen die Kletterschuhe zu tauschen. Gepackt von Neugier und Abenteuerlust machten wir uns auf in das sagenumwobene Land. Und eins ist sicher, enttäuscht wurden wir nicht.
Nach anfänglichen kleineren Mischggelen, omanische Bezeichnung für Probleme, bei der Einreise und mit den Mietwagen, konnte das Abenteuer beginnen.  Mehr oder weniger nicht ausgeschlafen, aber hungrig legten wir uns einige großzügige Essensvorräte für die kommenden Tage an. Erste Lektion: Niemals hungrig einkaufen gehen!
Mit übervollgepackten Kofferräumen, guter Musik im Hintergrund und jeder Menge Motivation starteten wir Richtung Hadash, einem kleine Sportklettergebiet, nördlich von Nizwa. Nach einem kurzen kulinarischen Zwischenstopp in einem omanischen Lokal, unwissend dass noch viele weitere folgen würden, waren unsere Kraftreserven wieder gefüllt und wir bereit für den ersten Kontakt mit dem omanischen Felsen. Bei der Anfahrt zum 1500 m hoch gelegenen Klettergebiet wurden unsere Mietwagen zum ersten Mal auf die Probe gestellt. Hadash bat uns ausgeklügelte und abwechslungsreiche Routen auf stets griffigen Muschelkalk.
Das nächste Ziel war der Snake Canyon im Hadjar Gebirge, wo einige schöne, manchmal auch mental herausfordernde Routen die steilen Wände hinaufführten. Die wasserliebenden Kletterer der Gruppe  vergnügten sich vor dem Klettern noch beim Canyoning in den kristallklaren Wasserpools. Beim Klettern wurde uns bald schon klar, dass sich das Alpinklettern in Oman doch von dem in den uns bekannten Dolomiten unterscheidet. Wild und überwiegend clean.
Die Fahrt auf den teils abenteuerlichen Straßen von Oman von einem Klettergebiet zum Nächsten ermöglichte uns zu rasten und das Land mit seiner landschaftlichen Vielfalt und geologisch interessanter Struktur zu erkunden. Stehst zielsicher geleitet von unserem Navigationsauto.
In Wadi Bani Awf ging es nach einer kurzen Kletterroute an der Rotweinwand zum Sportklettern in „La Gorgette„, wo einige eine neue Route mit dem Namen „Ce bel“ (7b+) einbohrten.
Auch hier glänzten die Routen mit scharfen, wasserzerfressenen Griffen und abwechslungsreichen Bewegungen. Abends machten wir geführt von einem freundlichen Omani noch eine kleine Rundtour durch das am Ende des Canyons gelegene Dorfes Bilad Sayt. Beim Spazieren durch die engen Gassen und die herrlich satt grünen Gärten der Oase mit ihren hohen Dattelpalmen und Bananenbäume, erzählte er uns Geschichten über das Leben in Oman.
Da unsere, durch den rauen omanischen Fels geschundenen Fingern froh über eine Pause waren, nutzten wir den Rasttag um in den etwas westlich gelegenen Klettergebiet Käbrabab zu fahren. Auch am Rasttag blieb das Abenteuer nicht aus. Die Fahrt durch den wilden „Grand Canyon von Oman“ ließ nicht nur die Offroadherzen sondern auch die Motoren unserer Autos höher schlagen. Pünktlich mit den letzten Sonnenstrahlen erreichten wir dann das kleine Dörfchen Ksaw, welches am Wandfuß des Jebel Kawr Pala zwischen dem Jebel Asala und Jebel Qasheit liegt. Angekommen wurden wir von einem Schwarm von omanischen Kindern begrüßt und sogleich von den herzlichen und sehr gastfreundlichen Dorfbewohnern zu Kaffee und Datteln eingeladen.
Oman @Martin Dejori l AVS
Auf der gesamten Reise wurden wir immer wieder überrascht von der freundlichen, unvoreingenommenen und äußerst hilfsbereiten Art  der Omanis.
Am nächsten Tag teilten wir uns in drei Gruppen auf und kletterten drei wunderschöne Linien, welche uns auf die drei Gipfel führten. Sanduhren, Risse und Köpfchen luden förmlich zum Selbstabsichern ein.

Fasziniert vom unglaublichen Fels machten wir uns noch in der Nacht zur Al Kumeira Wand auf, einer mehrerer Kilometer langen und  500 m hohen Wand. Die Al Kumeira Wand war wohl die Wand die uns unter den unzähligen Wänden unter anderem am meisten beeindruckte. Hier kletterten wir die Linien Al Kumeira (VI) und Hamam (VII-).  Angekommen am Gipfel wurden wir mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Beim Anblick der über 1000 m hohe Südwand des Jebal Misht wurde den ein oder anderen klar, Oman würde uns sicherlich wieder sehen.Der Abstieg nach diesen Touren erfolgte teilweise bereits in Dunkelheit. Müde aber glücklich schlief es sich bestens.

Nach diesen zwei durchwegs fordernden Klettertagen gönnten wir uns etwas Ruhe in der omanischen Sandwüste Wahiba, welche im Osten des Landes liegt. Geführt von einem Omani fuhren wir mit unseren mehr oder weniger offroadtauglichen Autos durch eine endlos scheinende Dünenlandschaft. Unser Ziel ein Beduinencamp, in welchem wir die Nacht verbringen würden. Nachdem wir den Sonnenuntergang über den orangefarbenen noch warmen Sanddünen mit staunen bewunderten, aßen wir ein traditionelles omanisches Reisgericht,  ohne Besteck. Dies stellte sich für einige von uns als durchaus schwieriger als erwartet heraus. Mit vollen Bäuchen schliefen wir in mit Teppich und Tüchern verkleideten Zelten oder unter freiem Sternenhimmel.
Bevor wir gerastet weiter Richtung Süden starteten, unternahmen wir eine kleine Rundfahrt durch die Wüste. Während wir uns fantastisch amüsierten machte das ein oder andere Auto unliebsame Bekanntschaft mit den Dünen.
Unser letzes Kletterziel, war das Wadi Tiwi, ein von steilen Wänden gesäumter Flusslauf.Es führt direkt von der Küste ins Landesinnere und ist bekannt für seinen strukturreichen, wasserzerfressenen Felsen.  Das Wadi Tiwi war nicht nur eines der grünsten Plätze die wir in Oman gesehen hatten, sondern auch jener mit der besten, um nicht zu sagen perfekten, Felsqualität.
Aufgeteilt in drei Gruppen kletterten wirdie Emilou (VIII), die danebenliegende Juliette Jauffret (VI-) und eine Erstbegehung mit dem passenden Namen „No Mischggele“ (VI).
Oman @Martin Dejori l AVS
Nach diesem weiteren erfolgreichen Klettertag fuhren wir ans Meer, wo wir ein letztes Mal zusammen kochten, ein kleines Lagerfeuer machten und den Sternenhimmel bewunderten.
Den Abreisetag verbrachten wir am Meer und auf einem der vielen Märkte von Muscat. Bevor wir in den Flieger Richtung Heimat stiegen, ließen wir uns noch ein letztes Mal ausgiebig von der omanischen Küche verwöhnen.
Neben einigen kleinen Mitbringsel nahmen wir vor allem viele schöne Klettermomente, neue Erfahrungen und Erinnerungen an die rotbraunen, felsigen omanische Landschaft, den dazu unwirklich erscheinenden grünen Oasen und den freundlichen Bewohnern des Sultanats mit nach Hause, die uns sicher noch länger begleiten werden. Vor allem aber werden wir das Roti mit Nutella vermissen, welches uns stets einen süßen Morgen bescherte.
Oman @Martin Dejori l AVS

Es fällt mir gerade schwer die Vielzahl der einzigartigen Erlebnisse zu realisieren

© Martin Dejori © Stefan Plank

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