ALPINIST: Eiscouloirs und Nordwände

Eiscouloirs und Nordwände

Dieses Jahr ging es wieder zum Eis und Mixedklettern in die Westalpen. Genauer gesagt am Mont Blanc du Tacul und am Petit Capucin konnten die sechs Alpinisten schöne Touren bei Perfektem Wetter klettern. Georg Fridolin Aichner hat uns einen kleinen Bericht verfasst und einige schöne Bilder dazu gibt es natürlich auch noch.

„Nun ist es also soweit“: war mein Gedanke, als der Wecker um halb 4 Uhr morgens klingelte, „Es geht los nach Chamonix, die Couloirs rufen“. Raus aus dem Bett, kurzes Frühstück und los nach Bozen zum Treffpunkt mit den anderen Gruppenmitgliedern. Nach der ersten Aufregung wich langsam die Angst, in den frühen Morgenstunden die Eisgeräte zu Hause liegen gelassen zu haben.

Gestärkt mit Kaffee wurde während der Fahrt entschieden die Zustiege mit Tourenski und nicht mit Schneeschuhen zu bewältigen. Wir setzten uns das Tagesziel die Cosmique Hütte mit Hilfe der Seilbahn zu erreichen und von dort circa 200 Höhenmeter in Richtung Mont-Blanc-du-Tacul Ostwand abzufahren, um uns selbst eine Übersicht der Bedingungen zu verschaffen. Nach einigen weiteren Autostunden fanden wir uns am Parkplatz der Aiguilles du Midi Seilbahn wieder und am frühen Nachmittag standen wir dann endlich mit Fernglas vor der Mont-Blanc-du-Tacul-Ostwand.

Das Wetter war für das gesamte Wochenende perfekt vorhergesagt, die Bedingungen in den Couloirs und Goulottes gut und die Luft dünn, ein Traum!

 

ALPINIST Eiscouloirs und Nordwände © Mark Oberlechner

Angekommen auf der Cosmique Hütte wurden wir sehr freundlich empfangen. Nach dem ersten Abendessen wurden die Seilschaften und Touren für den nächsten Tag festgelegt. Die Touren Modica-Noury und Gabarrou-Albinoni sollten es werden. Der nächste Tag verlief wie geplant. Das Eis in den Touren war ausreichend vorhanden und auch die Schwierigkeit war wie erwartet. Das Klettern war ein Genuss und zusätzlich konnten wir auch hier viel von unseren Begleitern Manuel Baumgartner und Mark Oberlechner dazulernen. Nach dem Abseilen ging es in der Nachmittagssonne zurück auf die Hütte.

 

Am zweiten Abend musste der Hüttenwirt feststellen, dass wir sehr hungrig waren, aber er nahm es mit Humor und schöpfte fleißig nach. Am nächsten Tag sollte es für eine Gruppe ins Supercouloir gehen und für die andere Richtung Petit Capucin zu den Routen Valeria und Chippendale. An diesem Abend war der Ruhepuls schon unter 100 und das Einschlafen funktionierte besser als am Vortag. Die Zeitumstellung und der Hüttenwirt wollten es aber so, dass der morgendliche Start deutlich dunkler wurde als am Vortag, aber es gibt ja Stirnlampen. Raus aus der Hütte, rein in Dunkelheit, ein kalter Wind begrüßte uns. Der Himmel war nach wie vor klar. Dementsprechend kalt war es, sodass alle in Bewegung bleiben wollten, einige waren bereits mit ihren Skiern außer Rufweite, da brach plötzlich meine Skibindung aus. Ich brauchte einige Sekunden, um zu verstehen, dass es nun mit einem Ski weniger weitergehen musste. Ich stand am Gletscher unweit der Cosmique Hütte und der Einstieg des Supercouloir erschein unendlich weit entfernt. Als ich Mark, Hannes und Dennis eingeholt hatte, deponierten wir meine Tourenausrüstung am Gletscher und ich machte mit Bergschuhen und Steigeisen weiter, der Rucksack war nun plötzlich ganz leicht, das Supercouloir rückte näher und die Hoffnung, dass alles klappen würde, war zurück

 

Die Petit Capucin-Gruppe mit Manuel, Walter, Mike und Natalie war uns etwas voraus, dafür wärmte die Sonne bereits den felsigen Gervasutti-Einstieg zum Supercouloir. Ein französischer Bergführer war schon etwas weiter oben und empfahl uns Kletterschuhe zu verwenden. Wir fanden den Ratschlag gut, aber hatten nur unsere steigeisenfesten Bergschuhe dabei. Der Felskletterteil war eine Herausforderung, trotzdem konnten wir die Kletterei teilweise auch genießen. Einige Stunden später fanden wir uns dann am Fuß der Eisrinne des Supercouloirs wieder. Bewaffnet mit Eisgeräten und Steigeisen stiegen wir nun schneller höher als im Granit der Einstiegslängen. Auch dem französischen Bergführer begegnetem wir hier erneut, er musste umkehren, weil sein Stegeisen gebrochen war. Mir wurde klar, dass eine gebrochene Bindung, da ja noch harmlos ist und dass Materialversagen wohl nie ausgeschlossen werden kann. Einige Zeit später fanden wir uns glücklich, am Ende der letzten steilen Eislänge wieder und begannen abzuseilen. Am Rückweg lief alles glatt und wir freuten uns aufs Abendessen mit den anderen. Auch bei der anderen Gruppe war alles gut verlaufen. Sie durften im gewaltigen Ambiente des Petit Capucin klettern.

Wir entscheiden am letzten Tag mit dem Cosmique-Grad die 4-Tages Aktion ausklingen zu lassen. Hier bekamen wir noch einige Tipps von Mark und Manuel wie man schnell und sicher auf Graten unterwegs sein kann.

Zurück in Chamonix wurden noch die Mägen gefüllt. Dann ging es wieder über die Autobahn nach Bozen.

Mit freundlicher Unterstützung von

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