Illustration "holy crap!" © Valentine He I AVS

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt: Eine Lektion des Traminer Porphyr.

Holy Crap! Knapp daneben: Geschichten vom Berg, die fast schief gingen.

Du kennst das Gefühl: „Ach, das kriegen wir schon hin“ – und am Ende stellst du fest, dass der Berg andere Pläne für dich hat? Genau so erging es Benjamin und seinen zwei Kumpels, die in einer Felswand in der Nähe von Tramin eine neue Route einrichten wollten. Hochmotiviert und voller Tatendrang starteten sie das Projekt mit viel gutem Willen und wenig Erfahrung – aber es wurde schnell klar: Sicherheit war nicht ihre stärkste Seite. Aber der Reihe nach.

Der Plan war klar: Eine neue Route im Traminer Porphyr einrichten, von oben nach unten picobello, wie es sich gehört. Mit sportlichem Ehrgeiz begannen die drei, Steine und loses Gestein oberhalb der Wand zu entfernen. Klingt machbar oder? Der Haken: Unterhalb verlief ein Wanderweg. Schon hier hätte klar sein sollen, dass Vorsicht oberstes Gebot ist.

An einer Kante oberhalb der Route stand im steilen Hang ein Porphyrpfeiler, etwa in der Größe eines Kühlschranks. Auf den ersten Blick wirkte er stabil, er steckte in gutem erdigem Boden, aber bei genauerem Hinsehen kamen doch Zweifel auf. „Weg damit?“, fragte sich die Gruppe, und begann, daran zu rütteln. Der Pfeiler widerstand den Versuchen, ihn zu entfernen. Also ließen sie ihn stehen – schließlich war es schon Nachmittag, und Wanderer hätten jederzeit vorbeikommen können. Der Plan: Darum kümmern wir uns später. Spoiler: Das war der Fehler!

Der Pfeiler stürzte ein.

Die Arbeit ging unter dem Felsbrocken weiter, die Jungs putzten fleißig loses Gestein aus der Felswand. Dies erzeugte im Fels Vibrationen und die Arbeitsseile der drei Freunde fegten links und rechts am Pfeiler. Das war wohl zu viel und der gesamte Pfeiler löste sich unerwartet und setzte eine Kettenreaktion in Gang. Er zersprang in kleinere Brocken, die in alle Richtungen flogen. Einem der Freunde schnitt ein kantiger Brocken das Seil durch, dieser fiel den Hang hinunter und landete halbwegs weich in Laub und Geäst, mit einer Schnittwunde am Oberschenkel. Der zweite hatte Glück, weil er Schutz unter einem Felsvorsprung fand. Benjamin? Der wurde von einem herabfallenden Stein am Kopf getroffen. Sein Helm? Kaputt, aber trotzdem lebensrettend. Bewusstlos hing er am Seil, sein Freund konnte ihn abseilen. Dass nur das Schulterblatt gebrochen ist, ist schließlich riesiges Glück.

Was Benjamin heute sagt:

„Wir waren jung, wollten alles allein schaffen und dachten, wir wissen es besser. Hätten wir damals einfach einen erfahrenen Bergsteiger um Rat gefragt, wäre vieles anders gelaufen. Wir hätten ihn ja auch nur für die Erstbesichtigung mitnehmen können, damit er erklärt, wie er das Putzen der Tour angehen würde. Vor allem, hätten wir dann erfahren, dass bereits andere Bergsteiger aus dem Dorf vor Jahren an genau derselben Felswand ihr eigenes Abenteuer erlebt hatten.“ Heute appelliert er: Sicherheit geht vor Tatendrang.

Lernen aus dem Vorfall

  1. Warte nicht auf das perfekte Timing für Sicherheit!
  2. Kein Risiko ist zu klein: Ein wackeliger Stein mag harmlos wirken, doch die Konsequenzen können fatal sein. Wenn Zweifel bestehen, ist vorsorgliches Handeln die einzige Option.
  3. Schütz deinen Kopf: Investiere in gute Ausrüstung, und nutze sie immer – sie ist da, um dein Leben zu retten.
  4. Hol dir Rat von Erfahrenen: Leichtsinn hat keinen Platz im Fels und am Berg. Profis können wertvolle Tipps geben, die dir Zeit sparen und vielleicht sogar dein Leben retten. Sie teilen ihr Wissen immer gerne!

Fazit

Benjamins Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, Gefahren ernst zu nehmen und sofort zu handeln. Sicherheit muss immer Priorität haben – für einen selbst und für andere. Merke dir: „Gefahr erkannt – Gefahr gebannt!“

 

Bis zum nächsten Mal und seid sicher unterwegs,

Andreas Leiter, Referat für Recht.

 

Jetzt bist du dran:

  • Hast du selbst schon einmal eine Tour abgebrochen, obwohl dein Ego „Das schaffst du!“ gerufen hat?
  • Welche Tipps hast du, um deine eigenen Grenzen am Berg realistisch einzuschätzen?
  • Hast Du eine persönliche „Mini-Check-Liste” zum Risikobewusstsein, wie sicher du wirklich unterwegs bist! 

Schildere dein Erlebnis!

Du hast auch eine Erfahrung am Berg gemacht, wo es nochmal gutgegangen ist? Oder dir ist etwas passiert, was viel schlimmer hätte ausgehen können? Hilf uns, andere Bergbegeisterte darauf aufmerksam zu machen und dadurch Unfälle am Berg zu vermeiden!

Ruf uns einfach an oder schreibe uns und schildere dein Erlebnis!

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