ALPINIST: Granit Pur im Mont Blanc Gebirge

Der Berg ist vielseitig, unberechenbar, antreibend, jedoch manchmal vertreibend, er fordert heraus, aber manchmal auch über.

„Der Zug hat keine Bremse“. So lautete das Motto unseres Alpinisten Ausflugs in das Mont Blanc Gebirge. Wir sind zwar keinmal in einen Zug gestiegen, dafür gab es zahlreiche Kletterzüge, ein zügiges Vorankommen in den Touren und einen ständigen Ohrwurm des namengebenden Lieds.  

 

Aber von vorne: Start am Samstag, den 13. Juli,  morgens bei der Salewa, unsere Bergführer waren Thomas Gianola und Martin Dejori. Acht motivierte Kletterer und Klettererinnen, und acht vollgepackte Rucksäcke bequemen sich in den AVS Bus. Letzteres mit einer großer Spanne: Von 30 Liter bis 60 Liter. Es würde sich noch herausstellen, wer zu wenig bzw. wer zu viel Unterhosen eingesteckt hätte. Was wir auf jeden Fall zu viel mitgenommen hatten, war die Skiunterwäsche. Wolken sahen wir kaum, dafür viel Sonnencreme. 

Unsere erste Etappe führte uns ins Val Ferret im Aostatal. Nach einem stetig steiler werdenden Aufstieg erreichen wir die kleine,  am Felsvorsprung gebaute Dalmazzi Hütte. Hier, auf 2589 Höhenmeter, verirrten sich nur Kletterer und Internetsurfer her (die Hütte hatte Wlan). Es folgten die ersten zwei Tage Granitklettern an Rissen und Platten. Mit dem Besteigen des Mons Ruege de Triolet und der Wall of the Titani begannen wir, 5-Sterne-Touren zu sammeln; wir sollten am Ende des Trips einen ganzen Sternenhimmel zusammenbekommen. Am Dienstag stiegen wir ab, etwas schweren Herzens-wenn auch nicht schweren Magens, denn die Verköstigung war zwar gut, aber nicht besonders reichlich. Wieder im Tal angekommen, gönnten wir uns den Luxus, an einen der Campingplätze zu duschen und nochmals zu frühstücken (diesmal mit echtem Kaffee und echter Milch), dann ging es mit dem Auto weiter. Einen langen Tunnel und einen Grenzübergang später und wir erreichten die französische Hauptstadt des Alpinismus: Chamonix. Kletterführer und Riegel wurden gekauft, im Burgerladen „Poco Loco“ der Magen vollgeschlagen. Zeit zur Verdauung hatten wir anschließend in der Gondelfahrt auf den Grands Montets. Die aufgenommenen Kalorien wurden beim Zustieg zur nächsten Hütte schnell wieder verbraucht. Mit den Steigeisen an den Füßen stapften wir durch das Spaltenlabyrinth des Glacier d’ Argentière. Je höher wir kamen, desto ergriffener waren wir von der Kulisse, die in den nächsten Tagen unser Hintergrund beim Klettern und auf unseren Fotos sein würde: ein Felsenkessel aus hohen, roten Granitwänden, dazwischen, aufgehängt wie ein gerade frisch gewaschenes Leinentuch, Schnee und Eis. Und inmitten ein Motorrad auf dem Dach eines modern wirkenden Holzhauses und eine von Sonnenschirmen bedeckten Veranda. Bienvenue à la Refuge d’Argentière! Beschweren, dass es hier zu wenig essen gab, konnten wir uns sicherlich nicht. Dafür sorgte die Hüttenwirtin, die wir Mama (man beachte den französischen Akzent!) nannten-nomen est omen.

Mit Steigeisen an den Füßen, Risshandschuhen an den Händen und Friends am Gurt bestiegen wir am nächsten Tag den Plateau du Jardin. Auf der Hütte beschäftigten wir uns anschließend mit Kuchen, Wattkarten, Steinböcken und Französischüben: Unser Wortschatz beschränkte sich auf Synonyme für fantastique. Vielleicht war deswegen unser Klettertrip so formidable.  Ce bon. 

Am nächsten Tag klingelte der Handywecker im Bettenlager um 4:30. Unser Ziel: Die drei hintereinanderliegenden Gipfel des Minarets. Der Hüttenwirt hatte uns prophezeit, wir würden wahrscheinlich das Abendessen verpassen. Das konnten wir natürlich nicht zulassen:  wir waren motiviert. Unsere gesamte Gruppe, also insgesamt drei Seilschaften, stiegen die gleiche Tour ein. Doch statt Stau hatte unser Kletterzug keine Bremse. Friends wurden gelegt, Hände gejammt, Fotos geknipst. Kamine, Risse, Verschneidungen. Wir waren im Flow. Letzten Endes waren wir sogar so früh wieder bei der Hütte, dass sich noch ein Kuchen als Vorspeise ausging. Ein spektakulärer Sonnenuntergang färbte die Bergwelt in kitschige Rottöne. Unsere Hüttenmama bot uns an, ihre ganz private Dusche zu benutzen, ob es weniger aus Fürsorge und mehr wegen unseren Körpergeruchs war, wissen wir nicht. 

Mit Steigeisen an den Füßen, Risshandschuhen an den Händen und Friends am Gurt bestiegen wir am nächsten Tag den Plateau du Jardin. Auf der Hütte beschäftigten wir uns anschließend mit Kuchen, Wattkarten, Steinböcken und Französischüben: Unser Wortschatz beschränkte sich auf Synonyme für fantastique. Vielleicht war deswegen unser Klettertrip so formidable.  Ce bon. 

Unser letzter Tag führte uns auf den Aiguille du Gènèpi. Die motivierten Mädels unter uns hängten noch einen zweiten Gipfel, den Aiguille du Refuge an, die Jungs erholten sich inzwischen mit einem Bier auf der Hütte. Am Abend wurde auf den heutigen Gipfel mit dem namensgleichen Schnaps angestoßen und das Hüttenbuch wurde um ein Gedicht von uns erweitert. Eine letzte Nacht auf 2771 Höhenmeter. Am Samstag, den 20. Juli, stiegen wir wieder über den Gletscher hinab und fanden uns in einer Gletscherspalte wieder-keine Sorge, nur als Übung. Da bis dato bei unserem Trip fast alles schon zu formidable gelaufen war, gab es noch einen verstauchten Fuß. Irgendetwas musste eben sein. Das Tal erreichten wir dennoch problemlos und zufrieden in unseren Klettererinnerungen vertieft. Nach einem kurzen Abstecher in einer französischen Bäckerei folgte eine lange Autofahrt zurück nach Bozen.  Mit einem letzten Anstimmen unseres Mottolieds „Der Zug hat keine Bremse“ war die magnifique Reise zu Ende. 

Nochmals ein großes Danke an Martin und Thomas für die tolle Begleitung!

Mit freundlicher Unterstützung von unseren Hauptpartnern

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