Archiv ÖAV-Sektion Sillian
Das auf dem beliebtesten Aussichtsberg des Hochpustertales, dem Helm, gelegene Helmhaus ist seit Jahrzehnten ungenutzt und dem Verfall preisgegeben. Das Gebäude befindet sich zur Gänze auf italienischem Staatsgebiet, wobei die Staatsgrenze an der Nordseite des Gebäudes entlangführt. Die Besonderheiten des Helmhauses liegen in seiner exponierten, weithin sichtbaren Lage und in seiner historischen Bedeutung.
Die Sektion Sillian des Österreichischen Alpenvereins hat dieses Haus erbaut und 1891 eröffnet. Wegen des 360-Grad-Rundumblickes wurde es dazumal auf Firsthöhe mit einer hölzernen Aussichtsplattform ausgestattet. 1925 enteignete der italienische Staat das Helmhaus und stellte es unter Militärverwaltung. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde es seinem Schicksal überlassen und bietet heute einen traurigen Anblick auf dem Gipfel des Helms.
Seit mehreren Jahren bemühen sich die Alpenvereine, das Haus wieder zu beleben und seinen Bestand zu sanieren. In Zusammenarbeit zwischen dem Österreichischen Alpenverein und dem Alpenverein Südtirol wurde das Konzept eines offenen Helmhauses entwickelt und 2007 hierfür ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Für das Tiroler Gedenkjahr 2009 sollte das Projekt realisiert werden. Zehn Architekturbüros beteiligten sich am Wettbewerb. Leider scheiterte die Ausführung des Projektes damals an der Grundverfügbarkeit.
Nun haben sich der Alpenverein Südtirol als Leadpartner und der Österreichische Alpenverein als Projektpartner mit der Gemeinde Sexten als Grundeigentümer und mit Unterstützung der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino (beide als assoziierte Partner) für die Verwirklichung des länderübergreifenden Projektes engagiert. Für das „Kulturprojekt offenes Helmhaus“ wurde über Interreg V-A Italien Österreich 2014-2020 (ITAT 4190) die erste Projektphase eingereicht. Diese beinhaltet die Planungsmaßnahmen, die Herausgabe einer Broschüre, die Gestaltung der Website www.helmhaus.at sowie den über das Helmhaus führenden, grenzüberschreitenden Heimatsteig.
Projekt offenes Helmhaus lt. Planung Arch. Johannes Watschinger
Der Wettbewerbsgewinner von 2007, Arch. Johannes Watschinger, konnte beauftragt werden, seinen Entwurf an die heutigen Ansprüche anzupassen. Das sind vor allem der Wunsch, aus dem Helmhaus einen offenen Ort des Zusammenkommens, aber auch der Geschichte werden zu lassen und dabei den baulichen Bestand zu respektieren. Auf das erhaltene und weiß gekalkte Mauerwerk wird eine offene Holzkonstruktion gesetzt, mit der das Haus endlich wieder zugänglich und aus einem Grenzgebäude ein Ort der freien Perspektive und der Vermittlung wird. Die geplanten baulichen Maßnahmen am Helmhaus selbst sind Teil des zweiten, gleichnamigen Interreg-Projektes (Draft-46-103), das 2023 eingereicht wurde.
Der Alpenverein Südtirol und der Österreichische Alpenverein als Projektpartner, ihre beiden Sektionen Sillian und Drei Zinnen, sowie die Gemeinde Sexten als Eigentümerin und die Europaregion Tirol – Südtirol – Trentino als assoziierter Partner haben am 26. Juli bei einer Pressekonferenz das Kulturprojekt offenes Helmhaus vorgestellt. Die Autorin Cristina Schwann stellte das Buch „Das Helmhaus“ vor, Ingo Ortner die Website helmhaus.at
Gedenkstätte an der Grenze
AVS-Präsident Georg Simeoni ließ auf der Pressekonferenz die jüngere Geschichte des Helmhauses Revue passieren. Seit 2000 bemühen sich die beiden Alpenvereine ÖAV und AVS um das Helmhaus, so Simeoni. „2005 haben wir gemeinsam die Idee eines „offenen Helmhauses“ entwickelt und anschließend auf Anraten des Landeshauptmannes Durnwalder einen Architekturwettbewerb ausgeschrieben, von den 10 teilnehmenden Architekturbüros ging Johannes Watschinger als Sieger hervor“. Simeoni erklärte, dass es nie Absicht der Alpenvereine gewesen war, eine neue Schutzhütte zu errichten. „Die Idee war und ist, eine Gedenkstätte direkt an der Grenze zu realisieren“.