© Stephan Fischnaller
Was ist wichtig – was zu gewichtig?
Skihochtouren sind die Königsdisziplin des Bergsteigens. Zum sehr guten skifahrerischen Können und der Risikoabschätzung kommt noch die Hochtouren-Thematik dazu: Gletscher und Grate. Das verlangt einiges an Wissen und Können und auch die entsprechende Ausrüstung. Letztere fällt im sprichwörtlichen Sinn ins Gewicht: Da Skihochtouren oft lang sind und meist von Hütte zu Hütte führen, werden die Rucksäcke immer größer und schwerer, was lästig und anstrengend ist. So wird gerne „kreativ abgespeckt“. Auf die Frage, warum denn kein normales Einfachseil auf Skihochtour mitgenommen wird, antworten viele Skibergsteiger blitzartig: „Zu schwer!“
Peter Plattner, Bergführer und Chefredakteur der Alpenvereinszeitschrift „bergundsteigen“ ist anderer Meinung und hat sich damit befasst, was auf einer Skihochtour alles in den Rucksack gehört und was diese Ausrüstung wiegt. Gewichtsmäßig gibt es bei dieser Auswahl übrigens noch Spielraum, denn Peter hat bewusst nicht überall die leichtesten Produkte gewählt. Trotzdem ist er letztendlich bei knappen zehn Kilogramm gelandet – durchaus zumutbar, oder?
von Peter Plattner (Bergeerleben 01/15)
Was gehört auf Skihochtour in den Rucksack? © Peter Plattner
Seiltechnisches Material [ca. 0,9 kg]
Standard sind 1 Hüftgurt, 2 Verschlusskarabiner, 1 Safebiner, 2 Normalkarabiner, eine lange Bandschlinge, 3 Reepschnüre (3 m/3 m/1 m) sowie eine Eisschraube und optional ein Tibloc. Das alles hat locker in einem Fellsack Platz und wiegt ca. 1 Kilogramm.
Seil [ca. 2,7 kg]
Klar kann man am Gletscher ein Halbseil verwenden und natürlich wird niemand sterben, der dort in eine Dynema fällt (ob er wieder aus der Spalte herauskommt, ist eine andere Frage). Aber mit einem gut imprägnierten 50-Meter-Einfachseil kann ich später z. B. am Felsgrat unkompliziert alles sichern und für die Spaltenbergung ist es aufgrund des Durchmessers allemal angenehmer.
Steigeisen und Pickel [ca. 1,3 kg]
Ein Stahlsteigeisen ist nicht auf jeder Skitour notwendig, oft reicht ein qualitativ hochwertiges aus Alu. Ebenso muss nicht immer ein Pickel dabei sein, andererseits kann dieser auch auf unvergletscherten Frühjahrstouren Sinn machen. Eine gute Alternative ist die Kombination von Schaufelstiel und Pickel, wie sie einige Hersteller anbieten.
Schaufel und Sonde [ca. 0,4 kg]
LVS-Gerät, Schaufel und Sonde gehören natürlich mit auf Skihochtour, wobei das LVS-Gerät am Körper und nicht im Rucksack getragen wird.
Erste-Hilfe-Beutel, Biwaksack, Mobiltelefon [ca. 0,7 kg]
Nicht alle müssen diese Notfallausrüstung mitnehmen, nur muss entsprechend der Gruppengröße genügend Material vorhanden sein. Wer auch außerhalb der GSM-Netzabdeckung telefonisch die Rettungskette alarmieren möchte, dem sei ein Satelliten-Telefon empfohlen, das sich sehr bewährt hat.
Harscheisen und Reparaturzeug [ca. 0,6 kg]
Auch wenn manche vermeintlichen Profis meinen, in harten, steilen Firnhängen auf Harscheisen verzichten zu können – und dann entsprechend wackelig unterwegs sind oder plötzlich doch die Skitrageumgehungsvariante favorisieren –, ein Harscheisen ist auf steileren Anstiegen Standard für alle und ein Sicherheitsgewinn. Letzteres ist ein kleines Reparaturset ebenfalls, allerdings sollte eines pro Gruppe ausreichen (wurde in Bergeerleben 1/14 vorgestellt).
Bekleidung [ca. 0,8 kg]
Unterwäsche, Softshelljacke und Tourenhose sind ja am Körper, sodass nur die Bekleidung für Rast/Abfahrt/ Notfall übrigbleibt: eine wasser- und winddichte Primaloft-/Daunenjacke, ein Paar warme Handschuhe und eine Sturmmütze. Starke Schwitzer, schnelle Frierer usw. wissen, was sie zusätzlich benötigen.
Rucksack [ca. 0,9 kg]
Ein 40-Liter-Rucksack ohne viele Bänder, Taschen und anderem Zeug, das kein Mensch benötigt, dafür aber mit einem geeigneten einfachen Rücken, einem effizienten Hüftgurt sowie einer guten Skibefestigung ist ideal. Den Rucksackinhalt am besten in kleine wasserdichte Beutel oder Fellsäcke aufteilen; damit ist alles rasch griffbereit und geschützt. Auch das Tragen eines Ski- oder Skitourenhelms gehört zu den klaren Empfehlung der Alpenvereine. Helm, Skibrille und Sonnenschutz sollten aber nicht mehr als ca. 0,6 Kilogramm an Zusatzgewicht ausmachen. Was dann noch fehlt, sind Speis und Trank [2 Müsliriegel und 1 Liter zum Trinken, ca. 1,2 kg] sowie Hüttenschlafsack, Zahnbürste und Ohrenstöpsel bei mehrtägigen Hüttenaufenthalten …