sicher sichern © AVS

Mittlerweile gibt es unzählige Sicherungsgeräte auf dem Markt. Die Hersteller werben mit den unterschiedlichsten Eigenschaften. Sich bei so einer breiten Palette für ein bestimmtes Sicherungsgerät zu entscheiden, fällt vielen Käufer:innen nicht leicht. Um den Kletterer:innen diese Entscheidung zu erleichtern, haben wir im folgenden Artikel die beliebtesten Sicherungsgeräte mit einer kurzen Beschreibung und ihren Vor- und Nachteilen angeführt.

Beim Kauf ist u. a. zu beachten, dass jede:r Kletterer:in je nach Niveau individuelle Bedürfnisse hat. Überlegt also vor der Wahl eines Sicherungsgeräts selbst nochmal, welche Eigenschaften euch wichtig und welche euch weiniger wichtig sind, um die Disziplin des Vorstiegskletterns zukünftig ganz nach eurem Belieben ausüben zu können.

Welche Arten von Sicherungsgeräten gibt es?

In Kletterhallen und Klettergärten werden vor allem 3 Arten von Sicherungsgeräten verwendet:

  • Tuber (zum Erlernen des „Bremshandprinzips“ wichtig, wird vom Alpenverein aber aufgrund niedriger Sicherheit nicht mehr empfohlen)
  • Autotuber
  • Halbautomaten
Tube, Autotube, Halbautomat © AVS

Tuber

Wer einen Tuber verwendet, muss die Technik des Sicherns mit diesem Gerät perfekt beherrschen. Ist dies der Fall, so funktionieren die Tuber gut. Andernfalls können diese Sicherungsgeräte schnell zu einem Unfall, wie einen Bodensturz, führen. Unfallstatistiken zeigen, dass besonders viele Unglücke passieren, wenn mit einem Tuber gesichert wird. Aufgrund dessen haben bereits manche Kletterhallen im Alpenraum die Nutzung dieser Geräte verboten. Ebenso die Alpenvereine empfehlen Halbautomaten zu verwenden.

Trotzdem hat diese Sicherungsmethode auch ihre Vorteile und ist beim Alpinklettern nach wie vor Standard.

Wie funktioniert ein Tuber?

Das Seil im Sicherungsgerät wird stark umgelenkt. Dadurch entsteht im System Reibung, welche die zu haltende Last reduziert (Prinzip der „Knick-Brems-Idee“). Der Tuber kann aber nicht die gesamte Last halten. Die verbleibende Last muss deshalb vom Sicherungspartner mit der Handkraft gehalten werden. Es wirkt keine Bremskraftverstärkung, das Bremshandprinzip anzuwenden ist bei diesen Sicherungsgeräten oberste Priorität! Für Ablenkung ist bei dieser Sicherungsart kein Platz – Sicherungsfehler werden nicht verziehen.

Vorteile:

  • Einfach zu bedienen
  • Klein und leicht
  • Ein falsch eingelegtes Kletterseil führt nicht zum völligen Funktionsverlust
  • Schnelles Seilausgeben und –einnehmen
  • Seilschonend
  • Dynamische, „weichere“ Sicherung – Fangstoß wird reduziert
  • Geeignet für Einfach-, Halb- und Zwillingsseile
  • Die Haltung der Bremshand wird verinnerlicht
Tuber © AVS

Nachteile:

  • viel Handkraft notwendig, um Stürze zu halten
  • Unaufmerksamkeit bzw. Verletzung des Bremshandprinizips kann schwere Folgen haben
  • Bremshandposition hat Einfluss auf die Bremswirkung des Geräts
  • Bremskraft ist von Sturzzugrichtung abhängig

Tuber

Tuber sind im Sportkletterbereich als „Aussterbende Spezies“ zu betrachten, da sie über keine Blockierunterstützung verfügen und keine Bremswirkung haben, sobald das Bremshandprinzip verletzt wird. Für sehr erfahrene Sicherer und auch im Wettkampfbereich wird der Tuber aber nach wie vor verwendet, da man mit diesen Geräten sehr dynamisch und weich sichern kann. Für den normalen Sportkletterer sind Tuber aber nicht mehr zeitgemäß und werden vorrangig beim Alpinklettern verwendet.

Revo – Wild Country

Das Revo von Wild Country ist ein Tuber mit Hintersicherung. Das heißt, dieses Sicherungsgerät wird so flexibel wie ein Tuber handgehabt, verspricht aber die Sicherheit eines Halbautomaten. Dank der integrierten Umlenkrolle kann das Seil einfach und schnell ausgegeben und eingezogen werden. Stürze werden, wie beim Tuber-Sicherungsgerät, über das Bremshandprinzip abgefangen, das Seil wird ebenfalls durch die Bremshand „blockiert“. Sollte die Bremshand einmal nicht das Seil bremsen, greift der Blockiermechanismums. Es spielt keine Rolle, in welche Richtung das Kletterseil eingelegt wird, das Gerät ist symmetrisch und der Blockiermechanismus funktioniert in beide Richtungen. Dadurch wird eine häufige Fehlerquelle bei Halbautomaten, nämlich das falsche Einlegen des Seils, verhindert.

Durch diese Verbindung von Flexibilität und Sicherheit ist das Revo für Anfänger sowie für Fortgeschrittene und Profis bestens geeignet.

Autotuber

Wer das Sichern mit einem Tuber beherrscht, tut sich beim Umstieg auf einen Autotuber relativ leicht. Die Handhabung unterscheidet sich kaum. Diese Geräte haben allerdings eine Blockierfunktion, wodurch bei richtiger Bedienung die Sicherungshand unterstützt wird. Aufgrund der vorhandenen Blockierfunktion zählen Autotuber zu den Halbautomaten, sie bilden eine Untergruppe.

Wie funktioniert ein Autotuber?

Die Auto-Tuber basieren auf dem Tube-Prinizp. Im Gegensatz zum herkömmlichen Sicherungsgerät sind Auto-Tuber jedoch um Einiges sicherer. Sie besitzen nämlich eine Bremskraftunterstützung. Die Bremsfunktion erfolgt über das Einklemmen des Seils zwischen Sicherungsgerät und Karabiner. Dank der Bremskraftunterstützung ist weniger Handkraft nötig, um einen Sturz zu halten. Diese Bremse wirkt aber nicht vollständig, weshalb das Bremshandprinzip auch hier strengstens befolgt werden muss und die Hand immer am Bremsseil bleiben soll.

Vorteile:

  • Einfach zu bedienen
  • Klein und leicht
  • Seilschonend
  • Dank Bremskraftunterstützung ist weniger Handkraft notwendig
Autotuber © AVS

Nachteile:

  • Viele Modelle funktionieren nur, wenn der empfohlene Verschlusskarabiner verwendet wird
  • Seilausgeben und Ablassen muss etwas geübt werden
  • Seildicke und – steifigkeit spielen bei schnellem Seilausgeben eine Rolle
  • Handlingsfehler sind möglich
  • Nur für Einfachseile geeignet – auch Abseilen nur am Einfachseil möglich
  • Dynamisches, „weiches“ Sichern geht nur über Körperdynamik

Smart – Mammut

Das Smart von Mammut ist der Klassiker unter den Autotubern und vor allem bei Kindern sehr beliebt, da es über einen großzügigen Rüssel zum Seilausgeben verfügt. Ein „normales“ Seilausgeben wie es manch einer vom Tuber gewöhnt ist, ist allerdings fast nicht möglich, da das Gerät sehr sensibel reagiert und bei etwas dickeren Seilen sofort blockiert. Der optionale SMARTER bewirkt, dass das Gerät auch dann blockiert, wenn das Bremsseil sehr steil einläuft. Sehr smart für Anfänger und im Kursbetrieb.

Ergo – Salewa

Mit dem Ergo hat sich Salewa unter den klassischen Autotubern eingereiht. Die Bedienung ist gut. Das Gerät tendiert aber schnell zum Blockieren, wenn dickere Seile verwendet werden. Dort ist es angebracht, nur die Schnellausgabemethode zu verwenden. Ein HMS-Karabiner wird mitgeliefert. Nur dieser sollte mit dem Ergo verwendet werden.

ATC Pilot – Black Diamond

Das ATC Pilot von Black Diamond erinnert stark an das Ergo von Salewa und ist in der Handhabung tatsächlich verblüffend ähnlich. Der Unterschied liegt eher im Detail. Das Pilot ist bei der Seilausgabe etwas gutmütiger und blockiert nicht so abrupt wie das Ergo, weshalb es vor allem für etwas dickere Einfachseile gut einsetzbar ist. Werden hingegen sehr dünne Seile verwendet, so blockiert das Gerät nicht vollständig. Ein leichter Seildurchlauf ist dann unter Last zu beobachten, was aber nicht weiter schlimm ist, wenn man es weiß. Das Pilot wird ohne dazugehörigen Karabiner geliefert und ist mit jedem beliebigen HMS-Karabiner mit Verschlusssicherung zu verwenden.

FISH – Austrialpin

Der FISH von AUSTRIALPIN verfügt als einziger Autotuber über einen Ablasshebel. Das Gerät ist sehr gut bedienbar und schneidet auch bei dickeren Seilen sehr gut ab. Die Entblockierung des Gerätes via Rüssel-nach-oben-drücken kann unter Umständen etwas schnell gehen, ist aber eher Gewöhnungssache. Der FISH wird mit einem zugehörigen HMS-Karabiner geliefert und sollte auch nur damit verwendet werden.

Jul² – Edelrid

Das Jul² von Edelrid zählt zur Gruppe der Autotuber und ist vor allem im deutschsprachigen Raum sehr verbreitet. Die Handhabung ist ausgezeichnet, sowohl mit dünnen, als auch mit dickeren Einfachseilen. Es ist robust gebaut, ist aber dennoch nicht allzu schwer und kann mit jedem beliebigen HMS-Karabiner mit Verschlusssicherung verwendet werden.

Click Up – Climbing Technology

Das Click Up von Climbing Technology verfügt über einen Vorstiegs- und einen Blockiermodus. Dieser ist vor allem zum Topropeklettern und für Anfänger-Kletterkurse geeignet. Für Kinder eignet sich das Gerät nur bedingt, da es etwas schwierig ist, das Gerät zu entriegeln, wenn es im Blockiermodus ist. Das Gerät blockiert nicht, wenn das Bremsseil zu steil einläuft. Insgesamt ist das Click Up aber ausgereift und sehr beliebt.

Halbautomaten

Halbautomaten haben den Vorteil, dass viele menschliche Fehler, wie beispielsweise Unaufmerksamkeit ausgeglichen werden können. Für Anfänger und unerfahrenen Kletterer:innen bietet dieses Gerät also die höchste Sicherheit.

Wie funktioniert ein Halbautomat?

Bei Stürzen sorgt dieses Sicherungsgerät für ein automatisches Abbremsen. Der Sicherungspartner muss nicht sofort eingreifen wie beim Sichern mit einem Tuber, dadurch können Fehler vermieden werden.

Das Kletterseil läuft flüssig durch den Halbautomaten, wenn man es langsam zieht. Erkennt das Gerät hingegen ruckartiges Ziehen, wie beispielsweise bei Stürzen, so blockiert das Gerät automatisch und das Seil wird zum Stehen gebracht. Das Seil wird erst wieder freigegeben, sobald der Sicherungshebel gelöst wird. Danach kann wieder abgeseilt werden.

Durch diese Technologie ist also kaum noch Handkraft notwendig. Dies ist besonders angenehm, wenn der Kletterer schwerer ist als der Sichernde.

Wird das Kletterseil falsch eingelegt, verliert ein Halbautomat in der Regel seine Funktion. Auch hier können Bedienungsfehler verheerende Folgen haben.

Vorteile:

  • Bequemes Halten nach einem Sturz
  • vorhandener Blockiermechanismus
  • kaum Handkraft notwendig
  • menschliche Fehler können ausgeglichen werden
Halbautomat © AVS

Nachteile:

  • Bedienungsfehler mit darauffolgenden Funktionsverlust möglich
  • Seilausgeben manchmal umständlich
  • Nur für Einfachseile geeignet – auch Abseilen nur am Einfachseil möglich
  • Dynamisches, „weiches“ Sichern geht nur über Körperdynamik

GriGri2 – Petzl

Das GriGri2, der Klassiker von Petzl, ist für dünnere Einfachseile konstruiert und mit Sicherheit das am weitesten verbreitete Sicherungsgerät am Markt. Der Einlaufwinkel des Bremsseils hat keine Auswirkung auf die Blockierfunktion. Die Schnellausgabe mittels Gaswerkmethode funktioniert einwandfrei und das geringe Gewicht erweitert die Einsatzmöglichkeiten des GriGri2 auch im alpinen Gelände. Ausreichend Übung ist aber auch hier notwendig um ein sicheres Sichern zu gewährleisten.

GriGri+ – Petzl

Das GriGri+ von Petzl ist die dritte Weiterentwicklung des klassischen GriGri. Es darf ohne Zweifel als Benchmark am Sicherungsgerätemarkt angesehen werden. Zusätzlich zu den herkömmlichen Funktionen verfügt das GriGri+ über eine Anti-Panik-Funktion und über zwei Bedienmechanismen. Diese erlauben, zwischen Toprope und Vorstieg umzuschalten. Dabei wird das Ansprechverhalten des Klemmnockens beeinflusst, was ein schnelleres Ansprechen der Blockierfunktion im Toprope-Modus bewirkt.