Umwelt- und Alpinverbände fordern Erweiterung des Naturdenkmals Steinerne Stadt © Nosc Cunfin
Bei einer Pressekonferenz in Bozen haben heute mehrere Umwelt- und Alpinverbände gemeinsam einen detaillierten Entwurf zur Erweiterung des Naturdenkmals „Steinerne Stadt“ vorgestellt. Dieser Schritt soll den einzigartigen, aber zunehmend unter Druck geratenen Naturraum rund um das Sellajoch besser schützen.
Bozen, 04. April 2025
Eine Pressemitteilung von Nosc Cunfin, Alpenverein Südtirol, CAI Alto Adige, CAI Sezione di Bolzano, Dachverband für Natur- und Umweltschutz in Südtirol, Heimatpflegeverband Südtirol, Lia per Natura y Usanzes, Mountain Wilderness, Vereinigung Südtiroler Biologen.
Die Steinerne Stadt ist eine beeindruckende Landschaft aus gewaltigen Felsblöcken am Fuß des Langkofels. Entstanden durch einen prähistorischen Felssturz zählt sie zu den herausragendsten Gesteinsformationen der Dolomiten. Obwohl das Areal insgesamt 115 Hektar umfasst, stehen bislang weniger als ein Drittel davon unter Schutz. „Es ist unverständlich, dass ein derart bedeutendes Gebiet nicht schon längst vollständig als Naturdenkmal ausgewiesen wurde“, kritisieren die Vertreter der Umwelt- und Alpinverbände. Mit dem nun eingereichten Erweiterungsantrag bei der Landesabteilung für Natur, Landschaft und Raumentwicklung soll dieser Missstand endlich beseitigt werden.
Ein wertvoller Naturraum unter Druck
Das Gebiet der Steinernen Stadt ist nicht nur aufgrund seiner imposanten Felsformationen schützenswert, sondern auch wegen seiner außergewöhnlichen biologischen und geologischen Vielfalt sowie seines archäologischen Werts. „Die Flora und Fauna der Steinernen Stadt ist nicht zuletzt aufgrund mehrerer geschützter Tier- und Pflanzenarten ein alpines Juwel mit einem beachtlichen Artenreichtum,“ meint Norbert Dejori von der Südtiroler Biologenvereinigung. Zudem wurden in diesem Gebiet archäologische Funde aus dem Mittelalter entdeckt, was der Steinernen Stadt zusätzliche kulturhistorische Bedeutung verleiht.
Doch dieser wertvolle Naturraum steht zunehmend unter Druck. Besonders der Skitourismus setzt dem Gebiet stark zu: Die Betreiber der Skilifte haben 2022 – entgegen der erteilten Genehmigungen – den bestehenden Skiweg durch die Steinerne Stadt massiv verbreitert. Naturjuwele wie die „Steinerne“ Stadt“ werden skitauglicher gemacht, indem man die „Hindernisse“ wie Felsenbrocken und enge Wanderwege – die Besonderheit dieses einmaligen Ortes – beseitigt“, kritisiert Claudia Plaickner Präsidentin des Heimatpflegeverbandes. „Dieser Umgang mit einem so bedeutenden Naturraum ist inakzeptabel und zeigt, wie dringend eine Erweiterung der Schutzzone notwendig ist“, betonten die Vertreter der Umweltverbände.

So würde die vorgeschlagene Erweiterung aussehen © Nosc Cunfin
Schutz als Beitrag zur Biodiversitätsstrategie der EU
Im Rahmen ihrer Biodiversitätsstrategie verfolgt die Europäische Union das Ziel, bis 2030 mindestens 30 % der Landesflächen als Schutzgebiete auszuweisen – auch in Südtirol ist dieses Ziel bislang nicht umgesetzt. Die Steinerne Stadt erfüllt alle Kriterien, um ein solches Schutzgebiet zu sein: ihre geologischen Besonderheiten, die wertvolle Flora und Fauna sowie ihr archäologischer Wert machen sie zu einem einzigartigen Naturjuwel.
Die Erweiterung des bestehenden Naturdenkmals ist somit nicht nur ein längst überfälliger Schritt zur Erhaltung dieses besonderen Naturraums, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der europäischen Umweltschutzziele. „Der Druck auf dieses Naturjuwel ist enorm! Es müssen Grenzen gesetzt werden, damit dieses Gebiet nicht unwiederbringlich zerstört wird und in seiner Einzigartigkeit auch für die nächsten Generationen erhalten bleibt,“ so Elisabeth Ladinser Präsidentin des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz.
„Die Erweiterung der Schutzzone ist dringend notwendig, um sicherzustellen, dass die Steinerne Stadt für kommende Generationen erhalten bleibt. Denn die Natur ist nicht nach Belieben erweiterbar – wir müssen heute Verantwortung übernehmen, um dieses einzigartige Naturdenkmal zu bewahren“, so die Umweltschutzorganisationen.
Appell an die Landesverwaltung
Die beteiligten Organisationen fordern daher mit Nachdruck die Landesverwaltung auf, die Erweiterung des Naturdenkmals rasch zu beschließen. Die Erweiterung soll weitere Eingriffe verhindern und dem steigenden Druck auf dieses einzigartige Naturjuwel Einhalt gebieten. „Wir brauchen Planungssicherheit, und zwar von Seiten der Provinz und der Gemeinden. Es müssen große Gebiete der Ruhe geschaffen werden“, betont Luigi Casanova, Präsident von Mountain Wilderness. „Wir können es uns nicht leisten, ein so bedeutendes Naturdenkmal wirtschaftlichen Interessen zu opfern“, so die Initiatoren abschließend.