Hochtour mit Öffis © AVS Bozen

Zweitägige Hochtour der Sektion Bozen in den Stubaier Alpen. Ein Tourentipp, durchgeführt mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Von Stefan Cappello und Stefan Weis, Tourenleiter AVS Bozen

Die Wettervorhersagen waren gut und wurden von Tag zu Tag besser, also starteten wir zu dieser Hochtour gelassen und voller Erwartungen. Am Ausgangspunkt beim Bergwerk in Maiern, den wir mittels Zuges und Bus um 7.40h erreichten, erwartete uns eine sehr angenehme Wandertemperatur. Nun galt es, nicht zu trödeln, denn immerhin wollten wir an einem Tag den Roten Grat, den Wilden Freiger (3.421m), den Signalgipfel und schließlich das Becherhaus erreichen. Ein wenig mulmig war uns zwar allen, hatten doch die wenigsten von uns in ihrem „Höhenmeter-Curriculum“ an einem Tag über 2.000 Hm im Aufstieg bewältigt. Wir trösteten uns damit, dass wir am ersten Tourentag schließlich nicht alle Höhenmeter wieder absteigen mussten, sondern nur etwa 300. Mit diesem positiven Gedanken im Kopf gingen wir schließlich los, und legten immer wieder Trink- und Essenspausen ein. Langsam, aber stetig ging es immer weiter nach oben, zwischendurch unterbrochen durch einige lustige Bemerkungen der Teilnehmer:innen.
Wir konnten die wunderbare Landschaft bestaunen und fotografieren. Sie ist geprägt durch den aus der Burkhard-Klamm herabstürzenden, schäumenden Bach, den Aglsboden mit seinen vielen Wasserläufen, den dahinterliegenden Wasserfall und höher oben durch die vielen kleinen und größeren Seen mit grünlich-blau leuchtendem Wasser. So verging die Zeit im Nu, ohne dass uns die Anstrengung zur Last wurde. Etwas hinter der Teplitzerhütte zweigte der Steig rechterhand ab und führte über schöne rote Gletscherschliffe und Moränen zur Rotgratscharte, zum Roter Grat-Gipfel, zur Freigerscharte und ein wenig unterhalb des Signalgipfels zum Wilden Freiger. Die sehr feuchte Atmosphäre hatte inzwischen leider viele Nebelschwaden in die Höhe gesandt und zu Wolken ausgebildet. Diese verdeckten nun das sonst so einmalige Gipfelpanorama mit seinen unzähligen 3.000dern. Nur einige kurze Aufhellungen erlaubten es uns, hier oben einige Fotos zu machen.

Nach kurzem Aufenthalt am Gipfel führte unser Weg zurück und über den Signalgipfel und den abfallenden Grat zum Becherhaus. Dort empfing uns Lucky, der weitum bekannte Hüttenwirt, herzlich und drückte jedem sofort einen Schnaps in Hand. Schon waren die Nebel draußen vor der Hütte vergessen. Nach einem guten Abendessen und Hütten-Plaudereien verkrochen wir uns gerne in unsere Schlafsäcke.

Der nächste Morgen präsentierte sich von seiner besten Seite: Der Wind hatte alle Nebel und Wolken vertrieben und wir bestaunten kurz nach 6 Uhr, direkt von der Hüttenterrasse aus, den Sonnenaufgang zwischen den beiden Feuersteinen. Auch die Gletscher/Gletscherzungen konnten „noch“ bestaunt werden, die leider durch die intensive Hitze dieses Sommers sehr viel an Substanz verloren haben. Nach reichlichem Frühstück begann unser zweiter Tourentag mit dem Abstieg vom Becherhaus. Über einen kompakten und teils gesicherten Steig ging es bis zur Teplitzerhütte. Dort zweigten wir in Richtung Hoher Trog und Aglsspitz ab. Etwas unterhalb des Aglsspitz zogen wir es vor, die Abzweigung zum Pfurnsee zu nehmen, ohne Besteigung des Gipfels. Die Wettervorhersage hatte die Ankunft einer Kaltfront gemeldet, die besonders auf dieser Höhe auch schön heftig ausfallen könnte. Beim Pfurnsee hielten wir unsere Mittagspause, unsere unerschrockenen Damen nahmen sogar ein kurzes Bad im See.

Einige Regentropfen mahnten uns schließlich zum Aufbruch und mit zügigem Schritt querten wir den manchmal ausgesetzten und abschüssigen Steig bis zur herrlich gelegenen Aglsalm, bei der wir einkehrten. Schon bald ergoss sich ein heftiges Gewitter über die Berge und Hänge. Wir waren heilfroh, in der Hütte angenehmen Schutz gefunden zu haben und verzehrten die von der Sennerin köstlich zubereiteten Kaiserschmarren. Nach einer knappen Stunde hatte sich der Regen verzogen und wir konnten nun unseren Ausgangspunkt erreichen, ohne nass zu werden. Schon bald kamen der Linienbus nach Sterzing und der Zug, der uns nach Bozen brachte. Ein geselliges Pizzaessen beendete unsere beiden Tourentage.

Wir verbrachten zwei unterhaltsame Tage und kehrten mit tollen Bergerlebnissen im Gepäck nach Hause zurück.

 

An- und Rückfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln:

Zug Linie Bozen-Brenner bis Sterzing (Abfahrt Bozen um 06.02 h). Weiter mit Bus Linie 312 Sterzing-Ridnaun (Haltestelle Bergbaumuseum, Maiern), Ankunft um 7.38 h. Ab Maiern fährt der Bus stündlich nach Sterzing, dort gute Zuganschlüsse nach Bozen.

Eindrücke von der Hochtour der Sektion Bozen © Tourenleiter und Teilnehmer:innen der Tour