"SpaceShuttle" kleine Rodelheilspitze, Sellagruppe
Erstbegehung der "Space Shuttle" © Markus Huber und Peter Zischg
Auf dem Weg zum Grödner Joch am 19.12.20 fiel Markus Huber eine Mixed Linie an der kleinen Rodelheilspitze auf. Am selben Tag stieg er mit Peter Zischg in die Wand ein und begann mit der Erstbegehung der Route "Space Shuttle". Nach 3 verschiedenen Tagen, am letzten Tag mit Igor Griesmair glückte ihm dann die Erstbegehung. Anschließend am 17.01.2021 konnten sich Markus und Peter die erste freie Begehung im Pink Point Stil holen.
Mein Freund Peter und ich wollten eigentlich die Mixedroute „Ironman“ wiederholen gehn. Da in dieser die Verhältnisse aber nicht paßten, beschlossen wir nach Kolfuschg zu fahren um zu schauen wie dort die Eisfälle stehen.
Als wir unterwegs zum Grödnerjoch waren, fiel mir sofort eine schöne Eisformation an der Kleinen Rodelheilspitze auf. Ich blieb sofort stehen und schaute mir alles mit dem Fernglas genauer an. Mein Gefühl sagte mir, das ists was ich immer gesucht habe.
Den Berg kannte ich bereits schon gut von früher, weil ich viele Jahre zuvor im Sommer dort schon einige schöne Kletterrouten wiederholt habe.
Doch nun fuhren wir trotzdem nach Kolfuschg, um zu schauen. Da dort einige Fälle gut dastanden, wollte Peter einen Klettern gehen. Doch ich sagte zu ihm, Peter die machen wir ein anderes Mal, gehe bitte heute mit mir zur Rodelheilspitze die Linie genauer anschauen, denn sonst kann ich heute Nacht nicht schlafen. So fein wie Peter immer ist hatte ich ihn sofort überredet und wir fuhren wieder zum Grödnerjoch hoch.
Dort nahmen wir dann alles was wir zu einer Erstbegehung brauchten mit und stiegen mit schweren Rucksäcken, die uns unsere Schneeschuhe tief in den frischen hohen Neuschnee drückten, hoch bis unter die Wand. Dort angekommen, verstand ich schnell genau, das ist die Linie.
Voll motiviert stiegen wir in die Wand ein und erreichten an diesem inzwischen verspäteten Tag das Eis oberhalb des Überhangs in der 2.Seillänge. Erst im Finstern seilten wir ab und waren mit dem erreichten vollauf zufrieden.
Mußte dann noch ein zweites Mal mit Peter und ein drittes Mal mit Igor in die Route um sie fertigzustellen. Jedes Mal waren es um viele Minusgrade kälter.
Als alles eingerichtet war, kam dann der Tag der 1. freien Begehung. Es war ein sehr kalter Tag, -9 Grad und dazu noch windig, eigentlich der richtige Tag für die warme Stube.
Doch die Kälte konnte uns nicht aufhalten, unser Drang zur 1. freien Begehung war einfach zu groß.
In der 2.Seillänge am Überhang mußte ich mich dann der Kälte und der Kraftlosigkeit beugen. Peter lies mich wieder hinab bis zum Stand, zog das Seil aus und ich startete nochmals im zweiten Versuch im Pink Point-Stil. Diesmal war ich aufgewärmter und daher viel beweglicher, und so gelang mir der freie Durchstieg. War zwar sehr glücklich darüber, doch ich wußte vom einrichten her, daß die letzte Seillänge auch noch richtig schwer wird.
Doch die restlichen zwei Seillängen gingen dann sehr gut und wir konnten sie sofort im ersten Versuch Rotpunkt durchsteigen.
Spät abends hatten wir es dann geschafft, fühlten uns zwar an wie zwei Tiefgefrorene aus dem Kühlfach, aber wir waren überglücklich und zufrieden alle Seillängen frei durchgestiegen zu haben.
Erstbegehung der "Space Shuttle" © Markus Huber und Peter Zischg
Routeninformationen
Erstbegeher: Markus Huber und Peter Zischg, 19.+ 27.Dezember 2020 und am 10.Jänner 2021 M.H. mit Igor Griesmair. Alle Seillängen wurden von unten eröffnet.
Am 17.01.2021 erste freie Wiederholung Pink Point Stil mit Peter Zischg
Zustieg: vom Grödnerjoch (2121m) in 50 Minuten, NH mit Schlinge am Einstieg
Schwierigkeit: M9- / WI5
Seillängen:
4
Fels: sehr gut bis ausgezeichnet
Ausrüstung: NAA, Serie Friends Camalots bis Größe 3, 10 Exen und 5 Eisschrauben
Absicherung: Standplätze und einige Zwischensicherungen mit Normal- und Bohrhaken
Charakter: Im „Space Shuttle“ trifft man auf eine sehr empfehlenswerte, abwechslungsreiche Mixedkletterei in allen 4 Seillängen.
Beschreibung: Der Fels ist in allen Seillängen sehr gut bis ausgezeichnet. Er hat viele Löcher in allen Größen zu bieten, die man erst gut kennen muß, denn oft sind sie nach unten schräg und so für die Pickel ungeeignet.
Die 1.Seillänge hat schon nach ein paar Meter Wandkletterei einen kurzen rassigen Überhang zu bieten.
Die Schlüsselstelle befindet sich in der 2.Seillänge, einem kurzen Überhang der gut griffig aber sehr kraftraubend ist.
Die 3.Seillänge ist einfach nur grandios, schon nur der Blick vom Standplatz aus nach oben ist einfach gewaltig. Man klettert wie in einer Verschneidung immer zwischen Eis und Fels hoch.
Die 4.Seillänge ist anfangs sehr delikat, leicht wegdrückend mit sehr kleinen Löchern für die Pickelspitze. Nach oben hin wird sie dann immer leichter, mit zwei interresanten Untergriffen. Die Route erfordert viel Erfahrung und guten Umgang mit Friends.
Abstieg: über Route abseilen
Solltest Du noch was brauchen, oder etwas ist nicht recht, bitte nur melden.
Schönen Gruß
Markus