Obersee am Staller Sattel © AVS | Judith Egger
Im Juli fand die Sommersitzung des Referats Natur & Umwelt im Antholzertal statt. Das Treffen diente dem Austausch mit lokalen AVS-Vertreterinnen und Vertretern und stand unter dem Thema Olympia und touristische (Über-)Entwicklung.
Großprojekte für Olympia 2026
Der AVS Antholzertal ist derzeit mit mehreren umweltrelevanten Themen befasst. Die Großveranstaltung Olympia 2026 brachte – trotz gegenteiliger Versprechen – einen Ausbau des Biathlonzentrums mit Errichtung einer neuen Beschneiungsanlage mit sich. Der Bau eines Speicherbeckens (30.000 m³) für die Beschneiung steht noch bevor; 2 ha Waldfläche müssen dafür weichen.
Die lokalen AVS-Vertreter erzählten von den Anfängen des Biathlons, von der touristischen Entwicklung des Tals bis hin zu den kürzlich erfolgten teuren Ausbauarbeiten der Biathlonanlage. Dieser kostete stolze 52 Mio. € an Steuergeldern, die Hälfte davon Mittel des Landes Südtirol. Die Talbewohner:innen waren sich einig, dass man die Bevölkerung nicht transparent über das wahre Ausmaß der Arbeiten informiert hatte. Versprechen der Politik, wonach es für Olympia 2026 keine zusätzlichen Arbeiten und Investitionen brauche, wurden gebrochen.
Es bleibt die Erkenntnis, dass Bedenken nicht ernstgenommen und die Ausbauprojekte durchgeboxt werden mussten. Der AVS steht der Abhaltung von Großveranstaltungen im Alpenraum kritisch gegenüber (vgl. AVS-Grundsatzprogramm), da Wenige damit Profit machen und die lokale Bevölkerung die negativen Auswirkungen tragen muss. Klimaschutz spielt bei politischen Entscheidungen plötzlich keine Rolle mehr. Stimmen, die vor Folgewirkungen und hohen Folgekosten warnen, werden gerne überhört.

Besichtigung Biathlonzentrum Antholz © AVS | Judith Egger
Mut und Zusammenhalt
Neben Ausschussmitgliedern und Mitarbeiter:innen des Referats waren Präsident Georg Simeoni und Vizepräsidentin Ingrid Beikircher bei der Begehung von Biathlonzentrum und Speicherbecken-Standort dabei. Sie betonten unisono, dass es trotz mancher Rückschläge wichtig sei, vor Ort die Stimme zu erheben und sich nicht entmutigen zu lassen. Trotz der Widerstände und der bisweilen tauben Ohren der Verantwortungsträger wird sich der AVS weiterhin für Anliegen im Bereich Natur & Umwelt stark machen. Simeoni plädierte für Zusammenhalt, Mut und gegenseitige Unterstützung. Die Sektionen und Ortsstellen können sich mit ihren Anliegen stets an die Landesgeschäftsstelle wenden.
Freizeitverkehr (über)-rollt
Die landesweite Problematik überfüllter Straßen füllt derzeit die Medien. Wie jeden Sommer ist auch der Freizeitverkehr auf den Passstraßen vieldiskutiertes Thema. So auch in Antholz und am Staller Sattel. Trotz der zeitlichen Regelung – der Verkehr fließt abwechselnd nach Norden und nach Süden – entsteht eine erhebliche Lärmbelästigung, v.a. durch die Motorräder. Die lokalen AVS-Vertreter:innen wünschen sich Verkehrsbeschränkungen. Diese wären auch auf anderen Passstraßen Südtirols erforderlich, um die verkehrsgeplagten Anwohner:innen zu entlasten.
Ideen für die touristische Aufrüstung
Vor mehreren Jahren wurde eine Studie zur Errichtung einer Seilbahn vom Antholzer See auf den Staller Sattel in der Gemeinde vorgestellt. Eine mögliche Trasse wurde besprochen. Die Vertreter:innen des AVS sehen dieses Vorhaben kritisch, da es attraktive Landschaften durchschneidet, zusätzlich Tagesgäste anziehen und als Zubringer für ein weiteres touristisches Projekt dienen könnte. Es gibt die Idee, im Gebiet oberhalb der Oberseehütte (Gemeinde St. Jakob i.Defreggen), nahe des Staller Sattels, ein Chalet-Dorf zu errichten.
Diese beiden Projekte „in der Schublade“ zeigen, wie wichtig es ist, wachsam zu sein und kritische Entwicklungen öffentlich aufzuzeigen. Das Referat Natur & Umwelt ist deshalb auf Informationen aus der Basis angewiesen und steht bereit, gemeinsam zu agieren. Wir bedanken uns bei der Ortsstelle Antholzertal für die informative Wanderung und die vielen Einblicke in die lokalen Gegebenheiten.