Langkofel © Airphoto Tappeiner
Die Skiweltmeisterschaften 1970 waren das erste internationale Großereignis in Gröden. Eine Wiederholung 25 Jahre später wurde von der Bevölkerung und einigen Umweltverbänden, darunter der AVS, nicht gutgeheißen. Ein halbes Jahrhundert später ─ in Zeiten der Klimaschutzbewegung, der Wohnungsnot, der Verkehrsüberlastung auf den Dolomitenpässen, der hohen Inflation, der Kontroverse um Olympia 2026 ─ wird wiederum über die Austragung einer Ski-WM 2029 diskutiert.
Was hält die Südtiroler Bevölkerung davon? Alle interessierten Bürger ab 16 Jahren können in einer Online Umfrage ihre eigene Meinung abgeben.
Die Initiatoren der Online-Umfrage, die Lia per Natura y Usanzes, nehmen wie folgt Stellung:
Heute stellt sich in Gröden wieder die Frage, ob eine Ski-WM für das Tal eine Chance sei, sich nachhaltig so zu entwickeln, dass Natur, Wirtschaft und Gesellschaft im Einklang leben können. Das Organisationskomitee für die WM 2029 in Gröden hat sich im September 2021 in Mailand erfolgreich für eine Kandidatur der Austragung der alpinen Skiweltmeisterschaften beworben.
Der Tourismus im Grödner Tal garantiert vielen Bürgern einen hohen Lebensstandard und bietet viele Arbeitsplätze und allen damit verbundenen Wirtschaftszweigen eine gute Auslastung. Die einheimische Jugend sucht oft nach Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten außerhalb des Tales. Gröden verfügt über ein modernes und breites Netz an Skipisten und des öffentlichen Nahverkehrs. Die Busse sind aber auf Talebene an der Grenze der Kapazität angelangt. Die große Anzahl an Einheimischen und Touristen sind Ursache für viel Verkehr und Konsum von Ressourcen (z.B. Wasser, Energie). Der Verkehr im Tal und auf den Pässen führt zu Staus, Lärmbelästigung und Luftverschmutzung sind die Folgen.
Eine mögliche Austragung der Skiweltmeisterschaften wirft bei den Talbewohnern viele Fragen auf:
- Sportveranstaltung oder auch Angst vor dem Nichtwissen, was auf einen zukommt?
- Noch mehr Verkehr oder Verkehrslösung?
- Unterstützung der Spekulation mit Immobilien ?
- Noch mehr Tourismus oder eine Chance fürs Umdenken?
- Ist eine öffentliche Finanzierung gerechtfertigt?
- „greenwashing“ oder nachhaltiges Konzept?
In den nächsten Wochen soll das zweite Dossier des Organisationskomitee für die Kandidatur herausgegeben werden. Das Organisationskomitee hat die Zusammenarbeit mit Interessensgruppen im Tal zur Ausarbeitung eines nachhaltigen Konzeptes bis jetzt nur angekündigt. Bisher haben die drei Gemeinderäte von St.Ulrich, St. Christina und Wolkenstein keinen Beschluss zu den Weltmeisterschaften 2029 abgestimmt. Außerdem hat es noch keinen offiziellen Bürgerabend zu diesem aktuellen Thema gegeben.
Dauerbrenner: Ski-WM in Gröden 1970/1995/2029
Ein Blick ins AVS-Archiv (Nachlass Luis Vonmetz) legt offen, dass der AVS sich anlässlich der 1995 geplanten Ski-WM in Gröden aus Motiven des Umweltschutzes, der weiteren Überfremdung und des fortschreitenden Ausverkaufs des Grödner Tales gegen dieses Großereignis positionierte. Der damalige Erste Vorsitzende Gert Mayer adressierte 1990 einen Brief an den damaligen FIS Präsidenten. Der AVS unterstützte gemeinsam mit Heimatpflegeverband und Dachverband für Natur- und Umweltschutz die Initiative „SOS Gherdeina `95“ einiger engagierter Grödner Bürger im Einsatz gegen die Austragung der Skiweltmeisterschaften im Grödner Tal. Beim Referendum im Jahr 1991 zur Frage, ob Gröden sich für die Austragung der Alpinen Skiweltmeisterschaften bewerben soll, antworteten 3214 Wähler*innen (56,48%) mit Nein und 2314 Wähler*innen (41,86%) mit Ja. Die Ski-WM wurde damals schließlich an die Sierra Nevada vergeben und musste 1995 wegen Schneemangels auf 1996 verschoben werden.
Online-Umfrage zur Ski-WM 2029 in Gröden: Sag uns deine Meinung!
MitgliederInnen der Lia per Natura y Usanzes haben in den letzten Wochen eine Umfrage ausgearbeitet, die zum Ziel hat, die Meinungen der BürgerInnen des Grödner Tales und außerhalb einzuholen. Durch diese Möglichkeit soll endlich die Meinung der BürgerInnen, die im Tal leben und der Touristen, die ins Tal kommen, sichtbar gemacht werden.
Über einen Link kann jede/jeder Bürger online in die zweisprachige Online – Umfrage einsteigen und sämtliche Fragen beantworten. Die Umfrage wurde am Sonntag 15. Mai freigeschaltet und läuft bis zum 15. Juni. Ende Juni werden die Ergebnisse in den Medien veröffentlicht.
Interessierte können unter dem folgenden LINK abstimmen: