„Schlafender Indianer (6b+/6b obl.)“, Dreifinger Spitze / Olanger Dolomiten
Erstbegehung der Tour "Schlafender Indianer" © Manuel Gietl und Michael Kofler

Michael Kofler und Manuel Gietl gelang mit der Route "Schlafender Indianer" eine sportliche lohnenswerte Plasierroute auf vorwiegend bombenfesten Fels, die man so am Furkelpass nie erwarten würde.

Unzählige Male war man bereits zur Dreifingerscharte hochgewandert und hat den Nachbargipfel Piz da Peres bestiegen. Auf diese Weise hatte man stets genügend Zeit sich den großen Daumen der Dreifingerspitze, genauer zu betrachten. Form, Länge und insbesondere die so oft als miserabel verschrieene Felsbeschaffenheit der Olanger Dolomiten ließen jeglichen kreativen Ansatz eines möglichen Erstbegehungsversuches im Keim ersticken. Doch eine der seltenen Wiederholungen des „Daumenlutschers“ sollte den Wendepunkt markieren. Diese Route wurde von Alex Huber aus Olang und Philipp Mayr aus Percha 2019 eröffnet und verharrt zu Unrecht immer noch im Dornröschenschlaf. 

Während dem Klettern warf ich stets einen Blick auf die benachbarte Wandpartie und inspizierte sorgsam die Felsbeschaffenheit. „So brüchig, wie stets gejammert wird, ist es gar nicht…“, dachte ich mir. Zudem gab es noch eine Riesenmenge freien Spielraum rechts der „Daumenlutscher“. Die Motivation und Begeisterung passten sowieso und eine mögliche Linie hatte ich mir bereits im Kopf zurecht gebastelt. Jetzt musste man den Plan nur noch realisieren. Michael Kofler aus Olang war mein Seilpartner. Voller Elan und Euphorie konnten wir Seillänge um Seillänge einrichten. Die Felsqualität überraschte uns immer wieder aufs Neue. Einige Seillängen bestechen durch eine Felsbeschaffenheit, wie man sie in den Olanger Bergen niemals erwarten würde.

Die Entscheidung die Route mit Bohrhaken zu erschließen, ermöglichte uns auch, eine Linie entlang des besten Felsenbereiches zu eröffnen. Alle schweren Passaggen sind bestens gesichert. Jedoch muss man sich jeden Meter ehrlich erklettern. D.h. mit A0 kommt man nicht weit. Insgesamt eine eine sportliche lohnenswerte Plasierroute auf vorwiegend bombenfesten Fels, die man so am Furkelpass nie erwarten würde. Die Absicherung mit Bohrhaken ermöglicht zwar volles und sicheres Genießen der Route, wobei man stes berücksichtigen sollte, dass diese nur der Sicherung dienen und sich nicht als Fortbewegungsmittel anbieten um schwere Stellen zu meistern. Der Grad 6b sollte schon recht sicher geklettert werden. Viel Spaß beim Cowboy- und Indianerspielen!!!!!! 

Der Name „Schlafender Indianer“ hängt mit der Form des Dreifingerspitzenmassivs zusammen. Betrachet man den Berg vom Talboden aus, erscheint derselbe mit etwas Phantasie wie ein riesiger liegender Indianerhäuptling. 

Erstbegehung der Tour "Schlafender Indianer" © Manuel Gietl und Michael Kofler

Routeninformationen

„Schlafender Indianer“

Erstbegehung: Manuel Gietl und Michael Kofler September 2021

Schwierigkeit: 6b+ / 6b obl. 

Länge: 12 Seillängen, plus 2 mal (30m/25m) abseilen und ca. 40m leichtes Gelände 1° auf breitem Band, ca. 350 Klettermeter

Zeit: 4 Stunden

Fels: vorwiegend sehr gut bis stellenweise sogar ausgezeichnet  

Material: 12 Express, 60m Seil oder Doppelseil, eventuell ein kleines Sortiment Friends (eher kleine)

Ausrichtung: Nordwest 

Charakter: unerwartet sehr begeisternde alpine Sportkletterroute an einer Wand, wo man diese Art von Kletterei und hervorragende Felsqualität nie erahnen würde. Sehr abwechslungsreiche steile Wand und Plattenkletterei

Absicherung: bestens mit Bohrhaken, wobei alle schwierigeren Passagen geklettert werden müssen. Eventuell empfiehlt es sich für die Querungen zu den Standplätzen der Seillängen 7 und 8 und für die Seillänge 11 einige kleinere Friends mitzuführen.

Einstieg: 46°42’37.5″N 11°59’18.9″E, 46.710411, 11.988575

Zustieg: ausgehend vom Furkelpass den Weg Nr. 3 zur Dreifingerscharte folgen. Dort ungefähr 100 Höhenmeter tiefer Richtung Osten zum Wandfuss der Dreiffingerspitze queren. Bohrhaken am Einstieg.

Abstieg: Vom letztem Standplatz einige Meter Richtung Gipfelgrat des Daumens weiter steigen. Denselben in östlicher Richtung zu einer Scharte folgen. Zur Scharte etwas ausgesetzt und schottrig abklettern und schlussendlich in südlicher Richtung auf den Südrücken der Dreiffingerspitze steigen (2°). Vorsicht und etwas Konzentration gefordert. Dann Nach Westen zur Dreiffingerscharte und über Weg Nr. 3 wieder zurück zum Ausgangspunkt.