„Schatten der Großen (VII)“, Westliche Zinne
Erstbegehung der "Schatten der Großen" © Manuel Baumgartner und Alexander Huber

Manuel Baumgartner und Alexander Huber aus Olang konnten im Juni 2017 diese neue Route an der westlichen Zinne erstbegehen. Da in dieser Wand bis jetzt nur große Alpinisten der Vergangenheit ihre Spuren hinterließen tauften sie ihre Erstbegehung aus Respekt auch dementsprechend.

Mein Telefon klingelt, Manuel ruft an:
„Um was geht es?“ „Na um eine Erstbegehung!“

Manuel hatte die Idee einer Erstbegehung an der Nordwestwand der „Westlichen Zinne“ zu machen. Nach anfänglicher Skepsis von meiner Seite, machten wir uns am 21.05.2017 zu einer Erkundungstour auf. Nach dem mühsamen Zustieg über Schnee und Eis kletterten wir an den vorgelagerten Turm die ersten 2 Seillängen hinauf, wobei wir ein Paar alte Nägel und vermoderte Stände fanden. Nach einigen Recherchen und Nachfragen bei ein paar „alten Hasen“ stellte sich heraus dass die Nägel zu einer alten, selten begangene Einstiegsvariante der „Scoiattili-Kante“ gehörten. Diese Einstiegsvariante quert ein schmales Band nach links. Die direkte Linie, die Manuel klettern wollte war somit noch frei.

 

Die Tour sollte im klassischen Stil eröffnet werden. Da in dieser Wand bis jetzt nur große Alpinisten der Vergangenheit ihre Spuren hinterließen, wie z.B.: Heinrich Harrer (einer der Erstbegeher der Eiger Nordwand) oder Hans Dülfer, dessen Linie durch die Wand leider fast in Vergessenheit geraten ist. Schade, denn diese Tour wurde bereits vor über 100 Jahren erstbegangen und hat durchaus seinen Reiz.
Mitte Juni stiegen wir dann erst mal in die Wand ein und konnten die Tour bis zur 5ten Seillänge vorantreiben, wobei sich die Seillängen immer gut auflösten. Und sich meist komfortable Standplätze ergaben. Die Kletterei gestaltete sich interessant, denn es ging über ausgeprägte Verschneidungen und kleinen Dächern empor. Leider zwang uns an diesem Tag das Wetter zum Abbruch.

 

Die Zeit drängte, da Manuel durch seine Ausbildung zum Bergführer die nächsten zwei Wochen beschäftigt sein würde. Somit beschlossen wir die darauffolgende Woche 2 Tage von der Arbeit frei zu nehmen um uns ganz dem Projekt widmen zu können. Am Mittwochnachmittag ging es los. Wir wollten am späten Nachmittag noch aufsteigen, um bei unseren letzten Stand zu biwakieren. Leider spielte auch diesmal das Wetter nicht mit und wir mussten im Auto schlafen. Die ganze Nacht hatte es wie aus Kübeln geschüttet, doch am Morgen wurde das Wetter besser und es ging los.

 

Ich hatte am Vortag bereits viel Material am Wandfuß deponiert und wir hatten so einen recht komfortablen Zustieg. Bald waren wir wieder bei unseren letzten Stand angelangt und es konnte weiter gehen. Wir waren jetzt im „schwarzem Wandteil“ angelangt. Der Fels war sehr geschlossen, wodurch sich das Nägel schlagen als schwierig erwies, denn ich hörte Manuel hin und wieder fluchen und schon kam ein Nagel singend an mir vorbei geflogen. So machten wir nun die 6. und 7. Seillänge. Jetzt erreichten wir das große Band im oberen Wandteil auf dessen die „Dülfler“ nach rechts quert und die Wand über einen Kamin verlässt. Wir folgen jedoch weiter der direkten Linie und steigen weiter die gelbe Wand hinauf wobei wir einen schönen Riss und eine Verschneidung erklettern. Nachdem die 8. SL fertig war und das Wetter sich verschlechterte, beschlossen wir wieder auf das Band abzuseilen und über die „Dülfer“ bis zum „Ringband“ zu klettern um dort die Nacht zu verbringen. Schon wenige Minuten nachdem wir das Ringband erreichten fing es an zu Donnern und der Regen ließ nicht lange auf sich warten. Im Schutze eines großen Felsvorsprunges genossen wir eine gute Flasche Wein 🙂 und rätselten wie unsere Tour wohl heißen könnte.

 

23.06.2017: nach einer stürmischen und regnerischen Nacht seilten wir, an dem am Vortag eingerichteten Stand von Manuel zum „Dülfler Quergang“ ab. Von hier kletterten wir wieder die 8. Seillänge und machten uns an die 9. Das Absichern gestaltete sich schwierig. Nach einiger Zeit sah ich wie sich Manuel von oben abseilte und er sagte: „Gratulation wir haben fertig!“. Er erreichte nach ca.35 Metern die Ausläufer des Ringbandes. Nach dieser Seillänge flacht sich das Gelände stark ab und man kann am kurzen Seil in ca. 10min zum Normalweg hochsteigen.

 

Zum Schluss seilten wir noch über die Tour ab, wobei wir noch einige Nägel einschlugen. Uns war wichtig, dass die Tour einigermaßen gut abgesichert ist, damit Wiederholer Spaß und Freude beim Klettern haben. Nach ein paar Fotos stiegen wir zur Langalm ab, wo wir uns einen „Ribiselsaft“ mehr als verdient hatten. Zu guter Letzt, haben uns die netten Wirte zu einem guten Kuchen eingeladen.
Wir wünschen den Wiederholern viel Spaß.
Text: Alexander Huber
Erstbegehung der "Schatten der Großen" © Manuel Baumgartner und Alexander Huber

Routeninformationen

Erstbegehung:
Baumgartner Manuel und Huber Alexander, drei Tage im Juni 2017
Erste Wiederholung:

Daniel Töchterle und Harald Hofer

Ausrichtung:
Nordwest

Schwierigkeit:

VII

Charakter:
Alpine Kletterei in meist gutem Fels alle Zwischensicherungen der Erstbegehung wurden belassen und noch weitere eingeschlagen.
Zustieg:

Am Parkplatz vor der Auronzohütte parken. Nun in Richtung NW dem Weg Nummer 105 folgen. Jetzt rechts halten zu den Nordwänden und auf den Schuttfeld aufsteigen in Richtung Nordwestwand (ca. 45min Gehzeit). Der Einstig befindet sich rechts vom Vorgelagerten Turm! (Nagel mit Schlinge).

Absicherung:

Mit Normalhaken

Material:

NAA+Friends 0,3 bis 2, eventuell Keile, 12 Express

Abstieg:

Zuerst Links hoch zum Ringband (II), dann über das Ringband nach rechts bis zum Normalweg und über diesen Absteigen.