„Rabanser“, 2. Sellaturm, Nordwand
Erstbegehung der "Rabanser" © Ivo und Edy Rabanser

Der zweite Sellaturm bietet mit seiner steilen Nordwand eine überaus eindrucksvolle, pralle Plattenflucht aus edlem Dolomitgestein. Als neuzeitliche Nacherschließung, mitten durch den steilsten Bereich der Plattenmauer, schufen die Brüder Ivo und Edy Rabanser diese alpine Tour.

Am westlichen Eckpfeiler des gewaltigen Sellastocks zählen die Sellatürme, dicht oberhalb der Sellajoch-Passstraße, zu den am meist gekletterten Objekten nicht nur der Grödner Dolomiten. Der Zweiten Sellaturm bietet mit seiner steilen Nordwand eine überaus eindrucksvolle, pralle Plattenflucht aus edlem Dolomitgestein. Zahlreiche Erosionslöcher verschiedener Größen ermöglichen hier eine erstaunlich elegante, jedoch niemals banale Kletterei. Als Klassiker gelten die »Kasnapoff«, nahe der Nordwestkante, sowie die »Messner«, zentral durch die Nordwand, welche Ende der 60er Jahren von Seiten der Messner Brüder eine anschauliche Lektion in Sachen Freikletterei darbot.
Als neuzeitliche Nacherschließung, mitten durch den steilsten Bereich der Plattenmauer, biete die Route eines weiteren Brüderpaars eine hochkarätige sowie recht anspruchsvolle Kletterei, mit klassischer Absicherung die einiges an Sicherungstechnischer Eigeninitiative abverlangt.
Erstbegehung der "Rabanser" © Ivo und Edy Rabanser

Routeninformationen

Zustieg:
Vom Sellajoch (2242 m), westlich des Hotel »Maria Flora, in Richtung des »Pößneckersteig« und bei den ersten Felsböcke auf schmalen Geröllpfad rechts ansteigen bis untern die Kante des Zweiten Sellaturms. Nun auf der Schutthalde unter die Nordwand, knapp oberhalb der Gedenktafel beim Einstieges der »Kasnapoff«, etwa 50 Meter links über des Kantenansatzes (½ Stunde).

Schwierigkeit:
VII (1 Passage), VII- (1 Stelle), sonst anhaltend VI+ und VI

Länge:
ca. 300 Klettermeter

Seillängen:
10

Charakter:
Das Gestein ist durchwegs von erlesener Qualität, mit Erosionslöchern verschiedener Größen. Während die schwierigsten Passagen relativ gut abgesichert sind, lässt die Hakendichte in den leichteren Abschnitten merklich nach und erfordert Spürsinn für die günstigste Wegfindung. Ein vorausschauendes Steigen ist in den kompakten Plattenschild allemal von Vorteil. Nach Regenfällen ist dieser Wandbereich meist wasserüberronnen und trocknet nur langsam ab. Die verwendeten Stand- und Zwischenhaken wurden belassen. Zu den vorhandenen Haken und zahlreicher Sanduhren ist ein geläufiger Umgang mit Klemmgeräten erforderlich. Daher sind ein Satz Cams und Sanduhrschlingen notwendig.

Ausrichtung:
Nord

Abstieg:
Vom Gipfel südseitig kurz hinab und nach links ums Eck zu einem engen Kamin der in eine Gratscharte hinunterführt (2 und 3; eventuell 1 x 20 m abseilen). Nun südostseitig den deutlichen Steigspuren folgend über steile Schrofen im Zickzack hinab auf das Grasband, wo man auf den »Normalweg« des Ersten Sellaturms stößt, und weiter über Felsstufen in eine große Mulde hinab. Vor dem letzten Abbruch, bei eine Kreuzung, links durch eine schräge Rinne hinunter und schlussendlich über eine glattpolierte Stufe zum Wandfuß abklettern (1, 2 und zuletzt 3). Nun auf deutlicher Pfadspur rechtshaltend hinab (Drahtseil versicherte Passage) und zurück zum Sellajoch (1¾ Stunden).

Erstbegeher:
Ivo und Edy Rabanser am 18.10.2014