„Petri Heil (6c+)“, Westliche Zinne
Erstbegehung der "Petri Heil " © Dietmar Niederbrunner und Hannes Pfeifhofer

Dietmar Niederbrunner und Hannes Pfeifhofer eröffneten im Sommer 2016 die Tour „Petri heil“ an der Westlichen Zinne. Eine neue Linie auf sehr gutem Fels in herrlichem Ambiente!

Schon lange spielte ich mit dem Gedanken, eine Route im linken Teil der Nordwand der Westlichen Zinne zu eröffnen. Als ich dann im letzten Sommer mehrmals mit Gästen die Demuthkante kletterte, fiel mein Blick immer wieder zum rechten Teil der Wand. Ich sah, dass dort noch Platz für eine neue Route war und es auch genügend Risse und Verschneidungen gibt, um eine logische Linie zu klettern. Die Idee wurde konkreter und ich konnte es kaum erwarten, mein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Ich fragte Dietmar (Didi), ob er Lust hätte, am Experiment teilzunehmen. Didi war gleich von meiner Idee überzeugt. Perfekt – das Team war komplett.

 

Wir packten unsere Ausrüstung zusammen und los ging es. Als wir am Einstieg unserer zukünftigen Tour ankamen, mussten wir feststellen, dass der Fels ziemlich nass war. Die Nacht vorher hatte es stark geregnet, die Risse und Verschneidungen, wo unsere Route hochgehen sollte, waren noch nass. Wir sahen, dass bei starken Gewittern ein Wasserfall entsteht, der direkt über die ersten 7 Seillängen unserer zukünftigen Tour heruntertost.
Wir stiegen trotzdem ein, ich plagte mich über die erste Seillänge hoch. Es war sehr feucht und daher extrem rutschig, deshalb dauerte es einige Zeit, bis ich am Stand ankam. Didi eröffnete die zweite Seillänge, aber bereits nach einigen Metern fing es zu regnen an. Ich wollte ihn ermutigen abzuseilen, da das so doch keinen Sinn machte. Da meinte er „do gei i schu deichto nou aubm“ und kletterte weiter. Als wir beide einen Stand höher hingen, beschlossen wir dann doch, dass es so wirklich keinen Sinn machte und seilten ab. Als wir wieder am Einstieg ankamen, waren wir zwar total nass, aber motiviert. Der Fels war gut und aufgrund der Risse und Verschneidungen, die wir fanden, konnten wir auch leicht Haken schlagen.

 

Als wir wenige Tage später wieder in der Wand hingen, wurde es spannend: der steilste Teil unserer Erstbegehung wartete auf uns.
Die Arbeit an unserer „Baustelle“ ging zügig weiter, der gelbe Fels in der vierten Seillänge war zwar etwas splittrig, aber die Griffe waren gut und wir fanden genügend Möglichkeiten, uns mithilfe von Chliffs immer wieder höher zu hängen, um Haken schlagen und Löcher bohren zu können. Die darauffolgende Seillänge wurde wieder flacher und einfacher, aber als ich endlich die Verschneidung erreichte, die wir angepeilt hatten, fing es schon wieder an zu regnen.
Bis dorthin hatten wir mit Fixseilen eine Abseilpiste eingerichtet. Diese ermöglichen ein schnelles Abseilen und erleichterten weitere zukünftigen Aufstiege. So schnell wie möglich seilten wir ab, um diesmal dem Wasser zu entkommen.
Einige regnerische Tage vergingen, danach hatte der vielbeschäftigte Didi leider keine Zeit mehr. Unsere neue Route spukte immer wieder in meinem Kopf rum. Ich wollte weitermachen und beschloss daher, alleine über die Seile rauf zu klettern um die Route etwas zu putzen und die losen Steine zu entfernen.
Der Wetterbericht für diesen Tag war auch nicht so super und ich wusste, dass, wenn mich ein Gewitter überraschen würde, ich nicht in der ersten Seillänge sein durfte, da dort der Wasserfall aufschlagen würde. Auch oberhalb der fünften Seillänge sollte ich mich bei Regen nicht aufhalten, da dort ein sintflutartiger Wassersturz niedergehen würde.
Am frühen Nachmittag überraschte mich dann tatsächlich ein Gewitter. Ich hielt zu meinem Glück gerade im mittleren Teil der Route auf. So saß ich am Stand unter einem Überhang und konnte nur warten, bis das Gewitter vorbeigezogen war. Nachdem der Regen aufgehört hatte, brauste noch eine Stunde lang ein Wasserfall neben mir hinunter. Ich hatte es geschafft, trocken zu bleiben, als ich aber über die völlig eingeweichten Seile abseilte, kam ich trotzdem durchnässt am Einstieg an.

 

Nachdem ich zum dritten Mal klitschnass am Wandfuß ankam, stand der Routenname fest: „PETRI HEIL“
Nach einigen Tagen hatte auch Didi wieder Zeit und so arbeiteten wir weiter. Wir kletterten über die Verschneidung hinauf, bis wir die Demuthkante erreichten, über welche unsere Route für zwei Seillängen verläuft. Nach diesen zwei Längen erreicht man ein breites Felsband, dort entfernten wir uns von der anderen Tour und kletterten genau an der Kante hoch bis auf den nächsten Absatz. Die Zeit war wie im Flug vergangen, es war schon 6:00 Uhr abends und wir mussten uns langsam aber sicher ans Abseilen machen. Wir hatten keine Stirnlampe dabei und als wir in der untersten Seillänge waren, wurde es auch schon Dunkel. So suchten wir mit den Lampen unserer Handys wieder zum Parkplatz zurück.
Unser Projekt war schon ziemlich fortgeschritten. Um beim nächsten Mal das Ringband zu erreichen, musste alles perfekt laufen und auch das Wetter musste zur Abwechslung mal super sein.
Einige Tage später war es soweit. Der Wetterbericht war ideal und wir hochmotiviert. Im Dunkeln starteten wir an der Auronzohütte und kehrten beim Morgengrauen an unseren Arbeitsplatz in der Senkrechte zurück. Didi kletterte Meter für Meter höher, bis zum nächsten Stand. Dort zog er die Ausrüstung nach oben, als ich ihn plötzlich fluchen hörte. Beim Hochziehen war einer seiner Zustiegsschuh aus dem Rucksack gefallen und befand sich irgendwo in den Geröllfeldern unter der Wand. Das war zwar ein ärgerliches Ereignis, dafür aber war die Seillänge, die er soeben geklettert hatte, ein echter Traum. Wir kamen gut voran, waren uns aber nicht sicher, ob wir schnell genug waren, um das Ringband vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Die Zeit wurde knapp, wir wollten es unbedingt schaffen, um nicht die ganze Wand im Dunkeln abseilen zu müssen. Flucht nach vorne war die Devise. Es wurde etwas einfacher, im letzten Tageslicht erreichte ich das Ringband, Didi kam bald darauf nach. Geschafft! Nach einer kleinen Pause querten wir das Felsband und stiegen über den Normalweg ab. Der Abstieg lief dank des verlorenen Schuhs nicht ganz reibungslos. Wir gingen mit Stirnlampen bewaffnet zurück zum Auto, Didi kämpfte sich mit einem Zustiegs- und einem Kletterschuh über Stock und Stein, in diesem Fall über Geröll und Stein.
Gegen 22:00 Uhr erreichten wir zwar müde aber zufrieden unser Auto.

 

Eine Woche später kehrten wir nochmal zurück, um unsere Tour zu vollenden. Wir stiegen über den Normalweg der Westlichen Zinne bis zum Ringband auf, wo wir dann nach Osten bis zu dem Punkt, wo wir die Woche zuvor aufgehört hatten, querten. Das Einrichten der 3 fehlenden Seillängen ging zügig voran. Die letzte Seillänge war wieder ein echter Traum zum Klettern – super Fels. Beim letzten Stand deponierten wir noch ein Wandbuch und stiegen die verbleibenden 30 Meter zum Gipfel auf.
Wir freuen uns sehr über die „Petri Heil“. Es ist eine sehr schöne Route mit toller Kletterei geworden. Es ist kaum zu glauben, dass solch eine schöne Linie in bestem Fels inmitten der Dreizinnen noch unentdeckt war.
Erstbegehung der "Petri Heil " © Dietmar Niederbrunner und Hannes Pfeifhofer

Routeninformationen

Erstbegeher:

Dietmar Niederbrunner und Hannes Pfeifhofer, Sommer 2016 (5 Tage)

Erste Rotpunktbegehung:

30.9.2017 Dietmar Niederbrunner und Hannes Pfeifhofer

Schwierigkeit:

Eine Seillänge 6c+ der Rest zwischen 5, 6a und 6b

Material:
NAA, 15 Expressschlingen, mittlere Friends: Camelot, Violett #0,5 / Grün #0,75 / Rot #1/ 2x Halbseile 50 Meter

Absicherung: 

Die Route ist gut mit Normalhaken und Bohrhaken abgesichert.

Charakter:

Schöne lange alpine Tour in einem tollen Ambiente, auf meist guten Fels.
Abseilen ist zwar möglich aber auch mit einigen Mühen verbunden.
Bei der Schlüsselstelle muss man einmal einen anderen Stand zum Abseilen verwenden. (Achtung, Dort in der Falllinie abseilen, überhängend, pendeln!!!)
Bei Gewitter (Regen) kommt schnell sehr viel Wasser (Wassersturz) in den ersten 7 Seillängen. Ist aber nach einem Tag wieder trocken.

Zustieg:

Vom Großparkplatz der Auronzohütte nach Westen um die Zinnen herum und über das Schuttfeld unter die Nordwand der westlichen Zinne. An der Wand entlang bis an die Nordostkante.

Abstieg:
Über den Normalweg der der Westlichen Zinne teilweise abseilend und abkletternd (III+).