"Parole Sante" Langkofel, Gröden
Erstbegehung der "Parole Sante" © Aaron Moroder, Titus Prinoth und Matteo Vinatzer

Für diese Anspruchsvolle Route "Parole Sante" erstbegangen am 14.07.2019, wurden die Erstbegeher Aaron Moroder, Titus Prinoth und Matteo Vinatzer mit dem “Premio Alpinistico” anlässlich des Lecco Mountain Festivals geehrt.

Eine Erstbegehung in der Langkofel-Nordwand. Der Langkofel war der erste Berg den ich in meinem Leben gesehen habe. Diese elegante Dolomitenformation ist von den meisten Fenstern meines Hauses in St. Ulrich gut zu sehen und schon als Kind schaute ich immer sehnsuchtsvoll zu dessen Gipfel und in die immense Nordwand hinauf.Im Laufe der Jahre habe ich unzählige andere Berge gesehen, viele davon waren größer, höher oder schwieriger, doch irgendwie habe ich sie immer mit dem Langkofel verglichen, als Eichmaß sozusagen. Der eigene Hausberg ist sicherlich für jeden Alpinisten etwas Besonderes: man lernt ihn zu unterschiedlichen Jahreszeit kennen und man kehrt im Laufe der Jahre oft zu ihm zurück und kann so die eigene Entwicklung feststellen.Obwohl es auf dem Langkofel bereits viele Routen gibt war es mein lang ersehnter Wunsch eine Erstbegehung durch die Nordwand zu machen. Gleich links der markanten gelben Nase zog noch keine Route hoch. Die schwarzen steilen Platten schienen äußerst kompakt zu sein und weiter oben gibt es ein feines Risssystem durch die gelben Überhänge. Sicherlich kein leichtes Unterfangen, doch mit einer starken Seilschaft sollte man einen Versuch wagen können.Ich konnte meine Freunde Titus Prinoth und Matteo Vinatzer vom Projekt überzeugen und am 15. August 2018 ging es los. Wie planten am ersten Tag bis zu den gelben Überhängen zu gelangen und am nächsten Tag mindestens bis zur Pichelkanzel.Bei Sonnenaufgang standen wir unterm Wandfuß doch bereits in den ersten Seillängen ging es ordentlich zu Sache. Der schwarze Fels war trügerisch brüchig und verlangte große Vorsicht. Jede Seillänge war ein großer zeitlicher und auch psychischer Aufwand. Als sich der Abend anbahnte und die Sonne bereits tief stand erreichten wir eine große Nische, im gelben Wandbereich. Eigentlich ein perfekter Platz zum Biwakieren. Wir hatten zwar alles zusammen gekratzt was wir an Felshaken noch zu Hause hatten, doch das Sortiment waren nicht sehr umfangreich und nun hatten wir nicht mehr viele übrig. Die gekletterten Seillängen hatten uns gefordert und wir sahen mit den verbliebenen Haken nur wenig Chance die Überhänge über uns am nächsten Tag zu bewältigen und seilten uns zum Wandfuß ab.

14.07.2019

Leider konnte Matteo dieses Mal nicht dabei sein, doch Titus und ich hatten einen freien Tag und wir wollten diesen unbedingt nutzen um an unserem Projekt weiterzumachen. Wir stiegen über die benachbarte Via Sisyphos schnell in den Morgenstunden bis zur Nische hoch. Von dort nahm Titus den Quergang in Angriff der uns mitten in die gelben Überhänge führen sollte. Gleich nach dem Stand gelang es ihm einen gut 15 cm langen Haken zu schlagen, der sich als Schlüssel für diese heikle Querung erwies. Nach einigen weiteren heiklen Kletterzügen, in brüchigem Fels, erreichte Titus eine kleine Nische und konnte einen Stand einrichten.Nun lag es an mir die nächste Seillänge vorzusteigen. Ein markanter Riss, den wir bereits von unten inspiziert hatten, wies klar die Richtung vor. Stück für Stück arbeitet ich mich daran nach oben, konnte aber immer wieder solide Friends unterbringen. Die Linie war hier unglaublich logisch, durch den Riss klar von der Natur vorgegeben. Es gibt keine Regeln oder Vorschriften wie ich die Seillänge überwinden musste. Nur meine eigene Überzeugung zwang mich den Materialaufwand so gering wie möglich zu halten, keine Spit zu verwenden (wir hatten sowieso keine mit), Friends zu legen und wenn das nicht möglich war Haken zu schlagen. Für jede Passage musste man sich etwas einfallen lassen, teilweise technisch, teilweise freikletternd. Ich dachte auch nicht daran wie eventuelle Wiederholer diese Seillänge klettern können. Diese müssen ebenfalls wieder, diesen von der Natur vorgegebenen Riss überwinden und nicht einer von Vorgängern eingerichteten Hakenleiter folgen. Wir wollen sie doch nicht ihrer Abenteuer berauben.Mit nur mehr einem einzigen Mircrofriend am Gurt erreichte ich die Stelle, unter einem Dach, wo ich den Stand einrichten wollte. Der Fels war hier erstaunlich gut und ich konnte zwei bombenfeste Haken platzieren. Nun musste Titus noch das Dach überwinden. Er nutze einen Riss um einige Friends zu legen und so die letzte schwierige Seillänge zu überwinden. Über eine herrliche schwarze Platte mit vielen Löchern kletterte er bis zur Kante hoch wo leichteres Gelände auf uns wartete.Wir kletterten in Richtung Pichel-Kanzel wobei wir die letzte Seillänge über die Route Sisyphos kletterten. Über die klassische Pichelführe kletterten wir weiter bis zum Gipfel des Langkofel.Die Sonne stand bereits tief und färbte die umliegenden Berge und Wolken in wundervolle Farben. Wir verweilten ein wenig am Gipfel, blickten auf die Kulisse um uns herum und ins heimatliche Tal hinunter. Wir werden noch oft auf diesen Berg blicken und hoffentlich noch oft auf seinem Gipfel stehen und jedes Mal können wir an die Tage zurück denken die wir mit Eifer in der Nordwand verbracht haben, um diese neue Route erstzubegehen.Der Abstieg ist lang, doch wir kennen ihn gut und so erreichten wir noch vor Einbruch der Dunkelheit die Toni Demetz Hütte. Obwohl alle Gäste bereits zu Bett gegangen sind empfing uns Christian noch mit einem hefigen Erfrischungsgetränk und wir erzählten begeistert von unserer neuen Route.

Text: Aaron Moroder

Erstbegehung der "Parole Sante" © Aaron Moroder, Titus Prinoth und Matteo Vinatzer

Routeninformationen

 

Erstbegeher:
Aaron Moroder, Titus Prinoth und Matteo Vinatzer am 14.07.2019 nach einem Versuch am 15.08.2018
Schwierigkeit: VIII und A1

Länge:
650m + 400m bis zum Gipfel des Langkofel

Zugang:

Vom Sellajoch über den Weg Nr.526 bis zur Comici Hütte. Von dort über den Weg Nr.526A vorbei an einer Felswand (Klettergarten “Singing Rocks”) und dann über Wiesen und Schuttkare über ein breites Felsband bis unter die Langkofel-Nordwand. Über eine Steile Felsrinne (III) steigt man zu einem Felsband hoch bis unter die steile Wand (60m), wo die eigentliche Route beginnt. Ca. 1 Stunde.

Abstieg:

Über den Normalweg des Langkofel. Wer den Abstieg nicht kennt sollte eine genau Routenbeschreibung mitbringen und ausreichend Zeit einplanen (ca. 3 Stunden). Evtl. das bequeme Biwak unterhalb des Gipfels nutzen.

Beschreibung:

Anspruchsvolle Route, die in zwei Versuchen erstbegangen wurde. Da die Platten der ersten Hälfte der Route schwieriger waren als erwartet endete der erste Versuch ca. auf halber Wandhöhe, Haken und Nerven schienen aufgebraucht. Ein Jahr später stiegen Aaron und Titus schnell über die benachbarte Sysiphos bis zum Umkehrpunkt des Vorjahres hoch. Nach drei neuen fordernden Seillängen erreichten sie leichteres Gelände und stiegen weiter bis zum Gipfel des Langkofel. Für eine Wiederholung sollte ein vollständiges Sortimente Friends und Haken mitgebracht werden, sowie Spürsinn für den richtigen Routenverlauf.