Glittner Seen und Peitlerkofel © AVS Kiens
Zwölf Wanderfreudige haben sich Anfang Juli auf den Weg von Ehrenburg nach Weißenstein gemacht. Von Wallfahrtsort zu Wallfahrtsort oder von Kraftort zu Kraftort. Vier Tage, fast 100 Kilometer und tausende Höhenmeter haben den Teilnehmer:innen einiges abverlangt, aber viele unvergessliche Eindrücke hinterlassen.
Von Martin Lanthaler und Ulrich Wolfsgruber, AVS-Wanderführer Ortsstelle Kiens
Am ersten Tag steigen die Teilnehmer:innen im Morgengrauen von Ehrenburg über Waldsteige nach Ellen und weiter zum Ellener Kreuz. Zeit für die erste Pause, durchatmen, Aussicht und Ruhe genießen. In der Ferne grüßt der Peitlerkofel, hinter dem das erste Tagesziel, die Schlüterhütte, liegt. Durch das weitläufige Almgebiet geht es in sanftem Auf und Ab zügig voran. Doch die dunklen Wolken am Himmel verheißen nichts Gutes.
Gegen Mittag erreicht die Gruppe die Würzjochhütte – eine Stunde Zeit fürs Mittagessen, endlich sitzen! Nach dem stärkenden Essen ein Blick zum Himmel – die dunklen Wolken drängen zur Eile. Über den schmalen Steig, teils durchs Bachbett, geht es zur Peitlerscharte – wo die ersten Tropfen fallen. Glücklicherweise ist die schützende Schlüterhütte nicht mehr weit.
Beim „Kartale“ und Essen in der Gaststube beginnt der gemütliche Teil des Tages. Bald ist Bettruhe angesagt, denn am nächsten Tag steht die schwierigste Etappe an.
2. Etappe: 29,3 Kilometer in gut 8 Stunden
Am nächsten Morgen bricht die Gruppe gut gelaunt in Richtung Medalgesalm auf. Die Regenwolken haben sich verzogen. Der Blick schweift bei herrlichem Wetter über die Peitlerwiesen, den Heiligkreuzkofel und die Puezspitzen. Über steile Hänge und schmale Steige geht es Schritt für Schritt hinauf zur Roascharte auf 2.617 m. Zunächst führt Weg durch das Roatal abwärts nach Ncisles und an der Regensburger Hütte vorbei ins Tal nach nach St. Christina. Nach der Mittagspauste steigt die Route über einen Waldsteig links des Jendertals Richtung Seiser Alm und Saltria an.
Die Schritte werden schwerer, die sonst so lustige Gruppe wird ruhiger – die Sonne brennt vom Himmel. Trinkpausen werden immer häufiger. Zuerst gar nicht so anstrengend, dann immer steiler und fordernder geht es über die Seiser Alm zum Mahlknechtjoch und dem Tierser Alpl entgegen. Der Ausblick belohnt die Mühen: Plattkofel, Langkofel, Seceda, Sass Rigais. Nach mehr als acht Stunden Gehzeit, 29,3 Kilometern, 1.752 Höhenmetern bergauf und fast ebenso viel bergab ist die schwierigste Etappe geschafft. Erleichterung, Zufriedenheit – und Stolz. Erholung ist nun angesagt.
3. Etappe: Vom Tierser Alpl nach Welschnofen
Am nächsten Morgen: Nebel beim Blick aus dem Fenster. Nach dem Frühstück geht es los – zunächst leicht bergauf, dann teilweise abwärts zum Molignonpass. Der folgende Abstieg ist steil, aber schon bald kommt das erste Grün ins Blickfeld – und mittendrin die Grasleitenhütte. Kurze Rast, dann weiter hinab durch das landschaftlich beeindruckende Tschamintal.
Die Mühen der letzten Tage machen sich bemerkbar: Blasen drücken, die Moral braucht Unterstützung. Doch Aufgeben? Keine Option. Vorbei an Weißlahnbad erreicht die Gruppe St. Zyprian, wo die wunden Füße versorgt werden. Dem Bach entlang, dann hinauf zum Wolfsgrubenjoch. Die Wolken werden dichter, erste Tropfen fallen. Rasch geht es hinab nach Welschnofen – ein Hotelzimmer wartet auf die müden Wanderer. Eine willkommene Erholung. Statt Hüttenessen gibt’s Pizza – aber das Kartenspiel bleibt. Und der frühe Gang ins Bett auch.
4. Etappe: Mit dem Rosenkranz auf Maria Weißenstein zu
An Tag vier geht’s um 7 Uhr wieder los, begleitet vom sonntäglichen Glockengeläut der Dorfkirche. Der Rucksack drückt schwer, es sind 7 bis 9 Kilo, die jeder mit sich trägt. Über eine Hochstraße, durch Wald und Wiesen, geht es bergab nach Birchabruck, bevor es wieder aufwärts geht. Platten und Deutschnofen liegen am Weg, das Ziel – Maria Weißenstein – rückt näher. Auch wenn die Wanderung nicht explizit als Wallfahrt geplant war, hat doch jeder für sich Gedanken zu Dank und Bitte mitgetragen. Auf dem Schlussstück wird dann auch der Rosenkranz hervorgeholt. Den letzten Anstieg nach Maria Weißenstein gehen alle zusammen im gemächlichen Schritt. Um 11.30 Uhr stehen sie vor der mächtigen Wallfahrtskirche. Die Freude ist riesig – auch die ein oder andere Träne fließt. Rasten, Mittagessen, dann zur Heiligen Messe – ehe es mit Bus und Zug zurück ins Pustertal geht.
Es bleibt die Erkenntnis: Manchmal ist es nicht der Gipfel, der zählt, sondern der Weg. Und die Menschen, die ihn mitgehen.
Fotos: Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Wanderung, AVS Kiens
Eindrücke von der mehrtägigen Wanderung von Ehrenburg nach Weißenstein © AVS Kiens
”Wir hatten sehr viel Spaß und haben unsere Heimat wieder mal intensiv von mehreren Seiten erlebt