Die Lahner Alm liegt in einem Natura-2000-Gebiet © Engelbert Hofer

Am gestrigen Montag, 13. Februar, haben sich die Vertreter der Umweltverbände zu einer Aussprache mit der für den Landschaftsschutz zuständigen Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer getroffen. Es ging um den geplanten Forstweg zur Lahner Alm in Prettau. Das Ergebnis des Gesprächs: Wie es aussieht möchte die Landesregierung die Fortstraße trotz der negativen Gutachten der Dienststellenkonferenz und der zuständigen Landesämter und trotz der wiederholten Kritik an Sinnhaftigkeit, Verträglichkeit und Rentabilität des Projekts durchsetzen. Die Entscheidung wird voraussichtlich heute, am 14. Februar, fallen.

Bozen, 14. Februar 2023

Gemeinsame Medienmitteilung des Heimatpflegeverbandes Südtirol, des Dachverbandes für
Natur- und Umweltschutz, des Alpenvereins Südtirol und des CAI Alto Adige

Welche der wenigen fahrtechnisch noch nicht erschlossenen Almen Südtirols dürfen noch eine Zufahrt erhalten? Eigentlich hatte das Land bereits 2017 eine Bewertung veröffentlicht, in der eine Erschließung der Lahner Alm in Prettau mit einem Forstweg als „nicht vertretbar“ ausgeschlossen wurde. Trotzdem wurde vom Betreiber der Lahner Alm ein Projekt für eine Forststraße eingereicht, das die Dienststellenkonferenz und die zuständigen Landesämter klar ablehnten. Damit hätte das Thema eigentlich vom Tisch sein sollen. Doch mit politischer Unterstützung hat der Almbetreiber sein Projekt weiter vorangetrieben und gedroht, die Alm aufzulassen, falls er den Fahrweg nicht erhalte. Der Heimatpflegeverband Südtirol, der Dachverband für Natur- und Umweltschutz sowie Alpenverein und CAI haben sich daraufhin in ausführlichen Stellungnahmen gegen eine Erschließung der Lahner Alm positioniert. Der Bau einer Forststraße zu der im Naturpark- und Natura-2000-Gebiet auf rund 2000 Metern Höhe gelegenen Lahner Alm ist schlichtweg überflüssig, weil es bereits eine Materialseilbahn gibt, weil die Alm über einen nur 20-minütigen Fußweg erreichbar ist, weil die Trasse landschaftlich exponiert und geologisch problematisch durch ein Naturidyll verlaufen würde, weil sich die Kosten dafür auf rund 400.000 Euro (großteils öffentliche Gelder) belaufen würden und weil die Alm von geringer landwirtschaftlicher Bedeutung ist und an einem Feuchtgebiet liegt, das keine intensivere Bewirtschaftung erlaubt. Die zuletzt vom Prettauer Bürgermeister ins Feld geführte Gefährdung der Biodiversität bei Auflassung der Alm hat sich spätestens mit der Stellungnahme der Südtiroler Biologenvereinigung letzte Woche als unzutreffend erwiesen.

Mehr Förderung für die Bewirtschaftung statt Erschließung mit Forststraßen

Erst als Folge der vielen Stellungnahmen und nachdem der öffentliche Druck in dieser Sache in den letzten Wochen ständig gewachsen ist, hat die zuständige Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer am gestrigen Montag, 13. Februar, zu einem Treffen mit den Umwelt- und Bergsportverbänden geladen. Das Treffen verlief leider ergebnislos: Verständlich ist die Position des Betreibers, dessen Argumente durch die Landesrätin vertreten wurden und der durch die Forststraße Partikularinteressen durch eine beträchtliche Geldsumme langfristig – wenn auch wenig nachhaltig – gefördert sähe. Das ändert aber nichts daran, dass die Erschließung der Alm weder sinnvoll noch verträglich ist, wie es die Umweltverbände auch gestern wiederholt klar gemacht haben. Sie wollen für Almen wie die Lahner Alm weitreichendere Förderungen für die Bewirtschaftung aber keine landschaftlich problematische und überteuerte Erschließungsstraßen. Allein die veranschlagten Kosten der Zufahrtsstraße zur Lahner Alm würden eine jahrzehntelange Fördermaßnahme ermöglichen, ohne ein Naturidyll zu zerstören.

Trotzdem hat sich die Landesrätin in mehreren Stellungnahmen entgegen der Empfehlung ihrer eigenen Landesämter für die Forststraße eingesetzt und hat gestern auch eine Genehmigung durch die Landesregierung durchklingen lassen. Die Entscheidung wird vermutlich in der heutigen Sitzung der Landesregierung fallen. Alles andere als die Ablehnung des Projekts wäre von verheerender Signalwirkung und schlichtweg ein bewusstes Ignorieren der eigenen Klima- und Landschaftsschutzziele.