„Jennseitstory 2009 (7c/A0)“, Jennwand, Laas
Erstbegehung der "Jennseitstory" © Roman Schönthaler und Andi Lechner
2009 gelang Roman Schönthaler und Michael Tröger die Vollendung einer Erstbegehung an der Jennwand die Roman mit Andi Lechner einige Jahre zuvor begann.
Die Geschichte begann vor ein paar Jahren…..
von Roman Schönthaler
……als Andi Lechner und ich die Kletterroute, die wir schon lange in Gedanken an der Jennwand hinaufgezogen hatten, tatsächlich in Angriff nahmen.
Der Fels an der Jennwand besteht aus Marmor und daran zu klettern ist einzigartig im ganzen Alpenbogen. Die Wand verlangt weniger den kräftigen als vielmehr den technischen Kletterer. Fazit, man braucht nicht unbedingt eine Kalorientabelle oder eine Soehnle-Präzisionswaage mit Zeissokular vor dem Kühlschrank um Spaß am Klettern an den Jennwandplatten zu haben.
Mit Andi hatte ich schon einige Routen geklettert. Wir stiegen also eines Morgens mit turmhohen Rucksäcken und gefühlten 50 kg (in Wahrheit wohl nur 20 kg) auf dem Rücken Richtung Jennwand. Mitgeschleppt wurden Seile, Haken, Klemmkeile, Friends und eine Akku-Bohrmaschine. Die Bohrmaschine deshalb, weil in den kompakten Marmorplatten nur Bohrhaken eine zuverlässige Sicherung bieten und wir ja keine gefährliche Route legen wollten. Es gelangen uns vier Seillängen, wobei die zweite Seillänge eine schwierige Stelle aufwies. Meine Hände suchten wie schnelle Scheibenwischer bei einem Platzregen nach dem nächsten Griff. Einige kleinere Stürze später war diese Stelle überwunden und es folgten zwei weitere schöne Seillängen. Dann kehrten wir um, denn der Akku der Bohrmaschine und jener der Arme waren definitiv am Ende.
Es dauerte ein paar Jahre bis wir an der „Story“ weiter machen konnten, denn Andi hatte aus erfreulichen Gründen – er wurde Vater dreier Mädchen – keine Zeit mehr dafür.
Endlich erklärte sich Michael Tröger aus Tschengls, ein sehr talentierter Nachwuchskletterer, bereit für ihn einzuspringen und diese „Tortour“ auf sich zu nehmen. Zusammen gingen wir die Sache wieder an. Als wir am Umkehrpunkt ankamen, preschte er mit der Bohrmaschine am Gurt in unbekanntes Gelände vor. Er kletterte mit tänzerischer Sicherheit über die glatten Marmorplatten und es sah ganz danach aus, als ob sich sein eben erst absolvierter Tanzkurs bezahlt gemacht hätte.
Nach weiteren Anläufen, sind im Ganzen vierzehn Seillängen entstanden. In der zwölften Seillänge entschlüsselte Michael einen zähen Brocken in Form winziger Griffe, noch kleinerer Tritte und viel, viel Luft unter den Füßen.
Am Ende der vierzehnten Seillänge beginnt der Altsteingürtel. Von hier kann man entweder abseilen oder weitere 250 m in leichtem Gelände bis zum Westgrat (2-3 Grad) aufsteigen und über diesem weiter zum Gipfel der Jennwand – was sehr zu empfehlen ist.
Unser Projekt war geglückt: müde und zufrieden seilten wir uns talwärts. Wir kehrten bei Herbert in der Schäferhütte auf einen herrlichen Schöpsernenbraten ein und schauten zu unserer Kletterroute hinauf: es war keine Erstbegehung wie zu Trenkers Zeiten mit jeder Menge Blitz und Steinschlag, nein, es war einfach eine gute Zeit im guten Fels!