Hauptversammlung in Brixen © AVS
Auf der 117. Hauptversammlung im Alpenverein Südtirol appellierte Georg Simeoni an die Politik, dass die Wertschätzung des Ehrenamtes sich auch konkret bei der Hilfe und Unterstützung des Vereins zeigen müsse. Die ausufernde Bürokratie erschwere Vieles. Weiters wurden die Sektionen Unterland und Ladinia für ihren Einsatz zum Klima- und Umweltschutz prämiert.
Der Schutz des alpinen Raums ist und bleibt eines der Hauptziele des Alpenvereins Südtirol. Darauf machte AVS-Präsident Georg Simeoni in seiner Eröffnungsrede zur diesjährigen Hauptversammlung in Brixen aufmerksam. Basierend auf Statut und Leitbild und zusammen mit den Sektionen hat sich der AVS 2022 für den Schutz noch unverbauter Gipfel und anderer, landschaftlich wertvoller Erholungsräume eingesetzt. In diesem Zusammenhang kritisierte Simeoni auch den großzügigen Umgang mit Steuergeldern, wenn es um die Finanzierung von Almwegen, Seilbahnen oder privaten Hütten geht.
„Von der zukünftigen Landesregierung erwarten wir uns eine größere Wertschätzung für unsere ehrenamtliche Tätigkeit und auch die oft nötige Hilfe bei Projekten, die der Öffentlichkeit dienen“, sagte Georg Simeoni. Die zunehmende Bürokratie erschwere den Ehrenamtlichen oftmals die Arbeit im Verein und so manche schrecken deshalb von der Übernahme von Verantwortung zurück, meinte Simeoni. „Wir sind ein Verein, der seine Mitglieder auf die Berge führt, sie die Natur erleben lässt, auch schwierige Bergtouren organisiert und auch für die Geselligkeit da ist, aber wenn wir diesen Verein wie eine Firma führen müssen, in dem wir zur Kassaführung einen Fachmann brauchen, für bestimmte Schriftstücke einen spezialisierten Akademiker oder für unsere Feste eine Registrierkasse benötigen“, dann würde die Bürokratie das Ehrenamt ersticken, warnte Simeoni.
Klimawettbewerb
Unter dem Motto „#1000 Schritte zum Klima-Gipfel“ hat der AVS seit der Hauptversammlung im vergangenen Jahr seine Sektionen, Ortsstellen und Jugend- und Familiengruppen für einen achtsamen und nachhaltigen Umgang mit der Bergwelt sensibilisiert. Gute Beispiele wurden immer wieder auf der Website veröffentlicht. Eine interne Jury hat aus den vielen Aktionen zwei Preisträger ermittelt: die Sektion Unterland und die Sektion Ladinia (Kategorie Kinder- und Familiengruppen). Sie haben sich besonders für den Klima- und Umweltschutz eingesetzt und sich kreative Projekte einfallen lassen. Beide Sektionen wurden von Landeshauptmann Arno Kompatscher und AVS-Vizepräsidentin Ingrid Beikircher mit dem Klima- und Umweltschutzpreis ausgezeichnet.
Den Klimapreis erhielten die Sektion Unterland und Landina, mit Landeshauptmann Arno Komptascher und Vizepräsidentin Ingrid Beikircher © AVS
Ehrungen
Zwei Sektionsvorstände wurde für ihren langjährigen Einsatz geehrt. Es waren dies Johann Oberkalmsteiner für 27 Jahre an der Spitze der AVS-Ortsstelle Sarntal und Josef Brunner war 18 Jahre AVS-Ortsstellenleiter von Feldthurns.
Die AVS-Sektion Lana konnte 2022 im Verhältnis am meisten Neumitglieder gewinnen und auch beim Mitgliederzuwachs der Jugendlichen bis 25 Jahren war die Sektion Lana an erster Stelle. Gottfried und Christl Leitgeb waren von 1980 bis 2021 Pächter der AVS-Rieserfernerhütte. Anlässlich der Hauptversammlung wurde den langjährigen Hüttenwirten gedankt.
Für 20-jährige Treue zum Betrieb wurde die hauptamtliche Mitarbeiterin des AVS-Referats Wege, Karin Leichter, geehrt.
Alpiner Förderpreis
Den Alpinen Förderpreis 2023 erhalten heuer zwei junge Bergsteiger gemeinsam: Patrick Tirler von der Sektion Schlern und Moritz Sigmund von der Sektion Brixen. Die Laudatio hielt Hanspeter Eisendle. Der Preis wird auf Vorschlag des AVS-Referates Bergsport und HG vergeben und soll Nachwuchstalenten Anerkennung und zugleich Ansporn sein. Bei der Auswahl wird unter anderem Wert darauf gelegt, dass die Preisträger in allen Bereichen aktiv und stark unterwegs sind und dass sie viele Touren und auch Erstbegehungen unternommen haben. Patrick Tirler aus Seis und Moritz Sigmund aus Vahrn kletterten in ihrer Jugend im Kletterteam ihrer beiden Sektionen, waren im AVS-Landeskader und nahmen an nationalen sowie internationalen Sportkletterbewerben teil. Sie haben es geschafft, ihr Sportkletterniveau im alpinen Ambiente umzusetzen und dort ihre Leidenschaft auszubauen. Hanspeter Eisendle hob in seiner Laudatio lobend hervor, dass die beiden jungen Förderpreisträger als Seilschaft den Abenteueralpinismus im Geiste der Südtiroler Kletter-Ethik weiterleben. Sei es beim Sportklettern als auch beim Alpinklettern sind beide auf hohem Schwierigkeitsniveau unterwegs. Vor allem beim Alpinklettern mit traditioneller Absicherung konnten sie schwerste Dolomitenrouten wiederholen. Ihnen gelangen im In- und Ausland alpine Erstbegehungen bis zum X. Schwierigkeitsgrad und die Eröffnung schwierigster Sportkletterrouten.
Alpiner Förderpreisträger 2023: Patrick Tirler und Moritz Sigmund © Patrick Tirler
Grußworte der Ehrengäste
Die Vizepräsidentin des ÖAV, Doris Hallama, überbrachte die Grüße des Österreichischen Alpenvereins. Sie sprach gemeinsame Projekte an, die die beiden Partnervereine verbinden: das Helmhaus als offenes, gemeinsames Haus, und die Landshuter Hütte. Beide Häuser stehen an den Grenzen und mit ihnen sollen Grenzen überwunden werden und sie zeigen die länderübergreifende Arbeit der Alpenvereine, sagte Hallama.
Landeshauptmann Arno Kompatscher gratulierte dem AVS zu 75.000 Mitgliedern und dankte für das gemeinsame Programm zu den Schutzhütten, das AVS und CAI zusammen ausgearbeitet haben. Kompatscher betonte, dass auf seine Aussagen auch die entsprechenden Mittel folgen werden. Ebenso werde es bei den Kletterseigen eine Lösung ganz „in eurem Sinne“ geben, wandte sich der Landeshauptmann an die versammelten Sektionsvertretungen.
Grußworte sprach auch Antonio Montani, Präsident des CAI Italien.
Wahlen für das Landesgremium
Nach dem Ausscheiden der Bezirksvertreter Helmut Dorfmann und Eduard Feichter standen einige Positionen in der Landesleitung zur Wahl: Ingrid Beikircher wird als Vizepräsidentin und als Referentin für Kommunikation bestätigt. Ebenso bestätigt wird Albert Platter als Bezirksvertreter Vinschgau. Neu in die Landesleitung gewählt wurde Martin Krautgasser als Bezirksvertreter fürs Pustertal.
Im Rahmen der Hauptversammlung erfolgte auch die Funktionsübergabe der Geschäftsführung von Gislar Sulzenbacher an seinen Nachfolger Cristian Olivo. Nach 39 Jahren tritt Sulzenbacher in den Ruhestand und wird seinen Nachfolger noch einige Zeit unterstützen. Einen Rückblick auf die langjährige Tätigkeit des Geschäftsführers hielt sein Amtskollege Robert Renzler, ehemaliger Geschäftsführer beim ÖAV.