„Erfrischend Eisig“, Wasserfall, Bletterbachschlucht
Erstbegehung der "Erfrischend Eisig" © Klaus Lang und Moritz Fink

Erstbegehung im Bletterbach von Klaus Lang und Moritz Fink ...

Einige Wochen zuvor hatten Moritz und ich den Eisfall „Eisgeist“ in der Gorz im Bletterbachgebiet gemacht. Als uns in der Nähe des Eisfalls eine imponierende Eiskrawatte ins Auge fiel, die meines Wissens noch unbestiegen war.
Die Idee dort eine Erstbegehung zu machen lies uns nicht mehr los. Da wir uns beim „Eisgeist“ wortwörtlich wie zwei kleine Maulwürfe durch die großen Schneemassen graben mussten, nahmen wir an diesem Tag unsere Skier mit.
Am Talschluss Gorz angekommen suchten wir erwartungsvoll nach unserem Objekt der Begierde. Doch die warmen Temperaturen in den Tagen zuvor ließen den Eisfall zusammenbrechen. Die Enttäuschung war uns in den Gesichtern geschrieben, demotiviert blickten wir umher.
Als uns in der Nähe zwei weitere Eisfälle auffielen. Einer der Eisfälle wirkte kurz und mager, einfach zu besteigen. Beim Anblick des Zweiten jedoch verspürte Ich wieder das Kribbeln und wollte den Versuch wagen den Eisfall zu besteigen.
Je länger wir den Eisfall betrachteten, desto interessanter und aufregender wurde er.
Moritz entdeckte rechts vom Eisfall eine „Mixedlinie“ mit Bohrhacken. Für uns war dies im ersten Moment nicht ganz nachvollziehbar. Wieso wurde nicht auf der linken Seite, dort wo der Wasserfall zusammengewachsen war, die Route gelegt? Beim längeren Überlegen kamen wir zum Entschluss, dass aufgrund des nassen Herbstes und des kalten Winters heuer der Eisfall zusammen wachsen konnte.
Unaufhaltsam zogen wir unsere Eiskletterausrüstung an und dann ging es auch schon los.
Die ersten Meter gingen schnell und reibungslos von der Hand. Es dauerte nicht lange und schon wurde der Eisfall senkrecht, Ich setzte eine Eisschraube und kletterte weiter.
Ober mir war ein Dach mit vielen „Schwerter des Damokles“.
Zum Glück befand ich mich „drunter drinn“. Der Eisvorhang wirkte auf mich bedrohlich, doch war ich in relativer Sicherheit.
Als ich weiter empor stieg um das Dach zu erreichen bemerkte ich, dass ich mich auf einer dünnen Säule befand. Bei jedem Schlagen und Treten gab sie dumpfe Geräusche von sich. Konzentriert kletterte ich weiter um unterhalb des Daches endlich kompakteres Eis zu finden und eine vertrauenswürdige Eisschraube zu setzen.
Ich musste mit meinem Pickel einige Eiszapfen vom Eisvorhang weg schlagen um nach links queren zu können um dort auf bombenfestes Eis zu gelangen.
Das Eis war so kompakt, dass sich beim Schlagen des Pickels Kochfeldgroße Risse bildeten. Gezieltes Hauen und niemals zwei Pickel auf kleinem Raum schlagen war die Vorraussetzung.
Nach ca. 35- 40 Metern gelang ich zu einer relativ angenehmen Rastposition. Auch das Eis in den letzten Metern dieser Seillänge erwies sich als bombenfest, jedoch sah das ganze von unten wesentlich leichter aus. Mit vollgepumpten Unterarmen erreichte ich das Ende der ersten Seillänge. Ich hielt immer wieder Ausschau nach einer vorherigen Begehung, doch konnte ich nichts entdecken und richtete einen Stand ein.
Nun war es Zeit für Moritz nachzukommen. Ohne größere Schwierigkeiten erreichte er bald den Standplatz.
Moritz sollte nun die zweite Hälfte unserer Erstbegehung übernehmen.
Nach ca. 30 Meter Gehgelände erwarteten uns drei weitere Eisfälle. Wir entschieden uns für den mittleren Eisfall, da er gutes steiles Eis vorwies.
Moritz stieg souverän den 20 Meter hohen Eisfall empor und juchzte erleichternd. Bald darauf war er von meiner Bildfläche verschwunden. Ich gab ihm noch weitere 20 Meter Seil und hörte ein lautes „Stand“ rufen. Nun war ich wieder an der Reihe und stieg Moritz nach.
Der erste Eindruck der Schwierigkeit bestätigte sich und dürfte bei WI 4+ liegen.
Am Ende des Eisfalles war eine große ebene Fläche und Moritz machte an einem Baum Stand.
Als ich dort ankam freuten wir uns sehr über unsere erste Erstbegehung im Eis.
Wir legten ein altes Kletterseil um eine Lärche und seilten uns von da zum ersten Standplatz ab. Von dort mussten wir uns weitere 50 Meter bis zum Boden abseilen. Jedoch mussten wir beim Abseilen über dem Dach sehr vorsichtig sein, damit uns nicht die Eiszapfen vom Eisvorhang trafen.
Am Boden angekommen, stärkten wir uns und plauderten erleichtert über das Vollbrachte.
Voll bepackt fuhren wir mit den Skiern ans andere Ende der Talseite um einige Fotos vom Eisfall zu machen.
Über die Schwierigkeit und die länge des Eisfalls waren wir uns sofort einig.
Der Namen der Eislinie fiel uns erst später bei unserem wohlverdienten Bier ein: ERFRISCHEND EISIG!
Erfrischend Eisig deshalb, weil uns während des Kletterns einige Eisbrocken hinter die Kleidung rutschten und uns unsere Brust kühlten und eisig… naja…brauchen wir wohl nicht erklären …
Erstbegehung der "Erfrischend Eisig" © Klaus Lang und Moritz Fink

Routeninformationen

Vorschläge über die Schwierigkeit und Länge

  • Erste Seillänge: WI 6; 50 Meter
  • Zweite Seillänge: WI 1 Gehgelände; 30 Meter
  • Dritte Seillänge: WI 4+; 40 Meter

Klaus Lang und Moritz Fink