Drei neue Eistouren im Rienztal: „Blue Moon“ (WI5+/6) / „Go down in flames“ (VI/5+) / „Little Miss Sunshine“(WI4+/M4)
Erstbegehungen im Rienztal © Manuel und Martin Baumgartner
Zum Jahreswechsel konnten Manuel und Martin 3 neue Eisfälle im Rienztal am Wildgrabenjoch erstbegehen. Die Eistouren "Little Miss Sunshine", "Blue Moon" und
"Go down in flames" versprechen einen umfangreichen Tag im Eis.
Letztes Jahr konnten Martin und ich einige schöne Eisfälle im Rienztal klettern. Als ich im Dezember mit Kunden am Monte Piano unterwegs war, fiel mir eine markante Eislinie in Richtung Wildgrabenjoch auf. Auch Martin vermutete bereits, dass sich hier oben interessante Eisfälle bilden könnten. Gesagt, getan, standen wir einige Tage später auf den Skiern und machten uns auf den langen Weg ins Rienztal und hoch zum Wildgrabenjoch. Als wir fast am Joch ankamen staunten wir nicht schlecht, als sich zu unserer Rechten eine versteckte markante Eissäule zu erkennen gab. Direkt daneben bildeten sich weitere Eislinien. Wir entschieden uns zuerst den mittleren Eisfall zu klettern und in 3 schönen Seillängen erreichten wir dessen Ende. Nachdem wir diesen geklettert waren, widmeten wir uns der steilen, röhrigen Säule. Da es eigentlich die ersten Eisfälle in dieser Eisklettersaison waren, war es für mich spannend die 50 m Seillänge zu klettern, da die Eisqualität das Absichern nicht einfach machte. Zufrieden fuhren wir mit den Skiern zurück ins Tal, wo wir mit einem guten Glas Wein auf unsere Tour anstießen.
Da uns die anderen Eislinien nicht aus dem Kopf gingen und wir eine Warmfront vorüberziehen lassen mussten, kehrten wir zwei Wochen später zum Wildgrabenjoch zurück. Diesmal stand ein filigraner Eiszapfen, der fast bis zum Boden reichte, in unserem Visier. Ich startete mit einigen Haken am Gurt voll motiviert in die erste Seillänge und arbeitete mich ca. 5 Meter in Mixgelände nach oben bis der Eiszapfen begann. Beim ersten Schlag ins Eis wurde mir gleich bewusst, dass ich diesen Eiszapfen nicht absichern kann. Als letzte Sicherung platzierte ich einen kurzen Messerhaken und stieg voller Hoffnung über die filigrane Eisformation nach oben. Zugern hätte ich eine Eisschraube gesetzt, doch die Entscheidung keine zu setzten stellte sich als Goldrichtig heraus. In diesem Moment brach der ca. 6 m lange Zapfen ab und trat mit mir die Rückreise zu Martin an. Dank des guten Sicherns von Martin hielt mich der Messerhaken kurz vor dem Boden und Martin meinte nur, „des isch sponnend.“ Nachdem ich mein Eisgerät wiedergefunden hatte, machte sich Martin auf den Weg eine Einstiegsvariante zu klettern. So konnten wir den nicht mehr vorhandenen Eiszapfen umgehen und uns dem oberen Teil des Eisfalls widmen. Auch der obere Teil stellte sich als sehr spannend heraus. Als wir das Ende erreichten, seilten wir ab und machten uns diesmal noch zufriedener zurück zu unserer Flasche Wein, wo wir über die Namen unserer Touren philosophierten.
Alle verwendeten Haken wurden belassen.
Text: Manuel Baumgartner
Allgemeine Routeninformationen:
Blue Moon
Erstbegeher: Manuel und Martin Baumgartner am 26.12.2021
Schwierigkeit: WI5+/6
Länge: 50m
Ausrichtung: West /Südwest
Ausrüstung: NAA, Eisausrüstung, Ski für Zustieg
Charakter: Sehr schöne Eissäule, wer das Abenteuer abseits von den Menschenmassen sucht ist hier bestens bedient
Anfahrt / Zustieg: Auf der SS 51 von Toblach in Richtung Cortina fahren bis zum Gasthof Drei Zinnenblick, von da zuerst über die Forststraße und dann über Steig 102 ins Rienztal. Nach ca 3,5km dem Steig Nr.10 nach links aufs Wildgrabenjoch folgen kurz vor dem Joch wird der Eisfall sichtbar (ca. 2 h).
Allgemeine Routeninformationen:
Little Miss Sunshine
Erstbegeher: Manuel und Martin Baumgartner am 26.12.2021
Schwierigkeit: WI 4+/M4
Länge: 120m
Seillängen : 3
Ausrichtung: West /Südwest
Ausrüstung: NAA, einige mittlere Friends, Eisausrüstung, Ski für Zustieg
Charakter: Leichterer Eisfall der viel Sonne abbekommt, er lässt sich gut mit den anderen Eisfällen verbinden
Anfahrt / Zustieg: Auf der SS 51 von Toblach in Richtung Cortina fahren bis zum Gasthof Drei Zinnenblick, von da zuerst über die Forststraße und dann über Steig 102 ins Rienztal. Nach ca 3,5km dem Steig Nr.10 nach links aufs Wildgrabenjoch folgen kurz vor dem Joch wird der Eisfall sichtbar (ca. 2 h).
Allgemeine Routeninformationen:
Go Down in Flames
Erstbegeher: Manuel und Martin Baumgartner am 08.01.2022
Schwierigkeit: VI/5+ (Variante Hoppala M7/WI6)
Länge: 70m
Seillängen : 2
Ausrichtung: West /Südwest
Ausrüstung: NAA, einige kleine und mittlere Friends, Eisausrüstung,Ski für Zustieg
Charakter: Schöner Eisfall mit Mix Einstieg, der untere freihängende Zapfen verabschiedet sich gerne 😉
Anfahrt / Zustieg: Auf der SS 51 von Toblach in Richtung Cortina fahren bis zum Gasthof Drei Zinnenblick, von da zuerst über die Forststraße und dann über Steig 102 ins Rienztal. Nach ca 3,5km dem Steig Nr.10 nach links aufs Wildgrabenjoch folgen kurz vor dem Joch wird der Eisfall sichtbar (ca. 2 h).